Der Big Mouth Billy Bass war für viele Menschen in den späten 90er und frühen 2000er Jahren ein fester Bestandteil von Geburtstagsfeiern, Weihnachtsgeschenken oder einfach einer wilden Partydekoration. Der animatronische Fisch mit seinen wackelnden Flossen und dem unverwechselbaren Gesang, meist in Form bekannter Songs wie „Take Me to the River“ oder „Don’t Worry, Be Happy“, hat sich längst in die Popkultur eingereiht. Das einfache, aber genial umgesetzte Konzept eines singenden und sich bewegenden Fisches hinter einer Holzplatte hat unzählige Lacher und Erinnerungen geschaffen. Doch wie passt diese nostalgische Ikone in das Zeitalter von Künstlicher Intelligenz (KI) und moderner Technik? Die Antwort ist ebenso überraschend wie faszinierend: Big Mouth Billy Bass spricht jetzt zurück – dank AI. Der ursprüngliche Billy Bass zeichnete sich durch seine Bewegungen aus, die dank eines einfachen Bewegungssensors bei Annäherung aktiviert wurden.
Seine festgelegten Gesangsstücke und Bewegungen reichten aus, um die meisten Leute zum Schmunzeln zu bringen. Der Charme lag in seiner einfachen Mechanik und seinem lustigen Design. Das ist genau der Punkt, der Entwickler und Bastler gleichermaßen inspiriert hat, den Fisch technisch aufzurüsten. Die Idee war, den Billy Bass nicht nur zum Singen und Bewegen zu bringen, sondern ihm echte Sprachfähigkeiten zu verleihen, sodass man mit ihm interagieren kann – fast so, als würde man mit einem echten Haustier sprechen. Eine solche Umsetzung hat der Bastler Thom Koopman realisiert, besser bekannt unter seinem Github-Namen Thokoop.
Er hat den Big Mouth Billy Bass mit einer Kombination aus Raspberry Pi, einem USB-Mikrofon und der KI-Technologie von OpenAI ausgestattet. Auf diese Weise können Nutzer den Fisch via Knopfdruck aktivieren und tatsächlich mit ihm sprechen. Die AI-Lösung ermöglicht es Billy, auf Fragen, Statements oder sogar komplexere Gesprächsthemen zu reagieren. Anders als bei der ursprünglichen Programmlogik handelt es sich hierbei um einen kleinen Chatbot im Fischkörper, der nicht nur vorgefüllte Phrasen abspielt, sondern kontextbezogen antwortet. Die Integration erfordert zwar den Einsatz von Technik und ein gewisses handwerkliches Geschick, doch das Ergebnis ist ein überraschend lebendiges und humorvolles Animatronik-Erlebnis, das weit über diejenigen früheren Funktionalitäten hinausgeht.
Interessant ist dabei auch, wie die Persönlichkeit von Billy Bass definiert wurde. Der Programmierer hat eine .ini-Datei erstellt, in der Billys Persönlichkeit und Hintergrundgeschichte festgelegt sind. Billy spricht in einem starken, arbeiterschichtigen Londoner Akzent und benutzt typische Umgangssprache wie "innit", "oi", "mate" oder "blimey". So wirkt er wie ein lebhafter Londoner Kerl aus Hackney oder Bethnal Green – frech, schnell und mit einer Vorliebe für Fußball.
Dieser Charakterzug macht die Unterhaltung mit dem Fisch besonders charmant und unterhaltsam. Das Programm ist außerdem so ausgelegt, dass Billy selbst auf tiefgründige Fragen und philosophische Themen reagieren kann. Nutzt man zum Beispiel eine metaphorische Sprache oder spricht über abstrakte Ideen, schaltet die KI in einen reflektierenden Modus um: Billy philosophiert dann in kurzen, poetischen Antworten über das Leben, den Sinn oder gesellschaftliche Fragen – natürlich immer mit einem Augenzwinkern und in seinem typischen Slang. Dieser Ansatz zeigt eindrucksvoll, wie vielseitig moderne KI-Modelle mittlerweile einsetzbar sind und dass sie nicht nur rein funktional, sondern auch kreativ programmiert werden können. Neben der technischen Finesse profitiert das Projekt auch vom großen Nostalgiefaktor, der beim Big Mouth Billy Bass immer mitschwingt.
Viele, die den Fisch früher als albernes Geschenk kannten, bekommen durch die Interaktivität neuen Spaß an dem Produkt. Außerdem spricht es eine ganz andere Zielgruppe an – technikaffine Menschen, die Spaß daran haben, Retrogeräte mit moderner Hardware zu kombinieren und dabei selbst kreativ mitzuwirken. Diese Kombination aus Nostalgie und Innovation macht das Projekt einzigartig. Der Einsatz eines Raspberry Pi als Herzstück der Modifikation ist ebenfalls charakteristisch für viele Do-it-yourself-Technikprojekte. Der kleine Einplatinencomputer ist günstig, vielseitig und unterstützt zahlreiche Schnittstellen, die für Audioaufnahme und -wiedergabe nötig sind.
In Kombination mit einer Cloud-basierten KI wie OpenAI ist es möglich, eine smarte Kommunikationsschnittstelle in ein Gerät einzubauen, das ursprünglich keinerlei Intelligenz besaß. Es ist auch erwähnenswert, dass der modifizierte Billy Bass nicht auf den alten Bewegungssensor reagiert. Stattdessen muss der Nutzer manuell den Knopf drücken, um die Künstliche Intelligenz zu aktivieren. Das reduziert Fehlaktivierungen und schafft eine bewusstere Interaktionsmöglichkeit, die besser zu einem Dialog passt. Neben der neuen AI-Variante gibt es auch schon vor diesem Projekt vielfältige Ansätze, den singenden Fisch mit smarter Technik auszustatten.
So hat Amazon eine Alexa-fähige Version vorgestellt, die bereits Sprachkommandos versteht und auf eine begrenzte Zahl von Aktionen reagiert. Auch spezielle Sammlereditionen und kreative Bastellösungen, etwa ein Big Mouth Billy Bass, der eine E-Gitarre spielt, existieren. Doch die vollständige Integration einer lernfähigen Sprach-KI stellt eine neue Qualitätsstufe dar. Das Projekt steht exemplarisch für die Verschmelzung von alter Unterhaltungstechnik mit neuer, digitaler Intelligenz. Während IoT (Internet of Things) und AI meist mit Hightech-Anwendungen oder Industrie 4.
0 assoziiert werden, zeigt ein animatronischer Fisch, dass auch simple und lustige Gegenstände aufgewertet und mit neuem Leben gefüllt werden können. Dies spricht nicht nur Technikfreunde an, sondern auch eine breite Masse, die Spaß an spielerischer Innovation hat. Aus Marketingsicht lässt sich ein solches Projekt ebenfalls gut nutzen. Nostalgische Produkte erfuhren in den letzten Jahren häufig eine Renaissance: Von retro-inspirierten Videospielkonsolen bis hin zu klassischen Sammlerstücken – moderne Varianten mit smarter Technologie begeistern neue Generationen und schaffen Kundenbindung auf besondere Weise. Ein sprechender, interaktiver Billy Bass bietet damit nicht nur Unterhaltung, sondern auch Potenzial für Merchandising und kreative Werbekampagnen.
Abschließend lässt sich sagen, dass der Big Mouth Billy Bass, einst reiner Spaßartikel aus der Vergangenheit, durch die Kombination mit Künstlicher Intelligenz eine völlig neue Dimension erhält. Er ist nicht länger nur ein singender Dekofisch, sondern ein virtueller Gesprächspartner mit Charakter, Persönlichkeit und Witz. Wer sich also an den schrulligen Fisch erinnert, der gern mal „Don’t Worry, Be Happy“ trällerte, kann gespannt sein, wie er heute auf Fragen rund um Fußball, Philosophie oder Alltagssorgen antwortet. Die Verbindung von Retrocharme und Hightech schafft ein digitales Erlebnis, das in Zeiten von Sprachassistenten und smarten Haushaltsgeräten seinen ganz eigenen, besonderen Platz findet.