Die Inflation ist eines der zentralen Themen der vergangenen Jahre, besonders in den USA, wo die wirtschaftlichen Schwankungen weltweit stark wahrgenommen werden. Inmitten vieler Faktoren, die die Preissteigerungen beeinflussen, rücken nun überraschenderweise auch die Zölle, die unter der Präsidentschaft von Donald Trump eingeführt wurden, in den Fokus. Obwohl Zölle allgemein dafür bekannt sind, die Preise zu erhöhen, zeigen aktuelle Verbraucherpreisindex (CPI)-Berichte, dass Trumps Handelszölle aktuell zumindest zeitweise zur Verlangsamung der Inflation beigetragen haben – eine Entwicklung, die viele Ökonomen und Marktbeobachter überrascht. Doch wie genau hängt dies zusammen und welche Mechanismen wirken hierbei? Trumps Zölle wurden ursprünglich eingeführt, um den Import bestimmter Waren aus dem Ausland zu verteuern und dadurch die heimische Wirtschaft zu schützen. Diese Importsteuern betrafen vor allem China und andere Handelspartner und zielten darauf ab, die amerikanische Produktion zu stärken und Handelsdefizite zu reduzieren.
Traditionell führt eine Verteuerung von Importgütern jedoch auch zu höheren Endverbraucherpreisen, wenn Unternehmen die gestiegenen Kosten an Kunden weitergeben. Daraus könnte man folgern, dass Zölle automatisch Treiber von Inflation sind. Aktuelle Daten aus dem Consumer Price Index zeigen jedoch eine nuancierte Realität. Im Frühjahr 2025 sanken die Inflationsraten auf den niedrigsten Stand seit Monaten. Die Gesamtinflation fiel auf etwa 2,4 Prozent, während die Kerninflation, die volatile Preise wie Energie und Lebensmittel ausklammert, auf 2,8 Prozent zurückging – der tiefste Wert seit mehreren Jahren.
Ein Teil dieses Preisrückgangs wird auf fallende Benzinpreise und eine abgeschwächte Nachfrage zurückgeführt. Doch interessanterweise liefern Experten Hinweise darauf, dass die Zölle selbst indirekt zu dieser Abkühlung beitragen. Wie ist das möglich? Der Schlüssel liegt im Verhalten von Konsumenten und Unternehmen unter den veränderten wirtschaftlichen Bedingungen. Die Übersicht renommierter Ökonomen zeichnet das Bild, dass die Zölle insbesondere über zwei Hauptkanäle aktuell dämpfend auf die Inflation wirken. Zum einen erzeugen höhere Importkosten und die Unsicherheit im Handelsumfeld eine Art Wachstumsbremse.
Unternehmen sehen sich mit steigenden Preisen konfrontiert und wägen Investitionen sowie Produktionserweiterungen sorgfältiger ab. Zum anderen reagieren viele Verbraucher aufgrund der hohen Kostenbelastung vorsichtiger und schränken ihren Konsum ein. Diese zurückhaltendere Gesamtnachfrage wirkt preisdämpfend. Speziell in Bereichen, die weniger durch unmittelbare Zollerhöhungen betroffen sind, wie manche Dienstleistungen oder nichtimportierte Waren, führt die reduzierte Kaufkraft zu einem sanften Preisrückgang oder zumindest zu verlangsamtem Wachstum der Preise. Diese Dynamik kann also eine temporäre Verlangsamung der Inflation bewirken, auch wenn die Zölle selbst eigentlich Kostensteigerungen produzieren.
Darüber hinaus verstärken die Zölle globale Konjunktursorgen. Weil die Handelsstreitigkeiten Unsicherheit schaffen und Handelspartner von den höheren Abgaben betroffen sind, schwächt dies das Wachstum weltweit. Schwächere globale Nachfrage wirkt sich wiederum auf Rohstoff- und Energiekosten aus. Niedrigere Ölpreise, wie sie zuletzt beobachtet wurden, sind ein Teil des Puzzles, das zur geringeren Inflation in den USA beiträgt. Somit hat ein Handelskonflikt, der eigentlich auf höheren Preisen basieren sollte, über indirekte Kanäle auch einen bremsenden Effekt auf einzelne Inflationskomponenten.
Jedoch warnen Wirtschaftsexperten davor, dieses „Glück“ als nachhaltig zu betrachten. Die temporäre Abkühlung der Inflation auf Basis von Zöllen ist in ihren Augen eher ein Symptom von wirtschaftlicher Belastung und weniger Ausdruck gesunder Preisstabilisierung. Ein dauerhafter inflationärer Druck durch steigende Herstellungskosten und höhere Verbraucherpreise ist weiterhin zu erwarten, wenn die Unternehmen die Zölle voll an ihre Kunden weiterreichen. Zusätzlich geht die Zurückhaltung der Verbraucher Hand in Hand mit einer Verschlechterung mancher Wirtschaftsdaten, etwa auf dem Arbeitsmarkt. Fällt die Beschäftigungsentwicklung enttäuschend aus, könnten die Banken und die Notenbank gezwungen sein, ihre Geldpolitik zu überdenken.
Die US-Notenbank Federal Reserve ist bereits in der Diskussionslage, wie sie mit der Inflation umgehen soll, ohne das fragile Wirtschaftswachstum zu gefährden. Die aktuell niedrigeren Inflationszahlen trotz bestehender Zölle könnten dazu führen, dass die Fed von Zinssenkungen abgehalten wird, falls die Arbeitsmarktdaten nicht überzeugen. Die Auseinandersetzungen zwischen Trump und der Fed illustrieren zusätzlich die unterschiedlichen Vorstellungen zur Geldpolitik. Während Trump offen Zinsreduzierungen fordert, hält die Fed an einer vorsichtigen Linie fest, die auch die längerfristigen Risiken im Blick hat. Die Debatten um Zinssätze und deren Auswirkung auf Inflation und Wachstum sind eng mit den Zollwirkungen verwoben und unterstreichen die Komplexität der aktuellen Lage.
Weitere Komponenten beeinflussen das Bild. Bevölkerungsbreite Preisindikatoren wie Mietkosten, die sonst für einen großen Teil der Kerninflation verantwortlich sind, steigen derzeit langsamer als erwartet. Die Rückbildung außergewöhnlicher Preissteigerungen bei bestimmten Gütern, etwa bei Gebrauchtwagen, trägt ebenfalls dazu bei, dass die Inflationsraten nicht weiter steigen. Darüber hinaus kann die Überwindung der Vogelgrippe, die massive Auswirkungen auf die Lebensmittelindustrie hatte, die Preise von Eiern und Geflügel gesenkt haben, wovon Konsumenten profitieren. Damit zeigt sich in den jüngsten CPI-Berichten ein Portrait von Inflation, das durch ein komplexes Zusammenspiel verschiedenster Faktoren geprägt ist.
Die Zölle und Handelskonflikte sind nicht der alleinige, aber ein eindeutiger Faktor im Mosaik. Sie verlangsamen aktuell laut Ökonomen die Inflation zwar, doch sie tun dies vornehmlich wegen ihrer negativen und belastenden wirtschaftlichen Wirkungen, die letztlich dem Verbraucher zu schaffen machen. Die langfristige Prognose ist unklar. Sofern die Handelsstreitigkeiten und Zollpolitik weiter bestehen oder sogar verschärft werden, könnten die dadurch ausgelösten Unsicherheiten und Belastungen noch mehr Wachstum dämpfen, was die Inflation zwar kurzfristig schwächt, aber Rahmenbedingungen für wirtschaftliche Probleme schafft. Andererseits könnten sich Unternehmen entsprechend anpassen und höhere Kosten auf lange Sicht doch an Verbraucherpreise weitergeben, was zu einem erneuten Anstieg der Inflation führt.
Für Verbraucher und Marktteilnehmer gilt daher, die Entwicklung der Preisindikatoren sowie der politischen Rahmenbedingungen genau zu beobachten. Die teilweise gute Nachricht der langsameren Inflation ist eng verknüpft mit einer schwierigen wirtschaftlichen Gesamtlage. Entscheidungen der Fed, politische Maßnahmen und globale Trends werden maßgeblich bestimmen, in welche Richtung sich die Inflation in den kommenden Monaten bewegt und ob die aktuelle Verlangsamung lediglich ein kurzes Zwischenspiel oder der Beginn einer nachhaltigeren Entspannung ist. Zusammenfassend lässt sich sagen: Die durch Trumps Zölle verursachte Verlangsamung der Inflation ist ein unerwarteter und komplexer Effekt, der vor allem durch nachlassende Nachfrage, sinkende Energiepreise und eine gedämpfte wirtschaftliche Dynamik zustande kommt. Diese Entwicklung soll jedoch nicht darüber hinwegtäuschen, dass die Handelskonflikte erhebliche Belastungen für Wirtschaft und Verbraucher bedeuten und die langfristigen inflationären Auswirkungen noch nicht abschließend absehbar sind.
Die nächsten Verbraucherpreisberichte werden zeigen, ob der Trend anhält oder ob die Rundumwirkung der Zölle auf die Inflation sich stärker in Form von Preiserhöhungen bemerkbar macht.