Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie im Vereinigten Königreich sieht sich derzeit mit einer Reihe von Herausforderungen konfrontiert, die das Wachstum und die Wettbewerbsfähigkeit erheblich beeinträchtigen. Die anhaltenden wirtschaftlichen Unsicherheiten, steigende Produktionskosten, ein markanter Fachkräftemangel und die komplizierten Handelsbeziehungen mit der Europäischen Union verlangen nach dringenden politischen und unternehmerischen Lösungen. Die Food and Drink Federation (FDF), die führende Interessenvertretung der Lebensmittel- und Getränkehersteller in Großbritannien, hat daher eindringlich an die Regierung appelliert, den Fokus verstärkt auf eine strategische Verbesserung der EU-Handelsbeziehungen und eine verstärkte Förderung der Fachkräfteentwicklung zu legen. Diese Forderungen spiegeln die aktuelle Stimmung und die realen Bedürfnisse der Branche wider, die maßgeblich zur britischen Wirtschaft und zur Ernährungssicherheit beiträgt.Die Auswirkungen von Brexit auf die Handelsbeziehungen mit der EU bleiben nach wie vor ein zentrales Problem für die Nahrungsmittel- und Getränkeindustrie.
Trotz des Austritts aus der EU sind viele Unternehmen weiterhin stark von Exporten nach Europa abhängig. Doch bürokratische Hindernisse, neue Zollformalitäten und regelmäßige Verzögerungen an den Grenzen haben das Exportvolumen gedämpft und ließen die Wettbewerbsfähigkeit britischer Hersteller leiden. Zahlreiche Unternehmen berichten von sinkenden Exportzahlen und wachsendem Aufwand, um Produkte in den EU-Markt zu bringen. Dieses erschwerte Handelsumfeld lässt Investitionen in Innovationen und Produktionskapazitäten schrumpfen, da Unternehmen zuerst die wirtschaftlichen Risiken minimieren wollen.Die FDF betont, dass eine strategische und partnerschaftliche Beziehung zur EU für die Nahrungsmittelbranche von fundamentalem Wert ist.
Eine Vereinfachung von Zollprozessen, der Abbau von Handelsbarrieren und die Schaffung stabiler, vorhersehbarer Handelsbedingungen wären entscheidend, um den Export zu beleben und somit das Wachstum der Branche zu sichern. Die Verbesserung der Beziehungen sollte nicht nur auf kurzfristige Maßnahmen beschränkt sein, sondern eine langfristige Vision verfolgen, die sowohl die politischen als auch wirtschaftlichen Interessen der Industrie berücksichtigt. Dabei ist es wichtig, dass Großbritannien seine Position als vertrauenswürdiger Handelspartner stärkt und gleichzeitig die Qualitäts- und Sicherheitsstandards beibehält, die europäische Konsumenten schätzen.Neben den Handelsproblemen stellt der Fachkräftemangel eine weitere große Hürde dar. Die Lebensmittel- und Getränkeindustrie kämpft mit einem erheblichen Mangel an qualifizierten Arbeitskräften, der alle Produktionsstufen betrifft – von der Verarbeitung über die Produktion bis hin zur Logistik.
Die hohe Fluktuation, steigende Löhne und eine Konkurrenz um Fachkräfte mit anderen Branchen verschärfen die Situation zusätzlich. Besonders kleine und mittelständische Unternehmen (KMU) leiden unter dem Fachkräftemangel, da sie oft weniger Ressourcen für umfangreiche Aus- und Weiterbildungsprogramme besitzen. Die Vakanzraten in der Lebensmittelbranche liegen nach Angaben der FDF mehr als doppelt so hoch wie im gesamten verarbeitenden Gewerbe.Vor diesem Hintergrund fordert die Lebensmittelindustrie mehr staatliche Unterstützung, um dieses Defizit zu beheben. Investitionen in Aus- und Weiterbildung gelten als essenziell, um die Lücke zu schließen und langfristig qualifizierte Fachkräfte zu gewinnen und zu binden.
Eine bessere Förderung von beruflicher Qualifikation, Umschulungsprogrammen und betrieblichen Weiterbildungsangeboten könnte dazu beitragen, die Attraktivität der Branche als Arbeitgeber zu steigern. Darüber hinaus erwähnen Experten, dass flexible Arbeitsmodelle und Verbesserungen der Arbeitsbedingungen ebenfalls entscheidende Faktoren sind, um neue Mitarbeiter zu gewinnen und die Loyalität bestehender Belegschaften zu erhöhen.Neben den Herausforderungen durch Brexit, Handelsbarrieren und Fachkräftemangel sieht sich die Branche auch mit steigenden Produktionskosten konfrontiert. Erhöhungen beim Mindestlohn sowie bei den Arbeitgeberbeiträgen zur Sozialversicherung haben den Kostendruck erhöht und führen dazu, dass viele Unternehmen geplante Investitionen, beispielsweise in Automatisierung und Digitalisierung, zurückstellen oder ganz abbrechen. Diese Investitionen sind jedoch von zentraler Bedeutung, um die Produktivität zu steigern, effizienter zu produzieren und letztlich wettbewerbsfähig zu bleiben.
Die in mehreren Umfragen der FDF erhobenen Daten zeigen, dass 41 Prozent der britischen Lebensmittel- und Getränkehersteller Investitionen kürzen oder streichen wollen, was sich nachhaltig negativ auf Innovation und Wachstum auswirken könnte. Gerade in Zeiten globaler wirtschaftlicher Unsicherheiten und geopolitischer Konflikte ist es entscheidend, dass Unternehmen resilient und anpassungsfähig bleiben. Durch das Fehlen ausreichender Investitionen und qualifizierter Fachkräfte besteht die Gefahr, dass das gesamte Sektorwachstum ins Stocken gerät und die Ernährungssicherheit der Nation gefährdet wird.Vor diesem Hintergrund fordert die FDF, dass der Staat einen größeren Anteil an Fördermitteln speziell für den Lebensmittelbereich bereitstellt. Besonders wird hierbei die Forschung und Entwicklung (F&E) in den Fokus gerückt, um Innovationen voranzutreiben und gesündere Produktoptionen für die Verbraucher zu fördern.
Die Bereitstellung von steuerlichen Anreizen und die Erleichterung beim Zugang zu Forschungsförderung wären wesentliche Anreize, damit Unternehmen trotz schwieriger Rahmenbedingungen neue Technologien und nachhaltige Produktionsweisen entwickeln können. Auch Maßnahmen zur Bürokratie- und Regulierungsvereinfachung würden das Geschäftsumfeld deutlich verbessern.Die Branche sieht sich zudem mit einem schleppenden Vertrauen auf Seiten der Unternehmen konfrontiert. Die Geschäftsklimaindikatoren des ersten Quartals zeigen, dass lediglich 43 Prozent der Hersteller positiv in die Zukunft blicken. Dieses niedrige Vertrauensniveau ist Ausdruck der anhaltenden Unsicherheiten im politischen und wirtschaftlichen Umfeld.
Zur Stabilisierung und Verbesserung der Situation müssen daher umfassende und koordinierte Maßnahmen umgesetzt werden, die sowohl die wirtschaftlichen als auch die sozialen Aspekte umfassen.Insgesamt zeigt sich, dass die Lebensmittel- und Getränkeindustrie eine Schlüsselrolle für die britische Wirtschaft, Beschäftigung und nationale Ernährungssicherheit einnimmt. Die Herausforderungen sind komplex und erfordern eine enge Zusammenarbeit von Unternehmen, Regierung und Bildungseinrichtungen. Nur durch eine Kombination aus verbesserten Handelsbeziehungen zur EU, einer gezielten Fachkräfteentwicklung und einer Förderung von Investitionen und Innovationen kann sichergestellt werden, dass die Branche auch künftig wettbewerbsfähig bleibt und einen wertvollen Beitrag zum Wohlstand im Vereinigten Königreich leistet.Die Zukunft der britischen Lebensmittel- und Getränkeindustrie hängt somit maßgeblich von politischen Entscheidungen und gezielten Unterstützungsmaßnahmen ab.
Ein stärker proaktives Engagement der Regierung zur Lösung struktureller Probleme könnte nicht nur die Branche stabilisieren, sondern auch neue Chancen eröffnen, um den Wandel zu nachhaltiger Produktion und gesunder Ernährung zu gestalten. Aus Sicht der FDF gilt es, die Branche als festen Bestandteil der britischen Wirtschaft zu stärken, indem kurzfristige Lösungsansätze ergänzt werden durch langfristige Strategien, die auf Innovation, Bildung und internationale Zusammenarbeit setzen. So kann das Vereinigte Königreich seinen Platz als führender Lebensmittelproduzent und -exporteur in Europa und darüber hinaus festigen.