BP, einer der führenden globalen Öl- und Energiekonzerne mit Sitz in Großbritannien, hat jüngst einen erheblichen Rückgang seines Nettogewinns bekannt gegeben, der sich im ersten Quartal 2025 auf 48 % beläuft. Der Gewinn sank von 2,7 Milliarden US-Dollar im Vorjahr auf nur noch 1,4 Milliarden US-Dollar. Diese Entwicklung fiel zudem tiefer aus als von Analysten zuvor prognostiziert. Zugleich gibt das Unternehmen bekannt, dass die bisherige Strategieleiterin Giulia Chierchia das Unternehmen zum 1. Juni verlassen wird, was für zusätzliche Unsicherheit sorgt.
Die Ereignisse werfen ein Schlaglicht auf die Herausforderungen, mit denen BP derzeit konfrontiert ist, und sind ausschlaggebend für die künftige Weichenstellung der Firma. Die Gründe für den Gewinnrückgang sind vielschichtig. Im Zentrum stehen vor allem schwache Gasgeschäfte und eine enttäuschende Entwicklung im Bereich der Raffinerieergebnisse. Die Gas- und Low-Carbon-Einheit von BP verzeichnete einen Rückgang der Gewinne um rund 40 %, was vor allem auf schwächeren Handel sowie geringere Produktion nach dem Verkauf wichtiger Anlagen zurückzuführen ist. Auch das Kundengeschäft erlebte einen Rückgang von ca.
47 %. Hervorzuheben ist zudem, dass die Verfeinerungsmargen über dem gesamten ersten Quartal deutlich gesunken sind. Sie betrugen im Durchschnitt 15,20 US-Dollar pro Barrel und fielen damit unter den Wert von 20,60 US-Dollar im gleichen Zeitraum des vorangegangenen Jahres. Diese Entwicklung war Teil eines branchenweiten Trends sinkender Raffinerieprofitabilität, der sich negativ auf die Ertragslage von BP auswirkt. Parallel dazu wurden durch BP bedeutende strategische Anpassungen eingeleitet.
Unter der Führung des bereits im Februar 2025 neu eingesetzten CEO Murray Auchincloss werden alle verfügbaren Maßnahmen genutzt, um die Profitabilität zu verbessern und Kosten zu senken. Das Management plant den Verkauf von Vermögenswerten im Umfang von 20 Milliarden US-Dollar bis zum Jahr 2027, um finanziellen Spielraum zu schaffen und die Bilanz zu stärken. Zudem hat BP die Planung für Kapitalausgaben reduziert und kündigte an, Ausgaben für das laufende Jahr um 500 Millionen US-Dollar auf insgesamt 14,5 Milliarden US-Dollar zu senken. Auch die Rückkäufe von Aktien wurden deutlich gedrosselt. Während 2024 noch Rückkäufe im Wert von 7,1 Milliarden US-Dollar erfolgten, werden für das erste Quartal 2025 lediglich noch Rückkäufe in Höhe von 750 Millionen US-Dollar erwartet – ein deutlicher Indikator für eine vorsichtigere Kapitalallokation.
Diese Neuausrichtung der Unternehmensstrategie resultiert aus einem zunehmenden Druck seitens großer Investoren, allen voran von US-amerikanischen Fondsmanagern wie Elliott Investment Management, die auf eine striktere Kostendisziplin und höhere freie Geldflüsse drängen. Das vergangene Engagement und die ambitionierten Versuche, BP in Richtung nachhaltiger Energien umzubauen, wie sie insbesondere unter dem früheren CEO Bernard Looney und der ehemaligen Strategieleiterin Giulia Chierchia vorangetrieben wurden, haben bislang nicht die gewünschten Anlegerreaktionen erzielt. Seit Beginn der aktuellen Strategieänderung im Februar sind die BP-Aktien um etwa 20 % gefallen, was deutlich über dem Rückgang der Mitbewerber Shell und Exxon liegt, die Verluste von etwa 7,5 % beziehungsweise 1,8 % aufweisen. Der Abgang von Giulia Chierchia, die maßgeblich für die Ausrichtung auf Nachhaltigkeit und den Ausbau der Low-Carbon-Sparte verantwortlich war, steht dabei symbolhaft für eine bedeutende Zäsur bei BP. Unter ihrer Führung hatte BP eine bedeutende Transformation angestrebt, die eine Reduzierung der Produktion von fossilen Brennstoffen zugunsten eines wachsenden Engagements im Bereich erneuerbare Energien vorsah.
Doch der Widerstand von Investoren, die kurzfristig renditestärkere Maßnahmen forderten, verbunden mit den unterdurchschnittlichen finanziellen Kennzahlen, führten letztlich zu einer Umorientierung in der Konzernstrategie. Giulia Chierchias Entscheidung, das Unternehmen zu verlassen, deutet auf einen grundlegenden Strategiewechsel hin, der den Fokus nun verstärkt auf Kostenkontrolle, Cashflow-Generierung und ein pragmatischeres Wachstum legt. Darüber hinaus steht BP vor der Herausforderung eines volatilen Öl- und Gasmarkts. Während die Preise für Brent-Rohöl im ersten Quartal mit durchschnittlich rund 75 US-Dollar pro Barrel unter dem Niveau von etwa 87 US-Dollar im Vorjahreszeitraum lagen, beeinflusst dies unmittelbar die Ertragskraft des Unternehmens. Die Rohölpreise sind entscheidend für die Margen in der Exploration und Produktion, aber auch für die Bewertung von Vertragsabschlüssen und langfristigen Investitionsentscheidungen.
Die aktuell geringeren Preise erschweren die Profitabilität und verlangen von BP eine noch ausgewogenere Mischung zwischen Investitionen in neue Technologien und dem Erhalt stabiler Ertragsquellen. Ein weiterer Faktor, der die Geschäftsentwicklung von BP hemmt, ist das umfangreiche Wartungsprogramm in den Raffinerien, das in der zweiten Quartalshälfte erwartet wird. Bei solch umfangreichen Wartungsarbeiten ist es üblich, dass die Produktionsvolumen vorübergehend sinken, was wiederum zu geringeren Umsätzen und Margen führen kann. Die Investoren nehmen diese Einschränkungen durchaus zur Kenntnis, doch sie dürften zusätzlich zur bereits angespannten Lage im Markt für Verunsicherung sorgen. Vor dem Hintergrund all dieser Herausforderungen ist es verständlich, dass die Aktien von BP unter Druck geraten.
Zum Zeitpunkt der Veröffentlichung lagen die Kurse etwa 2,8 % unter dem Vortagesniveau, während der Gesamtindex der Energiebranche nur einen geringeren Verlust von 0,6 % verzeichnete. Die schlechte Performance lässt auf den ersten Blick vermuten, dass Anleger den kurzfristigen Schwierigkeiten und der Neuausrichtung mit Skepsis begegnen, wenngleich langfristige Strategien zur Kostenreduktion und Fokusverlagerung auf Kernaktivitäten Risiken auch mindern können. Trotz der momentanen Schwierigkeiten bleibt BP eines der größten und einflussreichsten Unternehmen im Energiesektor. Die Fähigkeit, sich an sich wandelnde Marktbedingungen anzupassen, wird in den kommenden Monaten und Jahren entscheidend für den künftigen Erfolg sein. Die Pläne zur Assetveräußerung und Kostenkontrolle bieten Potential, die finanzielle Stabilität wiederherzustellen und das Vertrauen der Investoren zurückzugewinnen.