Die Jahre während und nach der Pandemie brachten viele Unsicherheiten für die Tech-Branche, insbesondere für San Francisco. Schon früh traten Medienberichte, Experten und Investoren an die Öffentlichkeit, die eine Abwanderung von Unternehmen und Mitarbeitern aus der Bay Area prognostizierten. Schlagzeilen wie "Das Ende von San Franciscos Tech-Ära" oder "Der Tech-Exodus ins neue Silicon Valley in Texas und Florida" dominierten die Berichterstattung. Doch fünf Jahre später zeigt sich ein deutlich anderes Bild. Die nach wie vor dominante Stellung San Franciscos im Bereich Technologie und insbesondere im Segment Artificial Intelligence (AI) widerlegt die damaligen Prognosen und unterstreicht die Widerstandskraft dieses Innovationsstandorts.
Während remote work zu Beginn der Pandemie als Revolution gefeiert wurde und die Idee vom "Arbeiten von überall" zum Hoffnungsträger eines neuen Lebensstils avancierte, musste sich die Branche schnell anpassen. San Francisco hat bewiesen, dass persönliche Zusammenarbeit in vielen Tech-Bereichen weiterhin eine wichtige Rolle spielt. Neben großen Tech-Konzernen profitiert die Region auch von einem starken Start-up-Ökosystem und einer Vielzahl an Venture-Capital-Investitionen, die nach 2023 wieder deutlich anziehen. Die Zahlen sprechen eine klare Sprache: Im Frühjahr 2025 zusammengestellte Daten von jobswithgpt.com dokumentieren über 45.
000 ausgeschriebene Softwarestellen in den USA. Der Bundesstaat Kalifornien, dessen Herz die Bay Area bildet, führt unangefochten mit mehr als 12.500 offenen Stellen. Im Vergleich dazu sind New York und Texas mit etwa 5.500 beziehungsweise 2.
000 Stellen deutlich abgeschlagen. Florida, das während der Pandemie durch die mediale Aufmerksamkeit rund um Miami als neue Tech-Oase galt, findet sich im Ranking erst gar nicht unter den führenden Bundesstaaten. Betrachtet man die Metropolregionen, zeigt sich ebenso ein starkes Gefälle: San Francisco übertrifft Austin und Miami bei Technologiejob-Angeboten um ein Vielfaches. Besonders auffällig ist die Dominanz der Bay Area im Bereich künstlicher Intelligenz und maschinelles Lernen. Mit knapp 550 AI-spezifischen Stellen wird klar, dass San Francisco der bevorzugte Standort für jene ist, die an der Spitze technologischer Entwicklungen stehen wollen.
In Austin und Miami hingegen sind solche Positionen rar, fast unsichtbar. Die Pandemie hatte den Eindruck erweckt, dass das Modell remote work die physische Nähe zwischen Teams und Unternehmen obsolet machen könnte. Doch die Entwicklung bis 2025 zeigt, dass viele Unternehmen weiterhin auf hybrid oder vollständig vor Ort ansässige Teams setzen. Von rund 45.700 Stellen im Technologiesektor sind über 36.
000 an einen festen Standort gebunden. San Francisco profitiert hier von seiner etablierten Infrastruktur, was auch für neue, innovative Start-ups gilt, die lieber im direkten Austausch agieren. Zudem kehrt die Venture-Capital-Branche zurück in die Bay Area und investiert überwiegend in die lokalen Start-ups, besonders im Bereich AI. Während in anderen Regionen wie Texas die Fördermittel nach ersten Boomphasen wieder zurückgingen, bleibt San Francisco mit über 70% des gesamten nordamerikanischen AI-Investments der wichtigste Magnet für Kapital. Die Vorstellung, dass durch die Pandemie eingeschränkte Mobilität und das Aufkommen neuer Tech-Hubs den Glanz San Franciscos verblassen ließen, war also eher eine Mär.
Stattdessen haben die großen Entwicklungen im AI-Bereich und die Konzentration von Talenten die Stadt als Tech-Zentrum nachhaltig gestärkt. Aus wirtschaftlicher Sicht hat die Bay Area damit ihre Position nicht nur erhalten, sondern in einigen Zukunftsbereichen sogar ausgebaut. Dieser Erfolg basiert auf der langen Geschichte an technologischen Innovationen, der Dichte an Experten, der Nähe zu Universitäten und Forschungsinstituten sowie der kulturellen Bereitschaft zur Zusammenarbeit. Das Modell 'Arbeiten von überall' hat zwar neue Möglichkeiten geschaffen, ist aber nicht der dominierende Faktor in der Wahl des Arbeitsortes für Tech-Profis. Vielmehr prägt die Kombination aus Infrastruktur, Netzwerk und Talentpool die Attraktivität von San Francisco.
Die vorherrschende Erzählung vom Tech-Exodus in die vermeintlichen neuen Hotspots wie Austin und Miami muss deshalb überdacht werden. Die Zahlen zeigen eindeutig, dass viele Unternehmen und Arbeitnehmer in der Bay Area geblieben oder zurückgekehrt sind. Zudem werden weiterhin neue Firmen gegründet und Finanzmittel in die Region gepumpt. Die Landschaft der Technologiearbeit in den USA ist vielschichtig, und San Franciscos Rolle als Leitstern der Branche bleibt trotz aufkommender Konkurrenz ungebrochen. San Francisco hat einmal mehr bewiesen, dass seine Innovationskraft und Technologieführerschaft nicht durch kurzfristige externe Schocks ausgebremst werden können.
Die Tech-Szene der Stadt ist lebendig, vielfältig und zeigt gerade im AI-Bereich eine beeindruckende Vitalität. Während andere Städte zwar Punktemedaillen im Rennen um Talente und Kapital gewinnen konnten, bleibt San Francisco unangefochtener Goldmedaillengewinner. Die Zukunftsaussichten sind vielversprechend, auch wenn die Arbeitswelt weiterhin im Wandel ist. Für Unternehmen, Talente und Investoren bedeutet dies: San Francisco ist nicht nur relevant, sondern eine Schlüsselregion für Wachstum und Entwicklungen, die die technologische Landschaft weiter prägen werden.