Die Wahl des richtigen Datenbanksystems ist für viele Unternehmen ein entscheidender Faktor auf dem Weg zu erfolgreicher Digitalisierung und technischem Wachstum. Insbesondere bei der Skalierung spielt die Datenbankarchitektur eine bedeutende Rolle. Während verteilte Systeme wie CockroachDB mit ihren Multi-Region-Fähigkeiten und hoher Verfügbarkeit punkten, erweisen sie sich mit zunehmender Nutzung und Datenmenge nicht selten auch als kostspielig und komplex. Der Wechsel zu einer bewährten relationalen Datenbank wie PostgreSQL kann eine wegweisende Entscheidung sein, die Performance verbessert und Betriebskosten maßgeblich reduziert. Ein exemplarisches Szenario liefert das Unternehmen Motion, das seit Anfang 2022 auf CockroachDB setzte, um die Skalierbarkeit und Verfügbarkeit seiner Infrastruktur sicherzustellen.
Mit dem Wachstum der Nutzerbasis und steigenden Anforderungen stiegen jedoch auch die Betriebskosten erheblich. Bis 2024 vervielfachte sich die CockroachDB-Rechnung auf fünfstellige Summen im mittleren sechsstelligen Bereich. Gleichzeitig gab es keine zwingende Notwendigkeit für die Multi-Region-Verteilung, da die meisten Kunden noch keine Datenlokalisierung verlangten und die Abfragen hauptsächlich einfacher, transaktionaler Natur waren. Dies rückte die Frage nach der Wirtschaftlichkeit des verteilten Datenbanksystems in den Fokus. Aus technischer Sicht stellte sich heraus, dass das vom Team eingesetzte ORM (Object-Relational Mapper) Prisma den Umstieg erleichterte, da mit ihm Head-to-Head-Vergleiche von Migrationen auf beiden Systemen möglich waren.
Besonders auffällig wurde das Problem während Migrationen, bei denen Prisma unter CockroachDB häufig auf Timeouts stieß. Um diese zu umgehen, musste das Team Migrationsschritte manuell direkt in CockroachDB ausführen, was nicht nur zeitaufwändig war, sondern auch eine Blockade des Deployment-Prozesses von bis zu zwei Stunden verursachte. Die resultierenden Verzögerungen führten dazu, dass Entwickler teilweise aus Furcht vor Sperrungen auf systeminterne Datenbankänderungen verzichteten und stattdessen Operationen außerhalb der Datenbank durchführten – eine fragwürdige Praxis, die erhebliche Risiken birgt. Die Situation verschärfte sich zudem mit dem faktischen Stillstand bei CockroachDB-Updates. Das Team war gezwungen, auf einer nicht mehr unterstützten Version 22 zu verbleiben, was den Support erschwerte und das Risiko von Sicherheits- oder Performanceproblemen erhöhte.
Angesichts der ungelösten operativen Herausforderungen entschied sich Motion letztendlich für die Migration zu PostgreSQL. Ein einfacher Test auf einer zurückgesetzten Datenbankkopie zeigte, dass eine vergleichbare Migration auf PostgreSQL in nur zehn Sekunden durchgeführt werden konnte. Neben Migrationen wirkten sich die Timeouts auch negativ auf ETL-Prozesse (Extract, Transform, Load) aus, die für Datenintegration und Reporting unerlässlich sind. Ein spezifisches Problem stellte der wenige Connector für CockroachDB bei Airbyte dar, der zudem mit einem Speicherleck zu kämpfen hatte und häufig abstürzte oder stark an Performance einbüßte. Diese Situation brachte das Unternehmen dazu, eine eigene ETL-Lösung zu entwickeln, die als Migrationstool diente und robuste Datenübertragungen zwischen den Systemen sicherstellte.
Interessant waren auch die Unterschiede bei der Abfragegeschwindigkeit. Einzelne komplexe Queries liefen auf CockroachDB schneller, da dessen Query-Optimizer bestimmte Aggregationen effektiver plante. Allerdings zeigte sich im Praxisbetrieb, dass ein Großteil der von Prisma generierten SQL-Abfragen eher ineffizient war und CockroachDB so immer wieder zu vollen Tabellenscans gezwungen wurde. Ein Vergleich realer Anwendungsfälle ergab, dass viele dieser Abfragen auf PostgreSQL teilweise bis zu zwanzig Mal schneller ausgeführt wurden. Die Fähigkeit von PostgreSQL, komplizierte Joins und eingeschlossene Unterabfragen besser zu optimieren, trug hier erheblich zu Leistungsvorteilen bei.
Auch die Benutzererfahrung im Umgang mit den Datenbanken spielte eine Rolle. CockroachDB zeigte Probleme bei der Index-Nutzung, da seine UI gelegentlich fälschlicherweise Indizes als ungenutzt reklamiert, was zu verwirrten Entwicklerreaktionen führte. Eine weitere Herausforderung war die Komplexität beim Abbrechen laufender Abfragen, die bei einer verteilten Cluster-Umgebung schwieriger zu handhaben ist als bei einer Standalone-Postgres-Instanz. Supportprozesse bei CockroachDB litten weiterhin unter getrennten Portalen und langsamen Reaktionszeiten, insbesondere wenn dringende Probleme wie Bugs, die Produktionsausfälle verursachten, auftraten. Ein zusätzliches technisches Ärgernis waren sporadische Konnektivitätsprobleme durch VPC- und Tailscale-Netzwerke, die sich im gesamten CockroachDB-Einsatz zeigten und selbst nach intensiven Untersuchungen ungelöst blieben.
Solche Unterbrechungen beeinträchtigten Client-Zugriffe über SQL-Clients ebenso wie ETL-Connectors und führten zu wiederholten Ausfällen. Die Migration selbst stellte eine große Herausforderung dar, nicht zuletzt wegen verschiedener Byte-Codierungen im JSON- und Array-Handling zwischen CockroachDB und PostgreSQL. Durch die Erstellung eigener Skripte mit der neuen JavaScript-Laufzeit ‘‘Bun‘‘ konnte das Team Daten aus CockroachDB in CSV-Dateien exportieren, transformieren und schließlich importieren, wodurch ein nahtloser Datenübergang gewährleistet wurde. Die eigentliche Migration auf der Produktion fand in einer kurzen Wartungsphase mit einem großen Cloud-VM statt und dauerte knapp 15 Minuten. Ein verantwortungsbewusstes Vorgehen begrenzte die Systemdowntime auf unter eine Stunde.
Die nachfolgende Phase der Optimierung erfolgte in den ersten Stunden nach dem Umstieg mit Werkzeugen wie PGAnalyze, mit denen mehrere schlecht performende Abfragen verbessert wurden. Erfreulicherweise ergab sich ein sofortiger Rückgang der durchschnittlichen Anfrage-Latenzzeiten um ungefähr ein Drittel, was die Nutzererfahrung maßgeblich verbesserte. Zusätzlich trug die beständige Nutzung des großen und lebendigen Ökosystems von PostgreSQL mit seinen zahlreichen Erweiterungen und professionellen Werkzeugen zu einer deutlich gesteigerten Betriebssicherheit und Wartbarkeit bei. Die wirtschaftliche Betrachtung zeigte ebenso klare Vorteile: Selbst bei vorsichtiger Überdimensionierung des PostgreSQL-Clusters konnten jährliche Kosteneinsparungen von mehr als 110.000 US-Dollar realisiert werden, die künftig mit steigendem Datenvolumen und Traffic weiter wachsen dürften.
Die Entscheidung für PostgreSQL entpuppte sich damit als strategischer Gewinn auf mehreren Ebenen – technischer, finanzielle und betrieblicher Natur. Das Erfahrungsbeispiel von Motion verdeutlicht, dass der Umstieg von verteilten modernen Datenbanksystemen wie CockroachDB zu etablierten relationalen Datenbanken wie PostgreSQL in bestimmten Szenarien nicht nur machbar, sondern sogar empfehlenswert ist. Unternehmen sollten die spezifischen Anforderungen ihres Datenverkehrs, ihrer Abfrageprofile und ihres Kostenbudgets genau analysieren, bevor sie auf City-Scale verteilte Systeme setzen. Gegebenenfalls liefert PostgreSQL mit seiner Stabilität, Effektivität bei relationalen Abfragen, sowie seiner breiten Toolunterstützung und Entwicklerfreundlichkeit eine bessere Gesamtperformance. Zudem unterstreicht die migratorische Erfahrung, wie wichtig ein systematisches Vorgehen mit passenden ETL-Werkzeugen, sorgfältiger Datenkompatibilitätsprüfung und konsequenter Testierung im Vorfeld ist.
Der Umstieg erfordert Detailarbeit, doch der Aufwand wird durch die nachhaltigen Vorteile aufgewogen. Neben technischen Gesichtspunkten sprechen auch Faktoren wie Supportqualität, Zuverlässigkeit der Verbindungen und Bedienkomfort eine wesentliche Rolle bei der Datenbankwahl. Unternehmen, die Wert auf schnelle Reaktionszeiten bei Problemen, einfache Wartung und wirtschaftliches Wachstum legen, finden in PostgreSQL eine zukunftssichere Lösung. In einer Zeit, in der digitale Infrastruktur als Rückgrat aller Geschäftsprozesse immer kritischer wird, lohnt sich die Investition in stabile, performante und kosteneffiziente Datenbanktechnologien. Der Erfolg des Umstiegs in einem High-Scale-Startup wie Motion zeigt, dass PostgreSQL mehr als nur eine Alternative ist – es ist der Eckpfeiler moderner Datenhaltung, der nachhaltiges Wachstum möglich macht.
Wer also vor der Herausforderung steht, den richtigen Datenbankspeicher zu wählen oder bestehende Systeme zu modernisieren, sollte die Vorteile und Grenzen beider Ansätze genau abwägen. PostgreSQL stellt heute eine äußerst leistungsfähige Plattform dar, die sich durch stetige Weiterentwicklung, ein aktives Community-Umfeld und umfangreiche Integrationsmöglichkeiten auszeichnet. Die Analyse realer Anwendungsszenarien und kritischer Systemmetriken liefert dabei die beste Entscheidungsgrundlage für eine erfolgreiche Datenbankstrategie.