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Wie Wissenschaftler Fruchtfliegen steuern: Die Zukunft lebender Mikro-Roboter

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'We have a way of steering a fly like you would a car'

Forschung an Harvard zeigt, wie Fruchtfliegen mittels genetischer und sensorischer Steuerung gesteuert werden können. Diese Innovation eröffnet neue Perspektiven für Robotik, Umweltüberwachung und biologische Forschung.

Fruchtfliegen sind aufgrund ihres Verhaltens, ihrer genetischen Zugänglichkeit und ihrer erstaunlichen Anpassungsfähigkeit seit langem Modelle in der biologischen Forschung. Nun entwickeln Wissenschaftler der Harvard Rowland Institute eine ungewöhnliche und faszinierende Methode, um diese kleinen Insekten zielgerichtet zu steuern – ähnlich wie man ein Auto lenkt. Dieses wissenschaftliche Experiment geht weit über traditionelle Genetik hinaus und eröffnet die Schnittstelle zwischen Biologie und Robotik. Das Ergebnis sind „lebende Mikro-Roboter“ – Fruchtfliegen, deren Bewegungen und Verhaltensweisen auf innovative Weise kontrolliert werden können. Die Grundlage dieser bahnbrechenden Forschung ist die seit Jahrzehnten intensivierte Untersuchung der Fruchtfliege Drosophila melanogaster.

Trotz ihrer winzigen Größe von nur 2,5 Millimetern und einem Gewicht von etwa einem Milligramm stellt sie eines der am besten verstandenen Modellorganismen in der Biologie dar. Ihr Nervensystem und ihr genetischer Code sind detailliert kartiert, wodurch gezielte Manipulationen möglich sind. Forscher nutzen genau diese Möglichkeit, um den Insekten über sensorische Reize Bewegungsmuster aufzuzwingen, welche sich mit konventionellen robotischen Steuerungsmechanismen vergleichen lassen. Die Forschergruppe um Aleksandr „Sasha“ Rayshubskiy hat im Rahmen dieser Studie zwei wesentliche Mechanismen entwickelt, mit denen sich die Flugrichtung der Fruchtfliegen steuern lässt. Eine Methode setzt auf visuelle Reize durch Licht und ein sich drehendes Rad.

Dieses „Lichtrad“ kann entweder im oder gegen den Uhrzeigersinn gedreht werden, was die Fliegen zur Drehung in die entsprechende Richtung verleitet. Die zweite Steuerungsmethode basiert auf olfaktorischen Reizen, also Gerüchen. Die Fruchtfliegen werden in die Irre geführt, indem sie glauben, einen Duft entweder auf der linken oder rechten Seite wahrzunehmen, was ihre Bewegungen ebenfalls gezielt beeinflusst. Mit diesen zwei Techniken ist es den Forschern gelungen, die Tiere durch einfache Labyrinthe zu navigieren und sogar komplexe Muster zu formen. Besonders eindrucksvoll ist die Fähigkeit, mehrere Fliegen so zu lenken, dass sie Buchstaben oder kleine Botschaften wie „Hello, world“ formen – ein Satz, der insbesondere Programmierer als klassische Begrüßung kennen.

Solche Experimente verdeutlichen, dass genetisch veränderte Fruchtfliegen mehr sind als nur biologische Organismen; sie handeln als biologische Maschinen, die kontrolliert Bewegungen ausführen. Diese Steuerung funktioniert, indem die Forscher gezielt Gene aktivieren und veränderte neuronale Pfade im Fliegengehirn ausnutzen. Kenichi Iwasaki, Co-Autor der Studie und Experte für Genhacking an der Rowland Institute, beschreibt dies als eine Form des Hackens, ähnlich wie bei herkömmlichen Robotik-Systemen. Das bedeutet, dass Systeme und Abläufe innerhalb der Fruchtfliege gezielt beeinflusst und kontrolliert werden können, wodurch sie entspräche einem ferngesteuerten Fahrzeug. Was macht diese Forschung aber so bedeutend, dass sie den Begriff des Roboters neu definieren könnte? Traditionelle Roboter entstehen aus Metallen, Kunststoffen, Schaltkreisen und programmiertem Code.

Hier hingegen werden lebende Organismen basierend auf ihren genetischen und sensorischen Eigenschaften als steuerbare Systeme eingesetzt. Rayshubskiy betont, dass ein Roboter für ihn eine Maschine ist, die kontrolliert werden kann, um nützliche Arbeiten auszuführen – und mit den neu entwickelten Methoden erfüllen Fruchtfliegen dieses Kriterium. Über rein theoretische Betrachtungen hinaus weisen die Forscher auf zukünftig praktische Anwendungen hin. Wegen ihrer geringen Größe und ihres geringen Gewichts können diese Insekten Lasten tragen, die ihrem eigenen Körpergewicht entsprechen. Dies eröffnet die Möglichkeit, Fruchtfliegen als mikroskopische Träger einzusetzen, die Objekte transportieren oder Aufgaben erledigen, die für größere Maschinen ungeeignet sind.

Ein Anwendungsfeld ist die Reinigung schwer erreichbarer Flächen, wie etwa Fassaden von Gebäuden. Stellen Sie sich vor, ein Schwarm von tausenden Fruchtfliegen wird gezielt auf die Außenmauern eines Dachs geschickt, um Schmutz und Ablagerungen zu beseitigen – eine Art biologischer Reinigungsdrohne. Aktuell arbeitet das Team an einer weiteren Studie, in der untersucht wird, wie die Insekten mit fremden Objekten interagieren können, um ihre Kapazitäten als winzige Lastenträger zu erweitern. Die Zusammenführung von Biologie und Technik verspricht einen ungeahnten Innovationsschub in Bereichen wie der Umweltüberwachung oder der Katastrophenhilfe, wo kleine, agile und intelligente Systeme benötigt werden. Schwärme von Fruchtfliegen könnten beispielsweise in Umweltschutzgebieten eingesetzt werden, um Schadstoffe aufzuspüren und zu untersuchen, oder in unzugänglichen Katastrophengebieten erste Informationen zu sammeln.

Neben den praktischen Aspekten ermöglicht die Forschung auch tiefe Einblicke in neuronale Prozesse und das Verhalten der Fliegen. Die Wissenschaftler erforschen die Balance zwischen der gesteuerten Bewegung und der natürlichen Verhaltensweise der Insekten. Dabei entdecken sie, wie stark diese Tiere auf äußere Reize reagieren und welche „Gefühle“ oder Schutzmechanismen durchs gesteuerte Verhalten mitunter übergangen werden müssen. Das Verständnis dieser inneren „toten Winkel“ des Verhaltens trägt erheblich zum Wissen über neurologische Prozesse und die Steuerung lebensnaher Systeme bei. Die Integration von Ingenieurwissenschaften, Biologie und Genetik schafft eine völlig neue Disziplin, die Forscher wie Rayshubskiy als Brücke zwischen traditioneller Robotik und Betrachtung lebender Systeme definieren.

Solche Vermittler fördern interdisziplinäre Zusammenarbeit, die letztlich innovative Lösungen schafft, die kein einzelnes Fachgebiet für sich allein erreichen könnte. Die Vorstellung, dass winzige Kreaturen wie Fruchtfliegen zukünftig als biologische Maschinen mit präziser Steuerung dienen könnten, wirft auch ethische Fragen auf, die Wissenschaft, Gesellschaft und Politik gemeinsam reflektieren müssen. Das Bewusstsein über die Manipulation lebender Organismen und deren Nutzung für technische Zwecke wird in den nächsten Jahren an Bedeutung gewinnen. Zusammenfassend zeigt diese Forschung eindrucksvoll, wie weit die Schnittstellen zwischen Natur und Technik bereits verschmolzen sind. Die Steuerung von Fruchtfliegen wie von Fahrzeugen könnte den Beginn einer neuen Ära markieren, in der natürliche Organismen zu funktionalen „lebenden Robotern“ werden.

Diese Entwicklung bietet nicht nur tiefere Einsichten in biologische Prozesse, sondern weist auch den Weg zu innovativen Anwendungen in Umwelttechnik, Medizin und Robotik. Die Transformation von kleinen Fliegen zu intelligenten, steuerbaren Akteuren zeigt, dass die Grenzen zwischen Lebendigem und Maschine zunehmend verschwimmen – und damit auch unsere Vorstellung davon, was eine Maschine eigentlich ist.

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