Die Krypto-Branche steht weltweit vor immensen Veränderungen, angestoßen durch regulatorische Entwicklungen und den zunehmenden Einfluss großer Finanzinstitutionen. In diesem Kontext hat Caitlin Long, eine der bekanntesten Persönlichkeiten der Blockchain- und Krypto-Szene in den USA, deutliche Kritik an der aktuellen Stablecoin-Politik der US-Notenbank (Federal Reserve) geübt. Longs Kritik richtet sich vor allem gegen eine vermeintliche Bevorzugung von großen Banken bei der Ausgabe von Stablecoins, die ihrer Meinung nach die Innovationskraft der gesamten Branche einschränkt und letztlich den Wettbewerb verzerrt. Die Aussage der langjährigen Branchenexpertin wirft ein Schlaglicht auf tiefgehende regulatorische Herausforderungen, die sich aus der aktuellen Politik der Fed ergeben. Caitlin Long ist Gründerin und CEO der Custodia Bank, einem spezialisierten Krypto-Bankinstitut mit Fokus auf institutionelle Kunden und Stablecoin-Technologie.
Mit ihrer umfassenden Expertise hat sie sich als Vordenkerin in der Schnittstelle zwischen traditionellen Finanzinstitutionen und der Blockchain-Welt etabliert. Ihre jüngsten Äußerungen in sozialen Medien, insbesondere auf der Plattform X (früher Twitter), heben hervor, dass die Fed zwar einige frühere Krypto-Richtlinien gelockert hat, jedoch eine zentrale Regelung intakt gelassen wird, die Banken daran hindert, direkt im Kryptobereich aktiv zu werden. Dieses Vorgehen führt laut ihr zu einer massiven Wettbewerbsvorteil für Großbanken und deren Versionen von Stablecoins, sogenannten „permissioned stablecoins“. Die Stablecoin-Politik der US-Notenbank ist ein essenzieller Bestandteil der gesamten Krypto-Regulierung in den Vereinigten Staaten. Stablecoins, digitale Vermögenswerte, die an den Wert von Fiat-Währungen gekoppelt sind, spielen eine bedeutende Rolle in der Integration von Krypto in den regulierten Finanzmarkt.
Sie ermöglichen unter anderem schnelle Transaktionen, als Zahlungsmedium sowie zur digitalen Vermögensverwaltung. Aufgrund ihrer Bedeutung steht die Regulierung von Stablecoins unter hohem öffentlichen und politischen Interesse. Die Fed sieht sich damit vor die Aufgabe gestellt, einen ausgewogenen Rahmen zu schaffen – einerseits die Sicherheit und das Finanzsystem zu schützen, andererseits Innovationen zu ermöglichen. Laut Caitlin Long hat die Fed jedoch eine Politik weiterverfolgt, die Banken nicht erlaubt, auf permissionless Blockchains eigene Stablecoins auszugeben oder direkt am Kryptomarkt teilzunehmen. Diese Regelung wurde in einem koordinierten Dokument mit der Biden-Administration im Januar 2023 veröffentlicht und blockiert explizit den Vorstoß von Banken in den permissionless Bereich, in dem viele dezentrale Finanzprodukte angesiedelt sind.
Long bezeichnet diese Haltung als klaren Vorteil für etablierte Banken, die schon jetzt permissioned Stablecoins herausgeben können. Diese Geschäftsmodelle sind von der Fed und internationalen Aufsichtsbehörden eher toleriert und gefördert, da sie kontrollierter und weniger risikobehaftet erscheinen. Die Folgen dieser Haltung sind vielfältig. Zum einen üben Banken einen erheblichen Einfluss auf die Gestaltung des Stablecoin-Ökosystems aus und sichern sich dadurch eine marktbeherrschende Stellung. Zum anderen bleibt der breiten Krypto-Community und innovativen Start-ups somit bis zur Verabschiedung eines eindeutigen Stablecoin-Gesetzes durch den US-Kongress faktisch der Zugang zu kontinuierlicher Weiterentwicklung und Markteintritt verwehrt.
Long unterstreicht deshalb ihre Forderung nach schnellerer Gesetzgebung, die Transparenz schafft und klare Regeln für Stablecoins auf beiden Seiten – permissioned und permissionless – ermöglicht. Nur durch umfassende und faire Regulierung lässt sich ihrer Ansicht nach das volle Potenzial von Stablecoins ausschöpfen und Marktmachtkonzentration vermeiden. Ein weiterer Kritikpunkt betrifft die Tatsache, dass die Fed Banken nach wie vor verbietet, direkt als Prinzipale im Krypto-Markt aufzutreten. Das schließt unter anderem die Freiheit für Banken ein, als Markt-Maker in populären Kryptowährungen wie Bitcoin, Ethereum oder Solana aktiv zu werden. Dieser Umstand verhindert, dass der herkömmliche Finanzsektor voll in die Kryptoökonomie integriert wird, was wiederum Hemmnisse bei der Liquidität und Marktreife nach sich zieht.
Zusätzlich sehen sich Banken mit operativen Herausforderungen konfrontiert, wenn es um Krypto-Custody-Dienste geht. Beispielsweise bestehen Einschränkungen bei der Übernahme von Gas-Gebühren für Onchain-Transaktionen – ein elementarer Prozess für jeden seriösen Krypto-Verwahrer. Die Fed-Regelung führt hier zu einem bürokratischen und praktischen Engpass, der das Wachstum im Bankensektor verlangsamt. Die öffentliche Kommunikation der Fed zu diesem Thema wird ebenfalls von Caitlin Long scharf kritisiert. Die Fed hatte in ihrer jüngsten Pressemitteilung hervorgehoben, eine lange Liste von Richtlinien für den Krypto-Bereich aufgehoben zu haben, ohne jedoch die zentrale Regelung explizit zu erwähnen, die Banken das direkte Engagement im Krypto-Markt verbietet.
Diese selektive Kommunikation führt laut Long dazu, dass viele Branchenkenner und Analysten ein einseitig positives Bild der Fed-Maßnahmen gewinnen, das die tatsächliche Lage nicht widerspiegelt. Diese PR-Taktik nannte sie irreführend, da sie die breite Öffentlichkeit und auch institutionelle Investoren „täuscht“. Neben Long äußerten sich auch politische Akteure zu der Debatte. Senatorin Cynthia Lummis, eine prominente Verfechterin für digitale Vermögenswerte, bezeichnete die Fed-Entscheidung als „reine Lippenbekenntnisse“. Sie kritisierte unter anderem eine Passage in der Fed-Policy, in der Bitcoin und andere digitale Assets weiterhin als „unsicher und unvernünftig“ eingestuft werden.
Lummis fordert die Politik auf, endlich klarere gesetzliche Rahmenbedingungen zu schaffen, um die USA im globalen Krypto-Wettbewerb nicht zurückfallen zu lassen. Sie sieht in der momentanen US-Politik eine massive Bremswirkung auf die Innovation und Kapitalbildung im Krypto-Sektor. Im Gegensatz dazu gab es auch Kommentare aus der Krypto-Wirtschaft, die den Schritt der Fed teilweise begrüßten. Michael Saylor, ehemaliger CEO von MicroStrategy und ein bekannter Bitcoin-Bulle, betonte, dass durch die Lockerungen der Fed Banken nun besser in der Lage seien, Bitcoin zu unterstützen. Er wertete die Entwicklungen als positiven Fortschritt, der den Weg zur Integration traditioneller Finanzinstitutionen mit der Krypto-Welt ebne.
Dennoch bleibt diese Sichtweise kritisch zu betrachten, da die zentralen Restriktionen im Bereich Stablecoins und direkte Krypto-Beteiligung weiter bestehen. Insgesamt ist die Situation komplex und zeigt die Spannungsfelder zwischen Innovation, Regulierung und Marktgestaltung. Die stabile Gesetzgebung für Stablecoins ist eine der wichtigsten Aufgaben der US-Politik in den kommenden Monaten. Sie muss sowohl den Schutz der Verbraucher und die Stabilität des Finanzsystems gewährleisten als auch Raum geben für technologische Fortschritte und neue Geschäftsmodelle. Dabei ist es entscheidend, dass traditionelle Banken und FinTechs auf gleicher Augenhöhe agieren können, um Wettbewerb und Dezentralisierung zu fördern.
Die aktuelle Schutzpolitik der US-Notenbank zu permissioned Stablecoins hebt diese Balance auf den Kopf. Caitlin Longs Kritikpunkt hat insofern weite Tragweite, als dass er nicht nur eine momentane regulatorische Maßnahme, sondern auch die grundsätzliche Richtung der US-Krypto-Politik hinterfragt. Die bevorstehenden Gesetzgebungsverfahren im Kongress werden deshalb mit Spannung erwartet, weil sie entscheidend bestimmen könnten, wie das Verhältnis zwischen traditionellen Finanzinstitutionen und der Krypto-Wirtschaft künftig ausgestaltet sein wird. Expert:innen gehen davon aus, dass demokratische sowie republikanische Mitglieder des Parlaments uneins sind, wie viel Freiheit und Risiko der Markt vertragen soll. Für Anleger, Entwickler und Anwender von Stablecoins sowie Kryptowährungen bedeutet dies eine Phase erhöhter Unsicherheit, aber auch großer Chancen.
Ein klarer, fairer und technologieneutraler Rechtsrahmen könnte den USA helfen, an der Spitze der globalen Krypto-Revolution zu bleiben und gleichzeitig die Risiken für das Finanzsystem zu minimieren. Bis dahin bleibt jedoch unklar, wie sich die unterschiedlichen Interessenlagen zwischen Zentralbank, großen Banken, Krypto-Pionieren und politischen Entscheidungsträgern ausbalancieren werden. In diesem Spannungsfeld steht vor allem die Forderung von Caitlin Long im Vordergrund, dass der US-Kongress endlich „Gas geben“ sollte, um ein stabiles und modernes Stablecoin-Regelwerk zu schaffen. Die Rolle von Stablecoins als Brücke zwischen traditionellen Finanzmärkten und der Kryptobranche kann dabei nicht genug betont werden. Eine gerechte Infrastruktur, die sowohl permissioned als auch permissionless Modelle berücksichtigt und fördert, ist entscheidend für das Wachstum und die Akzeptanz digitaler Währungen.
Nur so lässt sich die Dezentralisierung bewahren und der Innovationsgeist erhalten, der einst die Blockchain-Technologie so revolutionär machte. Abschließend lässt sich sagen, dass die Debatte um die Stablecoin-Politik der US-Notenbank ein exemplarisches Beispiel für das Ringen um die Zukunft der Finanzwelt ist. Caitlin Longs klare Stellungnahme ist ein Weckruf für mehr Transparenz, Offenheit und Fairness in der Regulierung. Die kommende Zeit wird zeigen, ob die US-Politik in der Lage sein wird, ein Umfeld zu schaffen, das sowohl Sicherheit als auch Innovation gleichermaßen fördert – oder ob die Vorherrschaft der großen Finanzinstitute den Krypto-Markt weiter einschränken wird.