BlackRock, der weltweit größte Vermögensverwalter, hat kürzlich seine Einschätzung zur wirtschaftlichen Lage und deren Auswirkungen auf harte Wirtschaftsdaten geäußert. Amanda Lynam, Leiterin der makroökonomischen Kreditforschung bei BlackRock, erklärt, dass das Unternehmen in diesem Jahr damit rechnet, dass sich die soften wirtschaftlichen Indikatoren vorerst nicht unmittelbar in den harten, messbaren Wirtschaftsdaten niederschlagen werden. Stattdessen wird erst im zweiten Halbjahr 2025 mit Auswirkungen auf BIP, Beschäftigung und Unternehmensgewinne gerechnet. Diese Prognose gibt wichtige Hinweise darauf, in welchem Tempo sich die Konjunktur tatsächlich entwickeln könnte und wie Anleger und Unternehmen sich auf die kommenden Monate einstellen sollten. Die Unterscheidung zwischen weichen und harten Daten ist für das Verständnis der wirtschaftlichen Entwicklung entscheidend.
Weiche Daten umfassen Umfragen, Stimmungsindikatoren und vorläufige Monatszahlen, die zeigen, wie sich Unternehmen und Verbraucher fühlen und welches Verhalten erwartet wird. Harte Daten dagegen sind objektive wirtschaftliche Kennzahlen, wie etwa die tatsächlichen Export- und Importvolumen, Produktionszahlen, Arbeitslosenzahlen und letztlich das reale Bruttoinlandsprodukt. Während weiche Indikatoren oft schneller und mit höherer Frequenz veröffentlicht werden, zeigen harte Daten die tatsächliche wirtschaftliche Realität mit Verzögerung. BlackRock sieht derzeit eine Diskrepanz zwischen diesen beiden Arten von Daten. Obwohl die weichen Indikatoren in den letzten Monaten Anzeichen von Schwäche gezeigt haben – etwa eine insgesamt verhaltene Verbraucherstimmung oder zurückhaltende Investitionsabsichten von Unternehmen – blieben die harten Indikatoren in vielen Bereichen bislang stabil.
Dies liegt laut Amanda Lynam unter anderem an Verzögerungseffekten, bei denen sich wirtschaftliche Entwicklungen erst später auf reale Zahlen auswirken. Beispielsweise kann ein Rückgang bei Verbraucherumfragen erst mit Verzögerung zu weniger Verkäufen in Handelsstatistiken führen, die dann wiederum in den Unternehmenszahlen reflektiert werden. Ein weiterer Grund für die Verzögerung ist die Wirkung früherer geld- und fiskalpolitischer Maßnahmen. In den vergangenen Jahren haben Zentralbanken und Regierungen weltweit aggressive Maßnahmen ergriffen, um Wirtschaftswachstum zu stützen und Krisen abzufedern. Davon profitieren die Unternehmen und Konsumenten noch immer.
Viele Unternehmen haben ihre Lagerbestände erhöht, und Verbraucher konnten aufgrund erhöhter staatlicher Transfers oder günstiger Kreditbedingungen weiterhin ausgeben, selbst wenn die wirtschaftliche Stimmung sinkt. Solche Verzerrungen halten die harten Daten vorerst auf einem höheren Niveau. Doch BlackRock erwartet, dass diese Stützfaktoren im Verlauf des Jahres 2025 nachlassen und sich die Schwäche der weichen Daten dann in realen ökonomischen Zahlen widerspiegeln wird. Die Marktteilnehmer sollten daher ein Auge auf signifikante Wendepunkte in der wirtschaftlichen Entwicklung haben. Während Aktienmärkte in den letzten Monaten volatil reagierten, deutet die BlackRock-Analyse darauf hin, dass die starken Reaktionen auf kurzfristige weiche Indikatoren möglicherweise zu früh erfolgen oder übertrieben sind.
Die realen wirtschaftlichen Entwicklungen könnten erst in der zweiten Jahreshälfte klar spürbar werden, was bedeutet, dass Anleger und Investoren einen längeren Atem brauchen, um die tatsächlichen Effekte zu verstehen und entsprechend zu reagieren. Im Fokus stehen dabei vor allem die Kreditmärkte. BlackRock betont, dass die Risikobewertung bei Unternehmensanleihen und anderen Kreditinstrumenten besonders sensibel auf Änderungen harter Daten reagiert. Eine Verschlechterung der realen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen kann zu einer Erhöhung der Kreditrisiken führen, was wiederum Kosten für Unternehmen und Investoren steigen lässt. Die Erwartung, dass sich harte Daten erst später verschlechtern, erlaubt es Kreditmarktakteuren, sich gezielter auf die bevorstehenden Herausforderungen vorzubereiten und Strategien zur Risikominimierung zu entwickeln.
Neben der makroökonomischen Perspektive betrachtet BlackRock auch sektorale Unterschiede. Nicht alle Branchen sind gleichermaßen von dem erwarteten Rückgang in den harten Wirtschaftsdaten betroffen. Branchen mit hoher Zyklizität, wie beispielsweise die Industrieproduktion, Automobilbranche oder der Bausektor, reagieren typischerweise besonders stark auf konjunkturelle Schwankungen. Hier könnten sich erste negative Auswirkungen bereits früher abzeichnen. Dagegen sind Dienstleistungen und einige Technologiebereiche oftmals weniger unmittelbar betroffen.
Außerdem kann die globale Dimension eine Rolle spielen, da unterschiedliche Wachstumsmuster in den Weltregionen unterschiedliche Reaktionen hervorrufen. Wichtig ist zudem die Rolle der Geldpolitik. Die Zentralbanken befinden sich weiterhin in einem Spannungsfeld zwischen der Bekämpfung der Inflation und der Unterstützung des Wachstums. BlackRock geht davon aus, dass die Geduld der Notenbanken mit der konjunkturellen Entwicklung entscheidend sein wird. Sollten sich harte Daten tatsächlich im Laufe des Jahres verschlechtern, könnten Zentralbanken entweder zu einer zurückhaltenderen Zinspolitik übergehen oder aufgrund erhöhter Inflationsrisiken weiterhin restriktiv bleiben.
Die daraus resultierenden Marktentscheidungen haben direkten Einfluss auf Anleiherenditen, Aktienbewertungen und Kapitalflüsse. Für Unternehmen ist zudem die Erkenntnis relevant, dass sich Investitionsentscheidungen oft verzögert und vorsichtiger gestalten. Eine Eintrübung der harten Daten könnte Investitionsvorhaben verzögern oder aussetzen, was langfristig das Wachstumspotenzial beeinflusst. Gleichzeitig können erhöhte Finanzierungskosten und erschwerte Kreditbedingungen die Wachstumschancen einschränken. BlackRock empfiehlt deshalb Unternehmen, ihre Finanzplanung und Risikoabschätzungen frühzeitig anzupassen und flexibler auf sich ändernde makroökonomische Rahmenbedingungen zu reagieren.
Aus der Perspektive privater und institutioneller Anleger ergeben sich mehrere Schlüsse. Kurzfristige Marktvolatilität sollte mit Bedacht interpretiert werden, da sie häufig von Erwartungen über weiche Indikatoren getrieben wird. Die tatsächlichen wirtschaftlichen Entwicklungen – die sich erst verzögert in den harten Daten zeigen – sind entscheidend für die langfristige Anlagequalität. Diversifikation, eine solide Analyse der kredit- und unternehmensspezifischen Risiken sowie ein angemessenes Risikomanagement sind wichtige Maßnahmen, um auf die erwarteten Herausforderungen vorbereitet zu sein. Abschließend unterstreicht BlackRock mit seiner Analyse die Bedeutung eines längeren Zeithorizonts in komplexen konjunkturellen Phasen.