Die Lebensmittelzustellung per App hat sich in den letzten Jahren zu einem der dynamischsten und wettbewerbsintensivsten Märkte weltweit entwickelt. Während der Covid-19-Pandemie stieg die Nachfrage nach Takeaway-Services enorm an, und Unternehmen wie Deliveroo konnten von diesem Trend stark profitieren. Allerdings sehen sich diese Firmen seit der Rückkehr zur Normalität mit neuen Herausforderungen konfrontiert. Umso bemerkenswerter ist die jüngste Entwicklung rund um Deliveroo: Die US-amerikanische Essenslieferplattform DoorDash hat ein Übernahmeangebot im Wert von 3,6 Milliarden US-Dollar, umgerechnet etwa 2,7 Milliarden Pfund, unterbreitet. Diese Nachricht hat die Aktien von Deliveroo an der Londoner Börse um 17 % steigen lassen und sorgt für rege Diskussionen in der Branche und bei Investoren.
Deliveroo wurde 2013 von Will Shu gegründet, der als ehemaliger Investmentbanker die Idee für den Dienst hatte, nachdem er bei langen Nachtschichten die fehlenden Essensangebote bemerkt hatte. Die Plattform wuchs seitdem rasant und konnte zahlreiche Kunden vor allem im Vereinigten Königreich gewinnen. Laut neuesten Zahlen liegt die Nutzerzahl bei etwa 7,1 Millionen aktiven Kunden im Jahr 2024, was den großen Einfluss von Deliveroo auf dem britischen Markt illustriert. Trotz der Beliebtheit kämpfte das Unternehmen lange Zeit mit finanziellen Verlusten, konnte aber im Jahr 2024 erstmals einen Vorsteuergewinn von 12,2 Millionen Pfund bei einem Umsatz von über 2 Milliarden Pfund erzielen. Diese Verbesserung zeigt, dass Deliveroo den Übergang zu profitablerem Wachstum geschafft hat, wenn auch in einem anspruchsvollen Umfeld.
Die angebotene Übernahmesumme verspricht insbesondere für den Gründer Will Shu lukrative Gewinne. Mit einem Anteil von 5,9 % an Deliveroo könnte Shu durch die Übernahme rund 172 Millionen Pfund einnehmen. Vor einigen Monaten hatte er zudem einen Teil seiner Aktien verkauft, um persönliche Investitionen zu finanzieren. Die Entwicklung von Deliveroo vom Startup zum börsennotierten Unternehmen mit prominenter Unterstützung von Investoren wie Amazon und Index Ventures illustriert die Erfolgsgeschichte des Unternehmens, das zeitweise zum heiß diskutierten Börsengang in London zählte. Allerdings hatte der Börsengang 2021 bei einem Kurs von 390 Pence pro Aktie einen schwierigen Start, mit einem Kurssturz von etwa 25 % noch am ersten Handelstag.
Seitdem ließ die Performance der Aktie zu wünschen übrig, was unter anderem auf die nachlassende Nachfrage nach Essenslieferungen und starke Konkurrenz zurückzuführen ist.Das Übernahmeangebot von DoorDash, dem größten Essenslieferdienst in den USA, könnte entscheidend neuen Schwung bringen. Das amerikanische Unternehmen zeigt damit ehrgeizige Pläne, seine globale Präsenz auszubauen und auf dem europäischen Markt Fuß zu fassen. Die britische Börse reagierte prompt, als die Übernahmeabsicht Anfang April öffentlich wurde, wobei Deliveroo-Aktien am Montag nach der Ankündigung mit etwa 171 Pence ihren höchsten Stand seit 2022 erreichten. Parallel zu den Übernahmeplänen wurde das zuvor angekündigte Aktienrückkaufprogramm von Deliveroo im Wert von 100 Millionen Pfund ausgesetzt, um mögliche Konflikte zu vermeiden.
Die nächsten Schritte werden nun genau beobachtet, da DoorDash bis spätestens 23. Mai Zeit hat, ein verbindliches Angebot vorzulegen. Allerdings gab Deliveroo auch zu verstehen, dass eine definitive Übernahme noch unsicher ist und Anleger sich vorerst zurückhalten sollten.Die Übernahmechance ist für DoorDash strategisch sinnvoll, da sie die Position auf dem europäischen Markt ausbauen und potenziell Synergien heben kann. Deliveroo besitzt ein umfangreiches Netzwerk von Restaurants und Zustellern, das sich gut in die Infrastruktur von DoorDash integrieren ließe.
Dies könnte zu verbesserten Serviceangeboten für die Kunden führen und den Druck auf Wettbewerber wie Uber Eats verstärken. Zudem steht die Branche weiterhin vor anspruchsvollen Herausforderungen, etwa hinsichtlich der Rentabilität, Regulierung und der Arbeitsbedingungen der Zusteller. Eine größere Unternehmensstruktur könnte es ermöglichen, Ressourcen effizienter zu nutzen und innovative Technologien besser zu entwickeln.Für die Anleger ist die aktuelle Entwicklung zweifellos spannend. Während der Ausblick von Deliveroo zuletzt wegen unter den Erwartungen liegender Gewinne und der Entscheidung, sich aus dem hart umkämpften Hongkong-Markt zurückzuziehen, getrübt war, bringt das Übernahmeangebot neue Potenziale auf den Tisch.
Die Aussicht auf einen Aufschlag bei der Aktie um rund 180 Pence pro Anteil lässt viele hoffen, dass sich die langfristige Wachstumsstory trotz kurzfristiger Schwierigkeiten fortsetzt. Zusätzlich bietet eine Übernahme eine bequeme Gelegenheit für Investoren, ihre Anteile zu einem attraktiven Preis zu verkaufen und Gewinne mitzunehmen.Die Geschichte von Deliveroo ist auch ein Beispiel für die sich rasant wandelnde Essenslieferbranche, die weiterhin von Innovation und Wandel geprägt ist. Die Pandemie hat gezeigt, wie wichtig flexible Lieferoptionen für Verbraucher geworden sind, doch mit der Rückkehr zur Normalität und dem verstärkten Wettbewerb wird es für Unternehmen immer wichtiger, effizient und qualitativ hochwertig zu arbeiten. Ob DoorDash durch die Übernahme von Deliveroo eine europaweite Erfolgsgeschichte gelingt, bleibt abzuwarten.
Sicher ist jedoch, dass solche Moves die Zukunft der Branche mitgestalten und den Markt neu ordnen werden.Abschließend steht fest, dass die nächsten Wochen für Deliveroo und DoorDash entscheidend sind. Die geplante Übernahme könnte den Lebensmittel-Lieferservice in eine neue Ära führen, in der internationale Zusammenarbeit und Innovation entscheidende Wachstumsfaktoren sind. Für Will Shu und das Deliveroo-Team bedeutet das möglicherweise der ersehnte Durchbruch zu Nachhaltigkeit und Profitabilität. Für die Nutzer wiederum könnte sich das Angebot durch optimierte Logistik und noch mehr Auswahl verbessern.
Gerade in einem so schnelllebigen und umkämpften Markt wie dem der Essenslieferdienste zeigt sich, wie wichtig strategische Allianzen sind, um langfristig erfolgreich zu bestehen.