Penetrationstests sind seit langem ein wesentlicher Bestandteil der IT-Sicherheitsstrategie vieler Unternehmen. Häufig werden diese Tests jedoch primär durchgeführt, um regulatorische Vorgaben wie PCI DSS, HIPAA, SOC 2 oder ISO 27001 zu erfüllen. Doch die alleinige Orientierung an Compliance-Anforderungen birgt Risiken und ist längst nicht mehr ausreichend, um die Sicherheit sensibler Daten langfristig zu gewährleisten. Cyberbedrohungen entwickeln sich rasant weiter, während viele Compliance-Standards nur punktuelle Prüfungen in bestimmten Zeitabständen vorsehen. Dies führt zu einer gefährlichen Lücke zwischen der Erfüllung der Mindestanforderungen und einem echten Schutz vor neuen und dynamischen Bedrohungen.
Immer wieder zeigen Beispiele aus der Praxis, dass Unternehmen trotz positiver Testergebnisse Opfer von Angriffen werden, oft bedingt durch neu eingeführte Schwachstellen, die außerhalb der letzten Penetrationstests liegen. So meldete der Data Breach Investigation Report von Verizon 2025 einen Anstieg der Ausnutzung von Schwachstellen um 34 Prozent im Vergleich zum Vorjahr – ein klares Indiz dafür, wie wichtig ein proaktiver, kontinuierlicher Ansatz bei der Sicherheitsprüfung ist. Compliance-getriebene Penetrationstests fokussieren sich hauptsächlich auf das Erfüllen spezifischer Anforderungen. Dieses Vorgehen fördert oft eine oberflächliche Betrachtung der IT-Sicherheitslage. Es werden vor allem solche Schwachstellen untersucht, die in den entsprechenden Regelwerken erfasst sind.
Alles, was außerhalb dieses Rahmens liegt, läuft Gefahr, unerkannt zu bleiben. Angreifer nutzten genau diese Lücken, um sich Zugang zu Netzwerken, Anwendungen und sensiblen Daten zu verschaffen. Darüber hinaus sind Compliance-Standards oft statisch und passen sich nur langsam an neue Bedrohungslandschaften an. Cyberkriminelle entwickeln jedoch schnell neue Exploits und Angriffsmethoden, sodass viele Tests nach Standardvorgaben veraltet sind, wenn sie umgesetzt werden – eine zeitliche Verzögerung, die sich Unternehmen nicht leisten können. Ein weiteres Problem ist die falsche Sicherheit, die viele Unternehmen durch erfolgreiche Compliance-Audits verspüren.
Das Erreichen eines Zertifikats wird oft mit tatsächlicher Sicherheit verwechselt, was die Bereitschaft zur weiteren Absicherung verringern kann. Die Realität zeigt jedoch, dass Compliance lediglich Mindestanforderungen definiert und keine Garantie für Schutz gegen gezielte und fortschrittliche Angriffe bietet. Deshalb gewinnt ein Wandel hin zu kontinuierlichen Penetrationstests immer mehr an Bedeutung. Ein solcher Ansatz ermöglicht es Unternehmen, neue Schwachstellen zeitnah zu identifizieren, noch bevor diese von Angreifern ausgenutzt werden können. Die Kombination menschlicher Expertise mit automatisierten Tools sorgt für eine tiefgreifende Analyse der Sicherheitslage.
So können nicht nur technische Schwachstellen, sondern auch komplexe Fehler in Geschäftslogik, Authentifizierungssystemen oder Datenflüssen aufgedeckt werden. Darüber hinaus unterstützen Modelle wie Penetration Testing as a Service (PTaaS) dabei, kontinuierliche Tests durchzuführen, ohne dass Unternehmen große personelle Ressourcen aufbauen müssen. Diese Services bieten flexibel und vorhersehbar einen konstanten Sicherheitscheck, wodurch das Risiko von Überraschungen durch neue Bedrohungen deutlich reduziert wird. Ein effektiver pen testing-Ansatz sollte regelmäßig stattfinden, besonders nach wichtigen Systemänderungen oder vor größeren Releases. Je nach Geschäftsmodell, Kritikalität der IT-Komponenten und Angriffsfläche variiert der optimale Prüfungsrhythmus.
Für Online-Shop-Plattformen, die sensible Kundendaten verwalten und stetig aktualisiert werden, empfiehlt sich eine kontinuierliche Prüfung. Weniger exponierte Systeme wie temporäre Marketing-Websites benötigen womöglich nur eine gelegentliche Kontrolle. Die Einbindung weiterer Sicherheitsmaßnahmen kann die Effektivität zusätzlich steigern. Beispielsweise hilft External Attack Surface Management (EASM) dabei, den digitalen Fußabdruck vollständig zu überblicken und die pen testing-Maßnahmen gezielt auf risikoreiche Assets auszurichten. Das Anpassen der Penetrationstests an die individuelle Bedrohungslage des Unternehmens bringt zusätzliche Vorteile.
Jede Branche und jedes Unternehmen hat ein eigenes Risiko- und Bedrohungsprofil, abhängig von Technologie, Datenarten und Geschäftsprozessen. Maßgeschneiderte Tests konzentrieren sich auf die kritischsten Bereiche und realistischsten Angriffsvektoren, anstatt auf generische Prüflisten. Diese gezielte Vorgehensweise spart Ressourcen und liefert einen besseren Schutz gegen reale Angriffe. Trotz der offensichtlichen Vorteile sind Herausforderungen bei der Umsetzung kontinuierlicher Penetrationstests keine Seltenheit. Budgetrestriktionen und Fachkräftemangel stehen häufig im Weg.
Hier bieten moderne Lösungskonzepte wie PTaaS und integrierte Service-Angebote eine praktikable Alternative. Sie ermöglichen den Zugriff auf zertifizierte Sicherheitsexperten und automatisierte Tools auf Abruf, was die Kosten planbar macht und die Abhängigkeit von internem Know-how reduziert. Neben der technischen und finanziellen Seite ist auch eine kulturelle Transformation im Unternehmen notwendig. Nur wenn die Unternehmensleitung kontinuierliche Sicherheit als strategische Priorität anerkennt und fördert, kann aus der punktuellen Pflichtübung eine unternehmensweit verankerte Sicherheitsmentalität werden. Penetrationstests sollten nicht als lästige Hürde verstanden werden, sondern als ein zentraler Baustein, um Risiken aktiv zu managen und Angriffe zu verhindern.
Innovative Lösungen wie die Kombination von EASM mit PTaaS innerhalb einer Plattform bieten leistungsstarke Möglichkeiten, sämtliche internetseitigen Anwendungen zu identifizieren, zu klassifizieren und risikobasiert zu testen. So wird die gesamte Angriffsfläche sichtbar, Risiken können priorisiert und Geschäftskritikalität beachtet werden. Dies führt zu einem ganzheitlichen und agilen Sicherheitssystem, das nicht nur Compliance-Anforderungen erfüllt, sondern aktive Verteidigung gegen komplexe Cyberbedrohungen ermöglicht. Unternehmen, die über die rein compliance-orientierte Perspektive hinausgehen, investieren also nicht nur in einen besseren Schutz, sondern auch in nachhaltige Wettbewerbsfähigkeit. Ein resilientes Sicherheitskonzept fördert das Vertrauen von Kunden, Partnern und Aufsichtsbehörden und verhindert kostspielige Datenverluste und Betriebsunterbrechungen.
In einer Welt, in der Cyberangriffe immer ausgefeilter werden, ist es nicht mehr ausreichend, einmal im Jahr zu prüfen und auf Glück zu hoffen. Kontinuierliche, bedrohungsorientierte Penetrationstests sollten zum neuen Standard werden, um Sicherheitslücken frühzeitig zu schließen und Unternehmen vor Schaden zu bewahren.