Im Juni 2025 hat die Schweizer Großbank UBS ihre Einschätzung für die Aktie von Gerdau S.A. (NYSE:GGB) deutlich aufgewertet und das Kursziel von 2,90 US-Dollar auf 3,80 US-Dollar angehoben. Diese Anpassung erfolgte vor dem Hintergrund der jüngsten Erhöhung der US-Importzölle auf Stahl auf 50 Prozent, eine Entscheidung der Trump-Administration, die weitreichende Konsequenzen für die Stahlindustrie in den Vereinigten Staaten und weltweit mit sich bringt. Für Gerdau, einen der führenden Stahlproduzenten mit bedeutenden Aktivitäten auf dem US-Markt, eröffnen sich durch die veränderten geopolitischen Rahmenbedingungen neue Chancen.
Die Aktie des Unternehmens zählt nach Einschätzung von UBS zu den am meisten unterbewerteten Aktien, die unter einem Preis von fünf US-Dollar zu erwerben sind. Diese Bewertung unterstreicht das attraktive Potenzial der Aktie, das durch die aktuellen Marktentwicklungen zusätzlich gestützt wird. Die Erhöhung der Importzölle führt zu einer Verknappung des Stahlangebots auf dem US-Markt, wodurch das Gleichgewicht von Angebot und Nachfrage massiv beeinflusst wird. Die nun restriktiveren Handelsbedingungen begünstigen lokale Produzenten wie Gerdau, da der Wettbewerb durch preiswertere Importe aus dem Ausland stark eingeschränkt wird. Die UBS-Analysten sehen darin verbesserte Margen, die sich aus den steigenden Endproduktspreads ergeben.
Die dadurch steigenden Gewinne reflektieren sich bereits in der Prognose für das EBITDA des Unternehmens im Jahr 2026, welches die Analysten um 32 Prozent gegenüber vorherigen Schätzungen angehoben haben. Darüber hinaus wird eine Reduktion der Investitionsausgaben (Capex) ab dem Jahr 2026 erwartet, was die freie Cashflow-Entwicklung von Gerdau zusätzlich unterstützen dürfte. Durch die erhöhten Margen und geringeren Investitionen kann das Unternehmen seine Finanzstruktur stärken und potenziell verstärkt Dividenden ausschütten oder in weiteres Wachstum investieren. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) von Gerdau liegt bei 8,15, was im Vergleich zu Mitbewerbern und den historischen eigenen Bewertungen als attraktiv niedrig gilt. Dies signalisiert Investoren, dass die Aktie derzeit unter ihrem fundamentalen Wert gehandelt wird und somit ein gutes Einstiegszeitfenster bietet.
Trotz der positiven Aussichten sehen die Analysten jedoch auch alternative Investmentmöglichkeiten mit eventuell höherem Wachstumspotenzial, insbesondere im Bereich fortschrittlicher Technologien wie Künstliche Intelligenz (KI). Speziell AI-aktien könnten von ähnlichen Schutzmaßnahmen durch US-Zölle und der Tendenz zur Onshoring-Strategie profitieren, jedoch mit einem anderen Risikoprofil und Upside-Potenzial. Die Stahlbranche ist traditionell zyklisch und stark von globalen Handelsströmen sowie politischen Entscheidungen geprägt. Die jüngsten Maßnahmen der US-Regierung, die den Schutz einheimischer Stahlproduzenten fördern, sind Teil einer breiteren Industriepolitik, die auf die Stärkung der nationalen Produktion abzielt. Für Unternehmen wie Gerdau bedeutet dies, dass sie ihre Marktposition festigen und im Wettbewerb um den amerikanischen Markt Vorteile gegenüber importierenden Konkurrenten ausspielen können.
Die langfristige Perspektive bleibt jedoch von Faktoren wie globalen Rohstoffpreisen, technologischen Innovationen in der Stahlherstellung und der Entwicklung der weltweiten Stahlnachfrage abhängig. Die steigenden Preisen im US-Stahlmarkt könnten auch eine Anpassung der Lieferketten und eine stärkere Lokalisierung der Produktion forcieren. Unternehmen, die frühzeitig ihre Kapazitäten an die veränderten Rahmenbedingungen anpassen, können dadurch Wettbewerbsvorteile erzielen. Gerdau profitiert von einem diversifizierten Geschäftsmodell, das sowohl die Herstellung von Halbzeugstahl, Stahldraht und Betonstahl umfasst. Die geografische Streuung der Produktionsstandorte, insbesondere mit starken Positionen in den USA und Brasilien, verschafft dem Unternehmen eine robuste Basis, um volatilere Marktphasen zu überstehen.
Daneben sieht UBS eine zunehmende Dynamik durch die Entwicklung neuer Marktsegmente, die von Infrastrukturprojekten und der Bauwirtschaft getrieben werden. Die Stahlindustrie steht zudem unter wachsendem Druck, nachhaltiger und umweltfreundlicher zu werden. Gerdau investiert gezielt in Technologien zur Emissionsreduzierung und in Recyclingmethoden, um den ökologischen Fußabdruck zu verringern. Dies wird von Investoren positiv bewertet und kann zu einer verbesserten Marktbewertung beitragen. Das aktuelle Marktumfeld mit umfassenden geopolitischen Veränderungen, Handelsbarrieren und der steigenden Nachfrage nach nachhaltig produzierten Werkstoffen eröffnet Gerdau die Möglichkeit, seine Marktpräsenz in den USA weiter auszubauen und profitabel zu wachsen.
Die Kombination aus verbesserten Margen durch Zölle, optimierten Investitionsausgaben und positiven EBITDA-Prognosen stärkt die Position des Unternehmens sowohl auf kurz- als auch auf mittelfristige Sicht. Anleger, die nach unterbewerteten Aktien im Rohstoffsektor suchen, finden in Gerdau eine interessante Option, zumal das Unternehmen von politischen Entscheidungen profitiert, die langfristig Bestand haben könnten. Trotz möglicher Risiken wie schwankende Rohstoffpreise, konjunkturelle Abschwünge und mögliche zukünftige Veränderungen in der US-Handelspolitik erscheint die Aktie derzeit fundamental attraktiv. Die Empfehlung von UBS, die Bewertung von Neutral auf Kaufen zu heben, spiegelt das aktuelle Chancen-Risiko-Verhältnis wider und macht Gerdau für Investoren interessant, die von der Stahlmarkt-Dynamik der kommenden Jahre profitieren möchten. Die US-Stahlzölle können als Katalysator für eine Neubewertung der gesamten Branche wirken.
Gerdau ist dabei prädestiniert, um als einer der Profiteure im Vordergrund zu stehen. Für Aktionäre heißt dies perspektivisch eine mögliche Wertsteigerung der Aktie, besonders wenn die Prognosen für Umsatz und Gewinnentwicklung bestätigt werden. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Aufwertung von Gerdau durch UBS ein deutliches Signal für die positiven Auswirkungen der US-Handelspolitik auf das Unternehmen und seine Wettbewerbsfähigkeit darstellt. Die erhöhte Importzollpolitik verschiebt die Balance im Stahlmarkt zu Gunsten einheimischer Produzenten, wodurch ein nachhaltiges Wachstum und attraktivere Bewertungen unterstützt werden. Investoren sollten jedoch aufmerksam die zukünftigen Entwicklungen sowohl in der politischen als auch in der wirtschaftlichen Landschaft verfolgen, um Chancen rechtzeitig zu nutzen und Risiken angemessen zu steuern.
Gerdau hebt sich damit als ein Stahlunternehmen hervor, das nicht nur von kurzfristigen politischen Veränderungen profitiert, sondern auch durch ein solides Geschäftsmodell und nachhaltige Strategien langfristig überzeugt.