In der heutigen Automobilwelt scheint es eine stetig wachsende Tendenz zu geben, immer mehr Fahrmodi in Fahrzeuge zu integrieren. Hersteller präsentieren ihre Modelle mit Hunderten von Einstellungsmöglichkeiten, von Komfort über Sport bis hin zu Track oder gar individuellen Modifikationen, die angeblich jede Fahrsituation perfekt meistern sollen. Doch anstatt den Fahrer zu verbessern, führen diese oft zu einer unnötigen Komplexität, die den eigentlichen Fahrspaß beeinträchtigt. Die Frage ist: Warum nicht einfach ein Auto bauen, das von Anfang an richtig fährt – ohne ständiges Herumexperimentieren an Endlosoptionen? Historisch gesehen sind es gerade die Klassiker unter den sogenannten „Fahrerautos“, die beweisen, wie man den perfekten Kompromiss zwischen Alltagstauglichkeit und präziser Fahrdynamik schafft. Modelle wie der E39 BMW M5, der Mazda MX-5 NA oder der erste Golf GTI sind ikonisch, weil sie weitgehend ohne viel elektronischen Schnickschnack auskamen.
Diese Autos waren so ausbalanciert und harmonisch abgestimmt, dass sie sich sowohl auf holprigen Landstraßen als auch auf kurvigen Passstraßen hervorragend fuhren – ohne dabei auf ein Menü mit dutzenden Fahrmodi angewiesen zu sein. Diese Fahrzeuge sind Beweis dafür, dass weniger mehr sein kann. Sie locken mit einem direkten Fahrgefühl und vermitteln eine mechanische Verbundenheit, die bei modernen Autos oft verloren geht. Gerade bei Fahrzeugen, die mit Hightech überladen sind, genügt oft der falsche Fahrmodus, und das Ansprechverhalten wirkt fehlplatziert – mal zu hart, mal zu weich, mal zu zögerlich. Ein Paradebeispiel dafür ist der Mercedes-AMG C63 S E Performance.
Trotz seines exorbitanten Leistungsangebots ist er in den Basisfahrmodi gedrosselt, während die volle Leistung nur in spezifisch ausgewählten Modi verfügbar ist. Das führt bei manchen Fahrern zu Frustration, weil die optimale Balance scheinbar nur durch ständiges Wechseln zwischen den Modi gefunden werden kann – ein Umstand, der viele langfristig ermüden könnte. Gleichzeitig wächst die Kritik seitens Puristen, die den Verlust der direkten Verbindung zwischen Fahrer und Maschine beklagen. All diese zahlreichen Fahrmodi und technischen Helfer erhöhen die Komplexität, ohne automatisch für ein besseres Fahrerlebnis zu sorgen. Die Herausforderung für die Hersteller sollte daher sein, bereits bei der Entwicklung ein Fahrzeug zu schaffen, das harmonisch abgestimmt ist und mit einer überschaubaren Auswahl an Fahrprogrammen auskommt.
Lotus zeigt hier beispielhafte Ansätze. Die britische Marke gilt seit Jahrzehnten als Synonym für puristisches und leichtgewichtiges Sportwagenfahren. Modelle wie der Lotus Elise oder der Emira bieten eine beeindruckende Mischung aus exzellenter Fahrdynamik und genügend Komfort für den Alltag. Sie setzen bewusst auf wenige, klar definierte Fahrmodi – beispielsweise Tour, Sport und Track –, die nur sehr gezielt Einfluss auf bestimmte Aspekte wie Gasannahme, Auspuffklang oder Traktionskontrolle nehmen. Das Konzept dahinter ist simpel aber effektiv: Statt sich auf einen technisch überfrachteten Fahrmodus-Dschungel zu verlassen, wird das Fahrzeug von vornherein so abgestimmt, dass es in den meisten Situationen beeindruckt.
Auch Volvo hat erkannt, dass weniger mehr sein kann. Mit dem Volvo V90 Cross Country wird die Philosophie verfolgt, das Fahrzeug von der Werkbank an so einzustellen, dass der Fahrer nicht durch ständige Moduswechsel abgelenkt wird. Neben einem dedizierten Offroad-Programm existieren kaum weitere Fahrmodi. Die schwedische Automobilmarke verfolgt damit den Ansatz, den Kunden ein verlässliches, komfortables und sicheres Fahrzeug zu bieten, das ohne viele Anpassungen auskommt. Das Fahrgefühl wirkt dadurch natürlicher und weniger überfrachtet.
Die Entwicklung eines „richtigen“ Autos, das von Anfang an gut funktioniert, erfordert den Mut der Ingenieure, klare Prioritäten zu setzen und nicht alle technischen Möglichkeiten auszuschöpfen, nur weil es möglich ist. Dabei sollte der Fokus auf der Gesamtabstimmung liegen, bei der Fahrwerk, Motor, Getriebe und Elektronik harmonisch zusammenspielen – ohne dass es nötig ist, den Fahrer durch eine Vielzahl von komplizierten Einstellungen zu zwingen. Moderne Autofahrer sehnen sich nach unkomplizierten Lösungen, die Freude am Fahren ermöglichen statt Frust. Natürlich haben manche Fahrmodi ihre Berechtigung, etwa bei Geländewagen oder Hybridfahrzeugen, die unterschiedliche Antriebsarten verwenden. Doch für die überwiegende Zahl der Fahrer und Fahrzeugtypen ist eine begrenzte Auswahl völlig ausreichend, wenn das Basisauto denn richtig konstruiert ist.
Immer mehr Stimmen aus der Branche fordern daher, zu den Wurzeln zurückzukehren. Elektronik sollte unterstützend wirken und keine Ablenkung sein. Die Interaktion zwischen Fahrer und Fahrzeug sollte intuitiv sein, nicht kompliziert. Der sinnvolle Einsatz von Technik und Fahrprogrammen kann durchaus bestehenden Herausforderungen begegnen – beispielsweise der Anpassung an wechselnde Straßenverhältnisse –, doch die Grundabstimmung muss so gut sein, dass dies selten nötig ist. Fazit: Die automobile Zukunft liegt nicht in der unüberschaubaren Vielfalt von Fahrmodi, sondern in einem bewussten, gezielten Designansatz.