Die rasante Verbreitung des Krypto-Minings hat weltweit neue Herausforderungen für Energienetzbetreiber geschaffen, insbesondere in Regionen mit erschwinglichen Strompreisen. In Russland, insbesondere in der Nordkaukasus-Region mit dem Schwerpunkt Dagestan, hat sich die Situation durch die zunehmende Anzahl illegaler Krypto-Miner zugespitzt. Die Folge sind nicht nur erhebliche Belastungen der Strominfrastruktur, sondern auch ein massiver Diebstahl von Elektrizität, der die Versorgungssicherheit der Anwohner gefährdet. Als Antwort darauf haben russische Energieingenieure neue, innovative Lösungen entwickelt, um diese illegalen Aktivitäten aufzuspüren und zu bekämpfen. Diese Maßnahmen zeigen, wie technische Innovation und enge Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Akteuren dazu beitragen können, den illegalen Betrieb von Krypto-Mining-Anlagen zu minimieren und das Stromnetz zu stabilisieren.
In der Republik Dagestan, einem Gebiet mit niedrigem Strompreis, beobachten Energieversorger eine stetig wachsende Zahl illegaler Mining-Farmen. Die niedrigen Stromkosten sind besonders attraktiv für Krypto-Miner, da der Energieverbrauch für Mining-Prozesse enorm hoch ist. Jedoch verursachen diese Farmen nicht nur Energieverluste, sondern auch häufige Stromausfälle und Überlastungen im Netz. Bewohner der betroffenen Dörfer Balkhani und Maidanskoye hatten wiederholt über Stromunterbrechungen klagen müssen, was regionale Versorgungsunternehmen dazu veranlasste, genauer zu untersuchen, was hinter diesen Problemen steckt. Die nationalen Stromversorger Rosseti und deren Tochtergesellschaft Dagenergo gingen neue Wege: Sie kooperierten mit Internetdienstanbietern und Mobilfunkbetreibern, um die vermuteten illegalen Mining-Aktivitäten zu identifizieren und einzudämmen.
Durch gezielte zeitweilige Abschaltung des Internetzugangs in den betroffenen Dörfern konnte die Belastung des Stromnetzes überwacht und sichtbar gemacht werden. Diese Methode ermöglichte es, den Zusammenhang zwischen der Netzlast und der Krypto-Mining-Aktivität aufzudecken. Durch den Vergleich der Daten vor und nach der Internetsperre stellten die Ingenieure fest, dass die Netzlast in diesen Regionen um etwa 3,2 Megawatt fiel. Dies entspricht dem Stromverbrauch von bis zu 1.500 durchschnittlichen Haushalten – zu einer Zeit, in der weniger als 900 Familien in diesen Dörfern leben.
Auf Grundlage dieser Erkenntnisse konnte das Versorgungsunternehmen schätzen, dass rund 900 Krypto-Mining-Rigs in den beiden Dörfern betrieben werden. Diese Zahl zeigt nicht nur die Dimension des Problems, sondern unterstreicht auch, wie effektiv die Zusammenarbeit mit Internet- und Mobilfunkanbietern bei der Erkennung von illegalen Minern sein kann. Dank dieses innovativen Ansatzes gelingt es den Energieingenieuren, die verborgenen Mining-Betriebe auf der Stromnetzkarte zu lokalisieren, was eine schnelle Identifizierung erlaubt. Dennoch bleibt das Aufspüren illegaler Miner herausfordernd. Viele Minenbetreiber verstecken ihre Anlagen in Schuppen, landwirtschaftlichen Nebengebäuden oder setzen mobile Mining-Einheiten in Fahrzeugen ein, um eine Entdeckung zu vermeiden.
Besonders besorgniserregend ist die Berichterstattung aus Dagestans Sergokalinsky-Distrikt, wo eine Mine mehrere Meter unter der Erde betrieben wurde, was die Schwierigkeiten bei der Kontrolle verdeutlicht. Die Behörden haben inzwischen zahlreiche Rigs beschlagnahmt und rechtliche Schritte gegen zahlreiche Betreiber eingeleitet – insbesondere wegen nicht genehmigten und unzureichend abgerechneten Stromverbrauchs. Die Gesetzeslage in Russland erschwert die Bekämpfung zusätzlich, da das Krypto-Mining in Dagestan in der Wintersaison bis 2031 verboten ist, aber das Verbot oft missachtet wird. Betreiber profitieren dabei von den subventionierten Haushaltstarifen, zahlen also oft nur die Stromkosten für private Haushalte und nicht den für industrielle Anwendungen üblichen Preis. Dies führt zu Milliardenschäden für die Stromversorger.
Schätzungen zufolge haben illegale und halb-legal betriebene Krypto-Farmen in den letzten drei Jahren Strom im Wert von rund 400 Millionen Rubel, umgerechnet etwa 5 Millionen US-Dollar, aus dem Netz entwendet. Vyacheslav Afanasyev, ein leitender Mitarbeiter des Stromnetzbetreibers Southern Unified Energy System, bestätigt, dass durch die Kapazitätsüberlastungen an Umspannwerken die offensichtlichen Zeichen illegaler Mining-Aktivitäten erkennbar sind. Die Überlastung von Netzkomponenten, die früher unter ihrer maximalen Kapazität arbeiteten, deutet auf den großflächigen Betrieb von Mining-Anlagen hin, die oftmals gar nicht oder nur zum Haushaltstarif bezahlt werden. Aufgrund dieser Probleme werden die Sanktionen gegen illegale Kreditfähige zunehmend verschärft. Zu den Maßnahmen gehören die Einleitung von Strafverfahren gegen Betreiber, die Untersuchung von nicht genehmigtem Stromverbrauch und die Prüfung einer Ausweitung der bestehenden Verbote auf weitere Landesteile.
Einige russische Regionen haben sogar den kompletten Bann von Krypto-Mining bis 2031 verhängt, wie beispielsweise im südlichen Teil von Irkutsk. Gleichzeitig werden andere Regionen ermutigt, Miner anzusiedeln, sofern dort ausreichend ungenutzte elektrische Kapazitäten vorhanden sind. Die russische Regierung plant, die bisherigen geringen Bußgelder zu erhöhen und eine strafrechtliche Verfolgung von Verstößen einzuführen, um eine stärkere Abschreckung zu erreichen. Bislang können Richter nur vergleichsweise moderate Strafen gegen unrechtmäßige Stromnutzung verhängen, doch die Aussicht auf härtere Sanktionen könnte zukünftige illegale Aktivitäten eindämmen. Die Entwicklungen in Dagestan und anderen Regionen Russlands zeigen, wie die Integration moderner Technologie, Zusammenarbeit zwischen verschiedenen Sektoren und hartes Durchgreifen gegen illegale Krypto-Mining-Aktivitäten Hand in Hand gehen müssen, um die Stromnetze zu schützen.