Die Integration moderner Softwareentwicklungsmethoden in klassische Mainframe-Umgebungen stellt viele Unternehmen vor Herausforderungen. Besonders im Bereich der Versionskontrolle hat Git einen festen Platz eingenommen und bietet vielseitige Möglichkeiten, die Entwicklung effizienter und kollaborativer zu gestalten. Für z/OS-Entwickler, die mit der traditionellen ISPF-Oberfläche arbeiten, war die Nutzung von Git lange Zeit nur mit hohem Aufwand oder über externe Tools möglich. Hier setzt die Z/OS ISPF Git Interface, kurz ZIGI, an und schafft eine innovative Verbindung zwischen der bewährten Mainframe-Entwicklungsumgebung ISPF und den modernen Git-Funktionalitäten.ZIGI ist das Ergebnis einer engen Zusammenarbeit erfahrener Mainframe-Experten und Git-Entwickler.
Das Ziel war es von Anfang an, ISPF-Anwendern die Vorteile von Git zu erschließen, ohne dabei ihre gewohnte Arbeitsumgebung verlassen zu müssen. Dank dieser Schnittstelle können Entwickler nun direkt innerhalb von ISPF auf Git-Repositories zugreifen, Änderungen verwalten, Branches anlegen, Commits durchführen und vieles mehr. Dies ermöglicht eine nahtlose Zusammenarbeit von Mainframe-Entwicklern und Kollegen, die beispielsweise mit modernen IDEs wie VSCode arbeiten.Eine Kerneigenschaft von ZIGI ist die Brücke zwischen den z/OS Partitioned Data Sets (PDS) und dem UNIX System Services (USS) Dateisystem. Git, ursprünglich für unixbasierte Modelle entwickelt, kann nicht direkt mit z/OS Dataset-Formaten umgehen.
ZIGI löst dieses Problem, indem es die Daten intelligent zwischen den komplexen z/OS-Datenstrukturen und den für Git nutzbaren USS-Dateien konvertiert und synchronisiert. So wird sichergestellt, dass Entwickler weiterhin mit ihren gewohnten Dateien arbeiten können, während Git im Hintergrund seine Funktionen ausführt.Die Installation von Git auf z/OS ist heute dank verschiedener etablierter Optionen leichter denn je. Das IBM Open Enterprise Foundation Angebot stellt eine gebündelte Sammlung von Open-Source-Tools inklusive Git bereit, die vollständig von IBM unterstützt wird. Zeitgleich bieten Communities wie zopen und Hersteller wie Rocket Software alternative Installationsumgebungen und Supportmodelle an.
Durch die Kombination dieser Angebote sowie der ZIGI-Oberfläche können Organisationen eine leistungsstarke Entwicklungsumgebung aufbauen, die den Übergang zu modernen DevOps-Praktiken am Mainframe erleichtert.ZIGI wurde dabei nicht entwickelt, um die ISPF-Entwicklungsumgebung zu ersetzen, sondern sie zu ergänzen. Anwender führen ihre Codeänderungen weiterhin in ihrer vertrauten Editierumgebung durch, sei es der klassische ISPF Editor oder neue Tools wie IBM FileManager. ZIGI kommt ins Spiel, wenn es um die Git-typischen Aufgaben geht: Repository-Verwaltung, Branching, Commit-Historie, Zusammenführung von Entwicklerversionen und dergleichen. Durch seine benutzerfreundlichen ISPF-Dialügfenster entfallen komplexe Git-Befehle, was den Lernaufwand für Mainframe-Entwickler erheblich reduziert.
Zur Funktionsweise von ZIGI gehört ein umfassendes Set an Git-Kommandos, die über ISPF-Dailogs abrufbar sind. Dazu zählen das Klonen und Erstellen von Git-Repositories ebenso wie Statusabfragen, Pull- und Push-Befehle, Branching, das Verwalten von Stashes, Commit-Vorgänge oder differenzierte Dateivergleiche mittels Git Diff. Darüber hinaus lässt sich eine SSH-Schlüsselauthentifizierung bequem über die ZIGI-Schnittstelle einrichten, um eine sichere Verbindung zu Cloud-basierten Git-Servern wie GitHub, GitLab oder Bitbucket oder selbst gehosteten Servern herzustellen.Ein wichtiger Aspekt ist die Möglichkeit zur Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Entwicklergruppen. Während neue Teammitglieder häufig mit modernen Tools wie VSCode arbeiten, bevorzugen etablierte z/OS-Entwickler ihre vertraute Umgebung.
ZIGI erlaubt es beiden Gruppen, an einem gemeinsamen Git-Repository zu arbeiten und über Branches ihre Arbeit zu entkoppeln und beim finalen Merge zusammenzuführen – ein entscheidender Schritt zur Modernisierung der Mainframe-Entwicklung und zur Förderung agiler Praktiken.Aus technischer Sicht basiert ZIGI vollständig auf Open-Source-Komponenten und ist in z/OS REXX mit ISPF Panels implementiert. Dies garantiert sowohl maximale Transparenz als auch einfache Anpassungsmöglichkeiten. Zudem benötigt ZIGI keine zusätzlichen Lizenzkosten, was für viele Unternehmen ein wichtiges Kriterium bei der Auswahl von Entwicklungswerkzeugen darstellt.Die Benutzeroberfläche von ZIGI ist speziell auf die Anforderungen und Gewohnheiten von ISPF-Nutzern zugeschnitten.
Beim Start zeigt ein Splash-Screen eine Übersicht lokal definierter Git-Repositories, vom zuletzt genutzten Zeitpunkt sortiert. Eine intuitive Menüleiste und kontextsensitive Pop-up-Menüs erleichtern die Navigation durch die vielfältigen Funktionen. Ein in die Dialoge integriertes Tutorial sichert den schnellen Einstieg, selbst für Entwickler, die bisher wenig Erfahrung mit Git haben.Praktische Funktionen wie das Anzeigen von Commit-Historien, das Betrachten von Unterschieden zwischen Branches oder einzelnen Dateien, das Verwalten von Stashes und das Erfassen umfangreicher Commit-Beschreibungen sind direkt verfügbar. Auch die Anzeige von Git-Blame-Informationen für PDS-Mitglieder ermöglicht ein Verständnis der Herkunft von Änderungen.
All diese Features sind in der ISPF-Umgebung umsetzbar, ohne dass Entwickler zwischen mehreren Anwendungen wechseln müssen.Ein wichtiger Hinweis für Entwickler, die ZIGI nutzen möchten, betrifft die Synchronisation der Daten. Änderungen im z/OS Dataset werden automatisch erkannt und ins USS-Dateisystem kopiert, sodass Git diese verarbeiten kann. Für das Umkopieren großer Datensätze bietet sich der Einsatz von Tools wie getpds/putpds aus dem Co:Z Toolkit von Dovetail Technologies an, die eine signifikante Beschleunigung gegenüber dem nativen CP-Befehl ermöglichen. Dadurch wird die tägliche Arbeit mit großen Projekten effizienter gestaltet.
Die Entscheidung, ZIGI einzusetzen, ist auch eine Frage der Mitarbeiterzufriedenheit und des Fortschritts. Während die Umstellung auf vollständig moderne IDEs ihre Vorteile bietet, sind für viele Mainframe-Teams die gewohnte Umgebung und die erlernten Fähigkeiten wichtige Faktoren. Mit ZIGI bleibt die Hürde, moderne Versionskontrolle zu nutzen, niedrig und der technische Wandel wird für Entwickler auf konstruktive und unterstützende Weise begleitet.Darüber hinaus ebnet ZIGI den Weg zur Einbindung des Mainframes in die DevOps-Kette. Indem es Git als zentrale Plattform für Quellcodeverwaltung integriert, können bestehende z/OS-Anwendungen bequem in automatisierte Build- und Deployment-Pipelines eingebunden werden.
So öffnet sich ein Fenster zu agilen Entwicklungspraktiken und schnellem Feedback, das gerade in komplexen Unternehmensumgebungen wertvoll ist.Die stetige Weiterentwicklung von ZIGI und der damit verbundenen Open-Source-Community ist ein Beleg für das Interesse und die Relevanz dieses Ansatzes. Regelmäßige Updates sorgen dafür, dass neue Git-Funktionen unterstützt werden, und die Integration weiterer Tools ist perspektivisch denkbar. Entwickler, die sich für die Zukunftsfähigkeit ihrer Mainframe-Umgebung engagieren, finden in ZIGI ein starkes Werkzeug, das moderne Softwareentwicklung erlebbar macht.Zusammenfassend lässt sich sagen, dass das Z/OS ISPF Git Interface (ZIGI) eine wichtige Brücke zwischen der Welt der traditionellen Mainframe-Entwicklung und modernen Git-Workflows schlägt.
Es ermöglicht ISPF-Anwendern, effizient mit Git zu arbeiten und gleichzeitig ihre bewährten Entwicklungsprozesse nicht aufgeben zu müssen. Dabei profitieren Teams von der reibungslosen Kooperation mit modernen Entwicklerumgebungen, einer einfachen Administration und einem produktiven Arbeitsablauf. Für Unternehmen, die den Spagat zwischen Altsystemen und Innovation meistern möchten, bietet ZIGI eine klare und nachhaltige Lösung. Es lohnt sich, diese leistungsfähige Schnittstelle genauer zu betrachten und in die eigene Entwicklungsstrategie einzubinden.