In der heutigen digitalen Welt nehmen Video-Plattformen wie YouTube, Twitch oder Vimeo eine dominierende Rolle ein. Sie ermöglichen Millionen Menschen weltweit, Videos zu entdecken, zu teilen und live zu übertragen. Gleichzeitig geraten diese Plattformen immer mehr unter Kritik – sei es wegen algorithmischer Kontrolle, gezielter Werbeeinblendungen oder der unkontrollierten Sammlung persönlicher Daten. Genau hier setzt PeerTube an, eine dezentrale, gemeinwohlorientierte Alternative, die Nutzerinnen und Nutzern eine neue Art der Videoveröffentlichung und -nutzung anbietet. Besonders spannend ist dabei die jüngste Entwicklung: PeerTube aus der Hosentasche, die mobile App, die das Konzept weiter in den Alltag bringt und damit die Benutzererfahrung grundlegend revolutioniert.
PeerTube entstand vor über sieben Jahren als kleines Studentenprojekt unter dem Dach von Framasoft, einer gemeinnützigen französischen Organisation. Von Beginn an basiert PeerTube auf der Idee der Dezentralisierung, das heißt, dass es keine zentrale Kontrollinstanz gibt, die Videos hostet oder kontrolliert. Stattdessen verbinden sich verschiedenste Instanzen, die über die Welt verteilt sind und als eigenständige Plattformen agieren. Dies sorgt für eine höhere Autonomie, Transparenz und demokratische Kontrolle gegenüber den großen, kommerziellen Videodiensten. Der Vorteil für Nutzer und Institutionen, die PeerTube einsetzen, liegt darin, dass sie unabhängig von großen Konzernen agieren und eigene Regeln bestimmen können, ohne Werbezwang oder algorithmische Bevormundung.
PeerTube ist damit nicht nur eine Softwarelösung, sondern ein lebendiger Ökosystemverbund mit über 1300 gelisteten Plattformen, 300.000 Nutzerkonten und mehr als 750.000 Videos – Tendenz steigend. Ein weiterer Meilenstein für die Plattform ist die Unterstützung durch wichtige Institutionen wie das französische Bildungsministerium oder das GARR-Netzwerk italienischer Universitäten. All das unterstreicht den Reifegrad und das große Vertrauen in das Open-Source-Projekt.
Die PeerTube-App bringt diese Philosophie direkt auf das Smartphone. In einer Zeit, in der mobile Geräte den Hauptzugang zu Videoinhalten darstellen, war die Entwicklung einer eigenen App lange überfällig. Anfangs wurde PeerTube nur von einem einzelnen Entwickler mit Unterstützung einiger Freiwilliger vorangetrieben. Das änderte sich, als Framasoft im letzten Jahr durch die Zusammenarbeit mit der Agentur Wicklow das Entwicklerteam für die mobile App verdoppelte. Mit dem Ziel, PeerTube überall zugänglich zu machen, wurde nicht nur eine App gestaltet, die das bestehende Nutzungserlebnis portiert, sondern eine Plattform geschaffen, die für unterwegs optimiert und auf die Bedürfnisse der Videoproduzent:innen und Zuschauer:innen zugeschnitten ist.
Die App hat inzwischen mehrere Evolutionsphasen durchlaufen und bietet erste größere Versionen mit vielen neuen Funktionen. Benutzer können Videos bequem durchsuchen, sich abonnieren, Benachrichtigungen erhalten oder Videos im Hintergrund abspielen – eine Funktion, die gerade bei Vorträgen oder Tutorials enorm hilfreich ist. Der Clou: PeerTube verzichtet konsequent auf Werbung und Tracking. Während andere Plattformen Nutzerprofile auswerten, um gezielte Werbung einzublenden, setzt PeerTube auf Privatsphäre und den Schutz von Nutzerdaten als Grundprinzip. Im Fokus steht die gemeinschaftliche und nicht-kommerzielle Verbreitung von Videos.
Doch es gibt noch viel mehr zu erwarten. Framasoft hat eine Crowdfunding-Kampagne gestartet, um die weitere Entwicklung der mobilen App finanzieren zu können. Dabei verfolgt das Projekt vier wichtige kollektive Ziele, die das volle Potenzial der mobilen Anwendung ausschöpfen sollen. Als erstes soll es ein kostenloses PeerTube „Premium“ für alle geben – ohne Werbung, mit Funktionen wie Hintergrundwiedergabe, 4K-Unterstützung, vielfachen Abspieloptionen und der Möglichkeit, Videos auf den Fernseher zu streamen. Dies macht die App besonders attraktiv für Nutzer, die ihr Seherlebnis individuell gestalten wollen.
Darüber hinaus soll das einfache Teilen und Verwalten von Videos vom Smartphone ermöglicht werden. Die Idee ist, dass Videoproduzent:innen unterwegs schnell und unkompliziert ihre Inhalte hochladen, bearbeiten und detaillierte Statistiken einsehen können – ganz ohne den Umweg über einen Desktop-Computer. Auch die Integration von Livestreaming aus der mobilen App wird realistisch. So könnten Nutzer künftig von unterwegs Veranstaltungen, Demonstrationen oder Reisen live übertragen, ohne zusätzliche Software oder Geräte wie OBS nutzen zu müssen. Dies steigert die Unabhängigkeit und ermöglicht spontane Live-Inhalte, die direkt mit der PeerTube-Community geteilt werden.
Auch die Organisation hinter PeerTube, Framasoft, profitiert von der Kampagne. Sie finanziert neben der Weiterentwicklung von PeerTube auch ihre anderen gemeinnützigen Projekte, die sich für digitale Freiheit und Datenschutz einsetzen. Unterstützer:innen leisten somit einen Beitrag zu einem ganzheitlichen, offenen digitalen Ökosystem, das unabhängig von großen Technologie-Konzernen funktioniert. Die Crowdfunding-Kampagne fungiert aber nicht nur als Finanzierungshilfe, sondern auch als ein Indikator der öffentlichen Begeisterung für das Projekt und dessen mobile Version. Sollte die Unterstützung geringer sein als erwartet, wird Framasoft die zukünftigen Prioritäten diskutieren und eventuell die Strategie anpassen.
Die PeerTube-Community wächst kontinuierlich und zeigt eine beeindruckende Dynamik. Mehr als 200 Erweiterungen können installiert werden, womit die Funktionen der Plattform ständig vielfältiger werden. Die Nutzer tragen maßgeblich dazu bei, dass PeerTube mehr und mehr in der öffentlichen Wahrnehmung ankommt. Initiativen wie der Mastodon-Account Fedi.Video verleihen PeerTube-Videomacher:innen eine zusätzliche Bühne, und spezialisierte Plattformen wie MakerTube sprechen gezielt bestimmte Interessen an.
PeerTube steht damit exemplarisch für eine neue Generation von Online-Plattformen, deren Wachstum von Offenheit, Zusammenarbeit und Gemeinwohlorientierung getragen wird. Für Nutzer ist PeerTube mehr als nur eine Video-Plattform. Es ist ein Symbol für digitale Selbstbestimmung und eine Einladung, die Kontrolle über ihre Daten zurückzuerlangen. Die mobile App macht diese Vision jetzt greifbar und einfach zugänglich. Wer PeerTube aus der Hosentasche nutzt, entscheidet sich bewusst für einen werbefreien, datenschutzorientierten und innovativen Videodienst, der auf gemeinsamen Werten basiert.
Auch wenn PeerTube und seine App bereits eine beeindruckende Entwicklung hinter sich haben, bleibt das Projekt lebendig und offen für weitere Verbesserungen. Nutzer sind eingeladen, Feedback zu geben und aktiv zur Gestaltung beizutragen – eine echte Gemeinschaft, bei der jede Stimme zählt. Wer diese Reise mitverfolgen möchte, kann sich für den PeerTube-Newsletter anmelden oder den offiziellen Kanälen auf Mastodon und BlueSky folgen – hier gibt es regelmäßig Tipps und News rund um die Plattform. Zusätzlich bietet Framasoft Live-Chats und AMAs auf verschiedenen sozialen Plattformen an, um direkt Fragen der Community zu beantworten und neue Ideen zu diskutieren. Abschließend zeigt PeerTube, wie wichtig es ist, alternative digitale Räume zu schaffen, die nicht von Konzernen kontrolliert werden.
Die mobile App bringt diese Idee auf ein neues Level, indem sie die Macht der Dezentralisierung buchstäblich in die Taschen der Nutzer legt. In einer Zeit, in der digitale Unabhängigkeit immer kostbarer wird, stellt PeerTube eine echte Chance dar – für alle, die Videos nicht nur konsumieren, sondern gesellschaftlich orientiert und mitgestaltend nutzen wollen. Die Zukunft von PeerTube verspricht spannende Entwicklungen, die das Videoerlebnis nachhaltiger, flexibler und menschlicher machen. Wer jetzt einsteigt, unterstützt den Aufbau einer offenen Videolandschaft – eine, die wirklich allen gehört.