Die wissenschaftliche Landschaft der Vereinigten Staaten steht vor einer der größten Herausforderungen ihrer Geschichte. Die zweite Amtszeit von Präsident Donald Trump zögert nicht, grundlegende Veränderungen im Umgang mit der staatlichen Förderung von Wissenschaft und Forschung vorzunehmen. In den ersten Monaten seiner Wiederwahl zeigte sich eine radikale Umstrukturierung und Kürzung der finanziellen Mittel, die jahrzehntelang das Fundament der amerikanischen Forschung bildeten. Die Frage, die sich vielfach stellt, lautet: Wird die US-Wissenschaft unter Trump 2.0 überhaupt überleben können? Historisch gesehen haben die Vereinigten Staaten dank ihres umfassenden staatlichen Engagements in Forschung und Entwicklung eine führende Rolle in globalen Innovationen eingenommen.
Technologien wie das Internet, GPS, moderne medizinische Verfahren sowie diverse lebensrettende Therapeutika sind direkte Früchte dieser Investitionen. Im Jahr 2024 betrugen die Ausgaben des Bundes für Forschung und Entwicklung etwa 200 Milliarden US-Dollar, wobei rund die Hälfte davon verteidigungsspezifischen Programmen zugeteilt wurde. Die verbleibenden Mittel gingen an zivile Forschungsprojekte, an universitäre Einrichtungen sowie an staatliche Forschungsinstitute. Mit dem Amtsantritt der zweiten Trump-Administration wurde diese langjährige Finanzierungsarchitektur radikal in Frage gestellt. Es kam zu Entlassungen tausender Regierungswissenschaftler und zum Stopp vieler Forschungsprojekte, darunter auch klinische Studien, die das Potenzial hatten, bahnbrechende medizinische Fortschritte hervorzubringen.
Besonders betroffen sind bedeutende Bereiche wie Klimaforschung, Krebsbekämpfung, Alzheimer und HIV-Prävention, da mehr als tausend bestehende Zuschüsse und Programme abrupt beendet wurden. Der angekündigte Haushaltsentwurf für 2026 signalisiert eine geplante Halbierung des Budgets für NASA und eine Reduzierung der Mittel für das National Institutes of Health (NIH) um etwa 40 Prozent. Beide Institutionen gelten als zentrale Stützen der globalen Wissenschaft. Diese drastischen Kürzungen werfen beachtliche Schatten auf die Zukunft der amerikanischen Forschung und die internationale Kooperation. Das politische Narrativ der Trump-Regierung charakterisiert die Kürzungen als Maßnahmen zur Eliminierung von „Verschwendung, Betrug und Missbrauch“.
Ein diesbezüglicher Beleg bleibt jedoch aus. Vielmehr vermuten Experten, dass die politische Motivation in der Verkleinerung des staatlichen Einflusses auf Wissenschaft liegt, begleitet von einer verstärkten Privatisierung essentieller Forschungsbereiche. Es mehren sich Befürchtungen, dass wichtige öffentliche Dienste wie der Nationale Wetterdienst in den USA gezielt geschwächt werden, um anschließend an private Anbieter übergeben zu werden. Dies könnte dazu führen, dass unverzichtbare wissenschaftliche Erkenntnisse nicht mehr der Allgemeinheit zugutekommen. Die wissenschaftliche Gemeinschaft reagiert alarmiert.
Im März 2025 veröffentlichte die US National Academies of Sciences, Engineering, and Medicine eine offene Warnung, die die Zerstörung der wissenschaftlichen Infrastruktur beklagt. Eine Umfrage unter Nature-Lesern verdeutlichte, dass 94 Prozent der Befragten die Maßnahmen der Trump-Regierung als schädlich sowohl für die amerikanische als auch für die weltweite Wissenschaft ansehen. Diese Besorgnis ist mehr als berechtigt, wenn man die langjährigen Konsequenzen bedenkt, die diese politischen Entscheidungen nach sich ziehen könnten. Die Auswirkungen auf die Universitäten sind tiefgreifend. Forschungseinnahmen aus staatlichen Mitteln sind für viele US-Hochschulen überlebenswichtig.
Jährlich generieren die Universitäten Forschungsausgaben von etwa 109 Milliarden US-Dollar, davon stammen rund 60 Milliarden direkt aus Bundesmitteln. Die plötzlichen Kürzungen und politischen Restriktionen, darunter das Einfrieren von Fördergeldern für renommierte Institutionen wie Harvard, Princeton oder Columbia, lassen die Bildungslandschaft ins Wanken geraten. Das Risiko eines sogenannten „Brain Drain“ wird zunehmend realer. Wissenschaftler und Studierende, speziell jene, die aus dem Ausland stammen, sehen sich durch strenge Einwanderungsmaßnahmen, Drohungen und politische Angriffe eingeschüchtert oder gar inhaftiert. Die Flucht von Talenten, die einst in den USA gefördert wurden, könnte die amerikanische Forschungsstärke langfristig stark unterminieren und gleichzeitig andere Länder profitieren lassen.
Eine der größten Fragen für die Zukunft der US-Wissenschaft ist, inwiefern private Unternehmen als Ersatz für staatliche Förderungen einspringen können. Die derzeitige politische Denkweise setzt verstärkt darauf, dass Innovationen und Fortschritte aus dem privaten Sektor stammen sollen. Doch grundlegende wissenschaftliche Forschung, die oft keine unmittelbare wirtschaftliche Anwendung verspricht und Jahre oder Jahrzehnte Entwicklungszeit benötigt, ist für Unternehmen ein hohes Risiko. Die meisten Firmen konzentrieren sich deshalb eher auf die späte Phase der Produktentwicklung, wenn der wirtschaftliche Nutzen bereits absehbar ist. Diese Diskrepanz könnte ein Innovationsvakuum schaffen, in dem fundamentale Entdeckungen ausbleiben oder ins Ausland abwandern.
Die daraus entstehenden Folgen können nicht nur die wissenschaftliche Wettbewerbsfähigkeit der USA beeinträchtigen, sondern auch weltweite Entwicklungen verlangsamen, da viele Erkenntnisse und Technologien heute global diffundieren und zusammenwirken. Forscher weisen darauf hin, dass es bei der Zerstörung der wissenschaftlichen Infrastruktur nicht nur um finanzielle Ressourcen geht. Wissensverlust, die Zerstörung von Netzwerken, institutionelle Erfahrung und der Verlust einer ganzen Generation von Fachkräften lassen sich kaum durch kurzfristige Investitionen kompensieren. Die Wiederherstellung einer intakten Forschungslandschaft könnte Jahrzehnte in Anspruch nehmen und kämpft gegen den Vertrauensverlust in die USA als Standort für exzellente Wissenschaft. Neben den ökonomischen und wissenschaftlichen Aspekten werden auch soziale und ethische Konsequenzen diskutiert.
Die Trump-Regierung hat beispielsweise Maßnahmen eingeführt, die Diversity-Programme und integrative Initiativen an Hochschulen behindern. Studien, die als „woke propaganda“ diffamiert werden, stehen unter besonderer Beobachtung und sind in einigen Fällen nicht mehr förderfähig. Diese restriktive Haltung birgt das Risiko, den wissenschaftlichen Diskurs und die Vielfalt der Forschungsperspektiven erheblich einzuschränken. Die internationale Forschungsgemeinschaft beobachtet die Entwicklungen in den USA mit Sorge. Die Vereinigten Staaten sind seit Jahrzehnten das wissenschaftliche Zentrum der Welt, mit enormer Anziehungskraft für Talente, Investoren und Institutionen.
Eine Verlagerung dieser Kräfte ins Ausland wäre nicht nur ein Verlust für die USA, sondern schwächt auch das globale Forschungsnetzwerk. Die Frage drängt sich auf, ob andere Länder, wie China oder Europäische Union, die entstandenen Lücken ausfüllen werden und damit ihre eigene Führungsposition ausbauen können. Ungeachtet der Widrigkeiten bleibt ein Hoffnungsschimmer in der wissenschaftlichen Debatte. Viele Stimmen aus Wissenschaft und Politik fordern eine Neubewertung der staatlichen Rolle in der Forschung und eine Rückkehr zu nachhaltigen Investitionen. Die Bedeutung von stabilen Grundlagenforschungsschwerpunkten sowie einer offenen und vielfältigen akademischen Gemeinschaft wird betont.