Die Welt der Kryptowährungen ist ein schnelllebiges und oft undurchsichtiges Terrain, das sowohl enorme Chancen als auch erhebliche Risiken birgt. Eine aktuelle Untersuchung von Solidus Labs hat jedoch ein alarmierendes Bild über die Aktivitäten auf der Solana-basierten Plattform Pump.Fun geliefert. Dem Bericht zufolge sind mehr als 98% der dort eingeführten Tokens entweder Opfer sogenannter Rug Pulls oder Teil von betrügerischen Pump-and-Dump-Schemata. Diese Enthüllung wirft ein grelles Licht auf die Schattenseiten des boomenden DeFi- und Token-Erstellungsmarkts und stellt Investoren vor neue Herausforderungen und Warnsignale.
Pump.Fun wurde Anfang 2024 gegründet und bietet Nutzern die Möglichkeit, eigene Kryptowährungen auf der Solana-Blockchain zu sehr niedrigen Kosten zu erstellen. Die Plattform hat sich schnell zu einem beliebten Ort für die Token-Erstellung entwickelt, was vor allem auf die niedrigen Transaktionsgebühren und die schnelle Ausführung auf Solana zurückzuführen ist. Doch diese Vorteile werden zunehmend von betrügerischen Akteuren ausgenutzt, die die Plattform nutzen, um schnelle und einfache Gewinne auf Kosten gutgläubiger Investoren zu erzielen. Die Zahlen aus dem Solidus Labs Bericht sind erschreckend: Von über sieben Millionen Tokens, die auf Pump.
Fun ausgegeben wurden, schaffen es lediglich knapp 97.000, eine Liquidität von mindestens 1000 US-Dollar aufrechtzuerhalten. Dies bedeutet, dass der überwiegende Teil der Tokens entweder wertlos geworden ist oder durch betrügerische Aktionen wie einen Rug Pull entwertet wurde. Rug Pulls sind dabei besonders perfide Manöver, bei denen Entwickler oder Organisatoren eines Projekts plötzlich sämtliche Liquidität aus einem Token ziehen und somit Investoren im Regen stehen lassen. Ein markantes Beispiel aus dem Bericht ist der MToken-Rug Pull, der das größte bekannte Betrugsvolumen mit einem Verlust von 1,9 Millionen US-Dollar aufweist.
Solche Vorfälle zeigen deutlich, wie gefährlich der Markt geworden ist und wie sorgfältig Anleger potenzielle Investitionen prüfen müssen. Insbesondere die sogenannten Memecoins, die oft mit großem Hype und wenig Fundament entstehen, bieten eine Spielwiese für manipulative Praktiken. Viele dieser Tokens zielen darauf ab, durch virale Marketingkampagnen und die Schaffung von FOMO (Fear Of Missing Out) Investoren anzulocken, die oft nicht das Risiko oder die wahre Natur der Token verstehen. Das Phänomen hat auch politische Dimensionen angenommen: Im Januar 2025 sorgte die Erwähnung eines TRUMP-Memecoins durch den ehemaligen US-Präsidenten Donald Trump selbst für erhebliche Aufregung und Aufmerksamkeit. Kurz darauf wurde auch der MELANIA-Token von der damaligen First Lady Melania Trump beworben.
Beide Tokens verloren innerhalb kurzer Zeit dramatisch an Wert, was Spekulationen über Insiderhandel und gezieltes Profitieren im Vorfeld der öffentlichen Bekanntgabe befeuerte. Experten schätzen, dass ein kleiner Kreis von Insidern durch rechtzeitigen Kauf und anschließenden Verkauf dieser Tokens Gewinne von mehr als 100 Millionen US-Dollar erzielt hat. Die Problematik beschränkt sich jedoch nicht nur auf Token-Erstellungsplattformen wie Pump.Fun. Auch auf dezentralen Börsen (DEX) wie Raydium ist das Ausmaß der betrügerischen Aktivitäten mit 93% der Liquiditätspools, die weiche Rug Pull-Charakteristika aufweisen, immens.
Das mediane Volumen bei diesen Zwischenfällen liegt bei 2.800 US-Dollar, was darauf hindeutet, dass auch kleinere Investoren immer wieder Opfer werden. Die gesamte Branche steht somit vor großen Herausforderungen. Die Geschwindigkeit und Anonymität, die Kryptowährungen grundsätzlich bieten, werden zunehmend von Kriminellen ausgenutzt. Solana hat sich hierbei als bevorzugte Plattform für solche Aktivitäten herauskristallisiert, weil die geringen Transaktionskosten und die schnelle Ausführung das Erstellen und Manipulieren von Tokens erleichtern.
Während andere Blockchains strengere Hürden und Gebühren haben, sorgt Solanas technologische Offenheit für ein zweischneidiges Schwert: Sie fördert Innovation, aber lässt auch Raum für Missbrauch. Regulatorisch sind Behörden keineswegs untätig. Die US-Börsenaufsichtsbehörde SEC hat im März 2025 eine Abteilung für Cyber- und aufkommende Technologien eingerichtet, die es sich zum Ziel gesetzt hat, Betrug im Kryptobereich rigoros zu verfolgen und das Vertrauen der Anleger zu stärken. Ein konkretes Beispiel für regulatorische Maßnahmen ist die Klage gegen Meteora und die mit dem M3M3-Memecoin verbundenen Verantwortlichen, die für einen $69 Millionen schweren Rug Pull verantwortlich gemacht werden. Solche rechtlichen Schritte könnten womöglich als Signal für einen Wandel in der Branche gelten, auch wenn die Durchsetzungsgeschwindigkeit manchmal hinter der Dynamik des Marktes zurückbleibt.
Internationale Berichte wie der von Merkle Science aus dem Februar 2025 zeigen darüber hinaus, dass allein im Jahr 2024 rund 500 Millionen US-Dollar durch Rug Pulls und andere Betrugsformen verloren gingen. Diese Summe verdeutlicht nicht nur den finanziellen Schaden, sondern auch das große Risiko, das mit unerfahrenen und unvorsichtigen Investitionen in die Tokenwelt einhergeht. Für Anleger und Interessierte bedeutet dies vor allem eines: Es ist essenziell, einen umfassenden und kritischen Blick auf Projekte und Token zu werfen, bevor man investiert. Transparenz der Entwickler, Liquiditätsreserven, Code-Audits und die allgemeine Reputation sind wichtige Indikatoren. Außerdem sollte die Begeisterung für kurzlebige Hypes und Meme-Investitionen kritisch hinterfragt werden, denn die Geschichte hat gezeigt, dass hier besonders viel Betrug und Manipulation blühen.
Die Entwicklung rund um Pump.Fun und ähnliche Plattformen zeigt, dass die Kryptowelt weiterhin stark reguliert und strukturiert werden muss, um eine nachhaltige Zukunft zu gewährleisten. Nur durch eine Kombination aus technologischer Innovation, sorgfältiger Regulierung und informierter Anlegerpraxis kann das enorme Potenzial von Blockchain und DeFi langfristig realisiert werden. Bis dahin bleiben jedoch Warnungen vor Betrug und Fehlverhalten allgegenwärtig, und Anleger sollten besonders vorsichtig agieren, um nicht zum Opfer von rug pulls und anderen betrügerischen Machenschaften zu werden.