Lucille Ball ist vielen als die Königin der klassischen Sitcoms bekannt, doch ihre Rolle in der Geschichte der Science-Fiction wird oft unterschätzt oder sogar unbekannt sein. Dank einer 2021 erschienenen Dokumentarserie auf dem History Channel mit dem Titel The Center Seat erfahren Fans und Historiker endlich, welchen bedeutenden Beitrag sie zur Geburt von Star Trek geleistet hat. Diese Serie zeichnet nach, wie Ball, ihr Ehemann Desi Arnaz und ihr gemeinsames Produktionsstudio Desilu Productions den Grundstein für eine der einflussreichsten Fernsehserien aller Zeiten gelegt haben – lange bevor Captain Kirk und Spock überhaupt auf die Bildfläche traten. Lucille Ball war nicht nur eine brillante Schauspielerin und Komikerin, sondern auch eine clevere Geschäftsfrau, die durch ihre Arbeit das Fernsehen revolutionierte und das Konzept der Wiederholungen etablierte, was für den Erfolg von Star Trek eine entscheidende Rolle spielte. Ohne ihr Engagement wäre die Sci-Fi-Serie möglicherweise nie realisiert worden.
Die Dokumentation erinnert daran, dass Lucille Ball, oft nur als Ikone der Comedy gesehen, tatsächlich ‚die Mutter von Star Trek‘ genannt werden kann. Das Produktionsstudio Desilu Productions wurde nach Lucille Ball und ihrem Mann Desi Arnaz benannt und war in den 1950er und 1960er Jahren ein Einflussfaktor in Hollywood. Nach der Trennung von Ball und Arnaz im Jahr 1960 übernahm Ball die Kontrolle über das Unternehmen, das schnell zu einer der bedeutendsten unabhängigen Produktionsfirmen der Branche wurde. In dieser Zeit suchte Ball nach einem neuen Projekt, das sie eigenständig betreiben konnte. Star Trek war genau das: ein innovatives Konzept, das Mut erforderte, weil Science-Fiction damals noch nicht in der Fernsehlandschaft verankert war.
Ball erkannte das Potenzial dieser Serie und unterstützte sie trotz anfänglicher Rückschläge. Zum Beispiel wurde der erste Pilotfilm „The Cage“ abgelehnt, doch Ball ließ eine zweite Pilotfolge produzieren, was zu dieser Zeit ein äußerst ungewöhnlicher und riskanter Schritt war. Mit dieser Entscheidung rettete sie faktisch die Serie und machte den Weg für die spätere Kultserie frei. Ein weiterer entscheidender Faktor war Balls Pionierleistung bei der Etablierung von Wiederholungen im Fernsehen. Durch ihre erfolgreiche Sitcom I Love Lucy führte sie das Konzept ein, dass Serien mehrfach im Fernsehen ausgestrahlt und dadurch erneut monetarisiert werden konnten.
Dieses Modell wurde für das Fernsehen revolutionär und hat dazu geführt, dass Star Trek, obwohl die ursprüngliche Ausstrahlung nur drei Staffeln dauerte, durch Wiederholungen in den 1970er Jahren zu einem kulturellen Phänomen wurde. Ohne diese Wiederholungen wäre das Franchise wahrscheinlich schon früh in der Versenkung verschwunden. Die Fähigkeit, Serien mit größerer Reichweite und längerer Lebensdauer neu zu präsentieren, veränderte die Fernsehindustrie nachhaltig – und Lucille Ball war maßgeblich daran beteiligt. Die Dokumentationsreihe The Center Seat widmet einen großen Teil ihres ersten von insgesamt zehn Episoden dem Einfluss von Lucille Ball auf Star Trek. Dabei kommen neben Historikern auch Archivare und Experten zu Wort, die ihre Erkenntnisse und Analysen darstellen.
Gates McFadden, bekannt aus Star Trek: The Next Generation, übernimmt die Erzählung und unterstreicht so die Bedeutung Balls für das Franchise. Für viele Zuschauer mag es überraschen, wie eng die Beziehung zwischen einer Sitcom-Legende und einem Sci-Fi-Kosmos wie Star Trek war, doch die Geschichte zeigt, dass hinter großen Erfolgsgeschichten oft unerwartete Verbindungen stehen. Neben der finanziellen Absicherung durch das Produktionsstudio, war Lucille Ball auch als Visionärin und Mäzenin wichtig. Sie hatte das Selbstbewusstsein und den Mut, in eine Serie zu investieren, die kein klassisches Mainstream-Format darstellte und eher ein Nischenpublikum ansprach. Diese Weitsicht war damals noch selten bei den Studios, die lieber auf bewährte Formate setzten.
Das Erbe von Ball ist somit nicht nur in der Welt der Sitcoms, sondern auch im Science-Fiction-Genre tief verwurzelt. Ohne ihren Einfallsreichtum, ihre Risikobereitschaft und ihr Talent für Produktion hätte Star Trek womöglich nie das Licht der Welt erblickt. Das Erbe von Lucille Ball geht über Star Trek hinaus. Sie veränderte die Art und Weise, wie Fernsehinhalte produziert, vermarktet und wiederverwendet werden. Dabei ist ihr Name heute fast ausschließlich mit lustigen Sendungen wie I Love Lucy verbunden, doch die Dokumentation verdeutlicht, wie wichtig ihr Einfluss auch für ein Genre ist, das scheinbar so fern von Sitcoms entfernt ist.
Science-Fiction, so zeigt es die Geschichte, verdankt Lucille Ball einiges – sowohl als Geschäftsfrau als auch als Unterstützerin künstlerischer Innovation. Interessant ist auch, wie durch die Dokumentation bislang kaum bekannte Aspekte der Produzentenwelt und der Entstehungsgeschichte von Star Trek ins Licht rücken. Die Zeit der Klassischen Serie und der mutigen Entscheidungen für die zweite Pilotfolge wurden oft nur am Rande behandelt, doch hier zeigt sich klar, dass hinter den Kulissen eine der prägendsten Figuren des amerikanischen Fernsehens stand. Abschließend lässt sich sagen, dass Lucille Ball nicht nur für Comedy und Sitcoms bedeutend war, sondern als eine der seltenen Frauen der Branche auch den Grundstein für ein ganzes Universum an Design, Erzählweise und kultureller Relevanz gelegt hat. Ihre Weitsicht, ihr Mut zur Veränderung und ihr Engagement für Star Trek haben der Serie und dem gesamten Science-Fiction-Fandom das Geschenk gegeben, das viele Generationen begeistert hat.
Ohne Lucille Ball wäre die Landschaft des Fernsehens heute sicherlich eine andere – weniger divers, weniger kühn und ohne die Abenteuer, die uns in ferne Galaxien entführen. Die Dokumentation The Center Seat ist daher ein wichtiger Beitrag, um diese historische Figur gebührend zu ehren und ihr den Platz einzuräumen, der ihr zusteht.