Lachgas, auch unter dem Namen Nitrous Oxide bekannt, hat seine Wurzeln in der Medizin und der Gastronomie. Seit Jahrzehnten wird es dort sicher und kontrolliert eingesetzt – sei es als Schmerzmittel beim Zahnarzt oder als Treibmittel für Schlagsahne in der Küche. Doch in den letzten Jahren hat sich ein beunruhigender Trend in den Vereinigten Staaten entwickelt. Nitrous Oxide wird vermehrt als Freizeitdroge missbraucht, eine Entwicklung, die sich in steigenden Gesundheitsproblemen und Todesfällen widerspiegelt. Die leichten euphorisierenden Wirkungen von Lachgas, die bei Inhalation auftreten, machen es attraktiv für viele junge Menschen.
Vor allem die Pandemiezeit hat den Konsum stark ansteigen lassen. Junge Erwachsene, Studenten und sogar Teenager greifen immer häufiger auf diese Substanz zurück, oft unwissend über die gefährlichen Folgen. Technologische Veränderungen, wie der zunehmende Online-Verkauf großer Canister, ermöglichen einen leichteren Zugang. Besonders besorgniserregend ist die Vermarktung von aromatisierten Lachgasbehältern, die oft in farbenfrohem Design mit Gaming- oder Popkultur-Elementen aufwarten. Diese gezielte Werbung spricht vor allem junge Konsumenten an und verstärkt das Risiko von Abhängigkeit und Missbrauch.
Die gesundheitlichen Gefahren durch den Konsum von Lachgas werden vielfach unterschätzt. Bei gelegentlicher Verwendung ist das Risiko gering, doch regelmäßiger oder übermäßiger Gebrauch kann schwerwiegende Folgen haben. Das größte Risiko stellt die Sauerstoffunterversorgung des Gehirns dar, da Lachgas bei hoher Dosierung die Aufnahme von Sauerstoff blockiert. Dies kann zu Bewusstseinsverlust, Gehirnschäden und im schlimmsten Fall zum Tod führen. Ein weiterer gravierender Effekt ist ein Vitamin B12-Mangel, der durch den Abbau dieses wichtigen Vitamins verursacht wird.
Ein solcher Mangel kann Nervenschäden verursachen, die sich etwa in Lähmungen, Taubheitsgefühlen und dauerhaften neurologischen Beeinträchtigungen äußern. Die Zahl der mit Lachgas in Verbindung stehenden Todesfälle und Zwischenfälle in den USA ist alarmierend gestiegen. Das amerikanische Zentrum für Krankheitskontrolle (CDC) meldete einen Anstieg der Todesfälle durch Lachgas-Vergiftungen um mehr als 110 Prozent zwischen 2019 und 2023. Parallel dazu verzeichneten amerikanische Giftinformationszentren eine deutliche Zunahme der gemeldeten Fälle von absichtlichem Lachgas-Konsum. Diese Zahlen verdeutlichen, wie groß und gefährlich die Problematik mittlerweile ist.
Rechtlich befindet sich Nitrous Oxide in einer Grauzone. Die meisten US-Bundesstaaten haben zwar den Freizeitkonsum eingeschränkt oder verboten, doch der Verkauf als Lebensmittelzusatz bleibt weitgehend legal. Diese Schlupflöcher erlauben es Herstellern, das Gas weiter zu vertreiben und verschärfen so die Situation. Im Gegensatz dazu hat Großbritannien 2023 den Besitz von Lachgas unter Strafe gestellt, um die Missbrauchszahlen einzudämmen. Nur Louisiana hat in den USA vollständige Verkaufsverbote erlassen.
Dennoch sind die gesetzlichen Regularien in den USA insgesamt schwach und uneinheitlich, was eine kontrollierte Prävention erschwert. Ein bekanntes Beispiel für die fatalen Folgen des Lachgas-Missbrauchs ist der tragische Fall von Meg Caldwell aus Florida. Die junge Frau begann bereits während ihres Studiums mit Lachgas, steigerte ihre Nutzung während der Pandemie erheblich und entwickelte eine starke Abhängigkeit. Trotz schwerer gesundheitlicher Schäden, unter anderem einer vorübergehenden Lähmung ihrer Beine, setzte sie den Konsum fort. Sie erwarb das Gas immer wieder in örtlichen Smoke-Shops und konsumierte es unmittelbar vor Ort.
Im November 2024 starb sie an einer Überdosis in einem Parkhaus vor einem Vape-Shop. Ihr Tod hat landesweit für Schlagzeilen gesorgt und eine Diskussion über die Legalisierung und Vermarktung des Gases entfacht. Die Vermarktung von Lachgas hat sich in den vergangenen Jahren stark verändert. Hersteller wie Galaxy Gas bieten nicht nur einfache Produktpackungen an, sondern verzieren die Gasbehälter mit auffälligen, farbenfrohen Designs und beliebten Motiven aus Spielen und Serien. Außerdem locken aromatisierte Geschmacksrichtungen wie Blaue Himbeere oder Erdbeere mit Sahne, die den Reiz für junge Konsumenten steigern.
Zudem sind die Verpackungsgrößen erheblich größer geworden. Wo früher einzelne 8-Gramm-Kapseln üblich waren, werden heute auch große 2-Kilogramm-Canister angeboten, die mehr Konsum ermöglichen und die Gefahr des Missbrauchs erhöhen. Soziale Medien spielen eine wichtige Rolle bei der Popularisierung dieses gefährlichen Trends. Videos mit jungen Leuten, die Lachgas inhalieren und darüber scherzen, werden millionenfach angeklickt und verbreitet. Diese Inhalte verleihen dem Konsum einen Glamour-Faktor und animieren weiter zur Nachahmung.
Prominente Persönlichkeiten, insbesondere aus der Rap-Szene, sprechen öffentlich über ihre Erfahrungen mit Lachgas oder zeigen dessen Gebrauch in Musikvideos, was die Akzeptanz weiter fördert. Selbst populäre Streaming-Plattformen wie Twitch berichten von Lachgas-Konsum als Trend, was die Verbreitung auch in sonst weniger sichtbaren Nischen befördert. Angesichts der zunehmenden Gesundheitsgefahren haben Behörden wie die US-Amerikanische Food and Drug Administration (FDA) Warnungen herausgegeben und vermehrt Berichte über unerwünschte Ereignisse durch Lachgas-Missbrauch registriert. Trotzdem ist eine flächendeckende Regulierung bisher ausgeblieben. Der Verkauf in Vape-Shops und über Online-Plattformen wie Amazon verläuft weiterhin und wird nur vereinzelt eingeschränkt oder kontrolliert.
Einige Unternehmen scheinen sich ihrer gesellschaftlichen Verantwortung nicht bewusst zu sein oder ziehen es vor, den Verkauf aus wirtschaftlichen Gründen nicht einzuschränken. Gerichtliche Verfahren zeigen zunehmend die Fragen rund um die Verantwortung von Herstellern und Händlern. Im Jahr 2023 musste Nitrous Distributor United Brands Schadensersatz in Höhe von 745 Millionen US-Dollar zahlen, nachdem durch einen Fahrer unter Lachgas-Einfluss ein tödlicher Verkehrsunfall verursacht wurde. Diese Prozesse setzen einen Präzedenzfall, der weitere Klagen von Familien von Opfern erwarten lässt. Die Familie von Meg Caldwell plant darüber hinaus eine Sammelklage gegen Hersteller und Händler von Lachgas, um einen Verkaufsstopp in den gesamten USA zu erwirken.
Angehörige und Experten fordern verschärfte gesetzliche Maßnahmen und eine intensivere Aufklärung über die Risiken, um künftige Schicksale zu verhindern. Viele betonen die Notwendigkeit, dass der Umgang mit Lachgas künftig ähnlich streng reguliert wird wie andere gefährliche Substanzen und medizinische Produkte. Ein Blick nach Europa zeigt, dass strengere Verbote möglich sind und Wirkung zeigen können. In Großbritannien führte die Kriminalisierung des Besitzes von Lachgas bereits zu einem Rückgang des Konsums und machte deutlich, dass der Schutz junger Menschen vor den Gefahren der Droge oberste Priorität haben muss. Die Debatte um Lachgas offenbart zudem gesellschaftliche Fragen über den Umgang mit legalen Substanzen, die ein hohes Missbrauchspotenzial besitzen.
Hersteller und Händler stehen in der Verantwortung, ethische Standards einzuhalten und Produkte nicht willkürlich zu vermarkten. Gleichzeitig müssen Politik und Gesundheitsbehörden schnell auf neue Entwicklungen reagieren, um effektiv Schaden zu verhindern. Abschließend steht fest: Lachgas ist weit mehr als eine harmlose Spaßdroge. Seine hohe Verfügbarkeit und die unzureichende Regulierung haben dazu geführt, dass es sich in den USA zu einer gefährlichen, oft tödlichen Abhängigkeit entwickelt hat. Der Schutz der Bevölkerung, besonders der Jugendlichen, erfordert einen umfassenden Ansatz, der von der gesetzlichen Regulierung bis hin zur Aufklärung reicht.
Nur so kann die Spirale von Missbrauch, Krankheit und Tod durch Lachgas durchbrochen werden.