Die Gestaltung von HTML-Code und insbesondere die Verwendung von CSS-Klassen haben sich im Laufe der Jahre enorm weiterentwickelt. Ursprünglich ging es vor allem darum, Funktionalität zu erreichen und das Aussehen von Webseiten zu steuern. Mittlerweile stehen bei der Entwicklung von Webseiten jedoch auch Lesbarkeit, Modularität und Wartbarkeit im Fokus. Ein besonders spannender Ansatz für mehr Struktur und Verständnis im HTML-Code ist das Einbringen von dekorativem Text innerhalb von Klassenattributen. Traditionell werden im HTML-Klassenattribut unterschiedliche Klassen mit Leerzeichen getrennt angegeben.
Diese Klassen können dann im CSS angesprochen und gestaltet werden. Ein üblicher Fall ist, dass eine einzelne Klasse mehrere Aufgaben übernimmt und sehr komplex wird, was das Nachvollziehen und die Pflege erschwert. Beispielhaft kann man eine Klasse sehen wie „card-section-background1-colorRed“. Diese Klasse beschreibt mehrere Eigenschaften auf einmal, was die Trennung von Verantwortlichkeiten erschwert. Ein modernerer, modularer Ansatz ist es, die verschiedenen Eigenschaften in mehrere, kleinere Klassen aufzuteilen, die jeweils eine klare Funktion haben.
Statt einer langen, verschachtelten Klasse wirken mehrere einzelne Klassen wie „card“, „section“, „box“, „bg-base“ und „color-primary“ wesentlich verständlicher. Jede einzelne Klasse steht für eine tatsächliche Stil- oder Strukturkomponente, die im CSS separat gepflegt wird. Dieses Vorgehen fördert Wiederverwendbarkeit und vereinfacht Änderungen. Trotz der Vorteile der modularen Klassenaufteilung gibt es in der Praxis häufig eine Herausforderung: die visuelle Zusammengehörigkeit von Klassen innerhalb des Attributs. Große Listen mit vielen Klassen in einer einzigen Attributzeile können unübersichtlich wirken.
Oft erschwert es ein bloßer Blick, die logischen Gruppierungen der Klassen zu erkennen. Da hilft es, das Attribut visuell zu strukturieren. Eine kreative Idee, die 2020 von Andy Bell verbreitet wurde und unter Entwicklern schnell für Interesse sorgte, ist die Möglichkeit, Klassen mittels dekorativer Elemente wie Klammern oder speziellen Trennzeichen zu gruppieren. Beispielsweise kann man Klassen als Gruppen innerhalb eckiger Klammern setzen: [card] [section box] [bg-base color-primary]. Dadurch wird der Code für Menschen besser lesbar, da die einzelnen Gruppen sofort erkennbar sind und sich visuell voneinander abheben.
Alternativ kann auch das Pipe-Symbol genutzt werden, um Gruppierungen darzustellen: card | section box | bg-base color-primary. Das Spannende daran ist, dass HTML-Attribute generell beliebigen Text enthalten dürfen, solange sie die grundlegenden Syntaxregeln einhalten. Beim class-Attribut bedeutet das: Es können auch ungewöhnliche Zeichen eingesetzt werden, solange der Browser diese nicht als Leerzeichen interpretiert und CSS darauf zugreifen kann. Damit werden neue kreative Darstellungsweisen möglich. Neben den visuellen Clustern, die man durch Symbole wie Klammern und Pipes setzen kann, gibt es noch andere Formen der dekorativen Textgestaltung.
So bieten Leerzeichen die Möglichkeit, zwischen primären und sekundären Klassen räumliche Trennung anzulegen. Mehrfache Leerzeichen oder Umbrüche im Attribut tragen ebenfalls dazu bei, die Lesbarkeit zu erhöhen. So kann man beispielsweise Klassen untereinander schreiben, um einen vertikalen Look zu erzeugen, der im Editor besser zu lesen ist. Darüber hinaus erlauben es Unicode-Zeichen und Emojis, Menschen im Team einen zusätzlichen visuellen Hinweis zu geben. Emojis in Klassen, wie Pfeile oder Hände, können konkrete Hinweise oder Warnungen geben, die nicht im CSS wirken, aber für Entwickler hilfreich sind, etwa „card ➡️ section box ⬅️ bg-base color-primary“.
Das ist zwar bei der Verarbeitung durch Browser neutral, verbessert aber das Verständnis im Quelltext. Diese kreative Nutzung von Unicode-Sonderzeichen und symbolischen Elementen kann in großen Codebases oder Teams vor allem beim Onboarding neuer Teammitglieder oder der Fehlersuche eine Rolle spielen. Natürlich muss man dabei vorsichtig sein, denn die CSS-Selektoren müssen exakt auf die Klassen abgestimmt sein, wenn Sonderzeichen Teil des Klassenamens sind. Ein weiterer, nicht ganz konventioneller Einsatz von dekorativem Text sind Kommentare direkt innerhalb der class-Attributwerte. Zwar ignoriert CSS nicht definierte Klassen, somit verursachen solche Kommentare keine fehlerhaften Styles, aber es ist wichtig zu beachten, dass nicht jeder Entwickler eine solche Praxis schätzt oder versteht.
Die Einbindung von Kommentaren wie // section_box_to_be_deprecated_next_year oder #Colours_set_in_primary.css innerhalb der Klasse sorgen für zusätzliche Hinweise direkt im Code – aber einige Werkzeuge und Optimierer könnten diese Ergänzungen entfernen oder verändern. Sogar in extremen Fällen haben Entwickler kreative ASCII-Kunst-Versuche innerhalb von Klassenattributen unternommen, um Bereiche hervorzuheben oder humorvolle Hinweise hinterlassen. Obwohl browserseitig unproblematisch, ist dies sicherlich eher ein Spaß als eine bewährte Praxis. Solche optischen Spielereien zeigen aber eindrucksvoll, wie weit das flexible Attributsystem von HTML geht und welche Möglichkeiten dies kreativen Entwicklern bietet.
Allerdings gibt es auch einige technische und organisatorische Aspekte zu bedenken. Erstens sind manche Build-Tools, Minifier oder CSS-Preprozessoren nicht darauf ausgelegt, ungewöhnliche Leerzeichen oder Sonderzeichen in Klassen zu erhalten. Durch unnötiges Entfernen oder Umordnen der Klassen könnte die erhoffte visuelle Gruppierung oder gar die Funktionalität im CSS verloren gehen. Zweitens können Entwickler, die mit dem Konzept nicht vertraut sind, durch ungewöhnliche Klassenbezeichner verwirrt werden, was die Zusammenarbeit erschwert. Ein weiteres Thema ist die Zugänglichkeit von Code-Lesern, etwa von Tools oder Bots, die HTML- und CSS-Strukturen auswerten.
Standardmäßig gehen diese nur klassisch strukturierte Klassenvarianten durch und können mögliche Gruppierungen oder dekorative Elemente nicht interpretieren. Das sollte bei der Planung von Projekten berücksichtigt werden, um keine unvorhergesehenen Probleme bei der automatisierten Bearbeitung entstehen zu lassen. Trotz dieser Herausforderungen bietet die Idee der dekorativen Gestaltung von Klassen innerhalb von HTML ausgezeichnete Chancen, klassische Grenzen zwischen maschinenlesbarem und menschenlesbarem Code zu verwischen und den Quellcode so für Entwickler angenehmer zu gestalten. Gerade in sehr großen oder langlaufenden Projekten mit vielen Entwicklern profitieren Teams von besserer Orientierung, sobald die Klassennamen und -strukturen klar und verständlich sind. Die Kombination von klarer Modularisierung der CSS-Klassen mit einer dekorativen, visuell unterstützten Gruppierung kann die Frontend-Entwicklung auf die nächste Stufe heben.
Dabei ist es wichtig, sich nicht in zu verspielten oder unüblichen Praktiken zu verlieren, sondern dekorativen Text gezielt und bedacht einzusetzen. Die Balance zwischen Lesbarkeit, Wartbarkeit und Kompatibilität darf dabei keinesfalls verloren gehen. Abschließend lässt sich sagen, dass das Thema dekorativer Text in HTML-Klassen in der aktuellen Webentwicklung einen spannenden und noch relativ neuen Aspekt darstellt. Es bietet die Möglichkeit, den HTML-Code für Entwickler besser erlebbar zu machen, ohne die Funktionalität oder Performance im Browser zu beeinträchtigen. Die Erweiterung klassischer Klassennamen durch visuelle Hinweise, strukturierende Elemente oder sogar kleine illustrative Elemente öffnet neue Türen für kreativere, kollaborativere und letztlich produktivere Entwicklungsprozesse.
Die Empfehlungen für die Zukunft sehen vor, diese kreativen Strategien mit Bedacht einzusetzen und dabei stets die Kompatibilität mit Werkzeuge wie Build-Systemen, Lintern und CSS-Preprozessoren sicherzustellen. Entwickler sollten offen sein für Experimente und gleichzeitig aufmerksam beobachten, wie solche Neuerungen im Team und im Ökosystem angenommen werden. Denn nur durch gemeinsames Testing und Feedback kann sich dieser innovative Stil innerhalb von Frontend-Entwicklungen etablieren und langfristig zu besseren Ressourcen und schönerem Code führen.