Meine Reise als Softwareentwickler begann schon früh, lange bevor ich die professionelle Laufbahn einschlug. In der Schulzeit experimentierte ich mit kleinen Projekten, die meine Leidenschaft weckten und mein Interesse an Softwareentwicklung stärkten. Später, im Verlauf meiner Karriere, konnte ich wertvolle Erfahrungen als angestellter Entwickler sammeln, bevor ich den Schritt in die Selbstständigkeit wagte. Seit 2020 verfolge ich seither ein Ziel: mit meinen eigenen Produkten meinen Lebensunterhalt zu verdienen. Schon immer war das Thema Open Source für mich präsent.
Als Entwickler fühle ich mich tief verbunden mit der Gemeinschaft, die hinter Open-Source-Software steht, denn fast jedes Projekt baut auf der Arbeit anderer auf. Trotz dieses Wissens zögerte ich lange, meinen eigenen Produktschaft zu öffnen. Die Sorge, dass dies dem kommerziellen Erfolg meiner Projekte schaden könnte, oder offene Prioritäten im Tagesgeschäft hielten mich zurück. Zudem schien der Schritt zum Open Source oft kompliziert und riskant in einem hart umkämpften Markt. Mit den Jahren änderte sich meine Sichtweise jedoch langsam.
Immer mehr Erfolgsgeschichten von Startups, die ihre Produkte als Open Source veröffentlicht haben, machten die Runde. Das Konzept einer „offenen Alternative“ erfreut sich wachsender Beliebtheit und immer mehr Unternehmen zeigen, dass ein offener Quellcode nicht nur kein Hindernis für ein tragfähiges Geschäftsmodell sein muss, sondern sogar ein Wachstumsfaktor sein kann. So kam es schließlich dazu, dass ich mein neuestes SaaS-Projekt, Vemetric, als Open Source veröffentlicht habe. Vemetric ist eine Analytics-Plattform, die sich durch Einfachheit und Leistungsfähigkeit auszeichnet. Sie bietet neben klassischen Webanalysefunktionen auch Produktanalyse-Features wie User Journeys und Funnels an, um ein tiefgründiges Verständnis des Nutzerverhaltens zu erhalten.
Die Entwicklung von Vemetric wurde durch den Wunsch genährt, eine Alternative zu bestehenden Analyse-Tools zu schaffen. Während meiner Arbeit an einem anderen Produkt, Snappify, testete ich viele Werkzeuge auf dem Markt. Keines davon konnte mich vollends überzeugen, sei es wegen fehlender Funktionen oder mangelnder Benutzerfreundlichkeit. Aus diesem Grund entstand die Entscheidung, etwas Eigenes zu schaffen, das genau meinen Anforderungen entspricht. Der Weg der öffentlichen Kommunikation meiner Produktentwicklung war immer eine zentrale Komponente meiner Strategie.
Seit meinem Einstieg in die „Build in Public“-Community auf Twitter im Jahr 2021 teile ich fast jeden Schritt meiner Arbeit offen. Diese Transparenz hat mir nicht nur wertvolle Feedbacks gebracht, sondern auch Zugang zu ungeahnten Möglichkeiten eröffnet. Open Source stellt hier die nächste Stufe des Teilens dar, da es nicht nur um Austausch von Erfahrungen, sondern um aktives Mitwirken und gemeinsame Weiterentwicklung geht. Als ich mich intensiver mit dem Markt für Analytics-Lösungen beschäftigte, fiel mir auf, dass Open Source dort bereits ein etabliertes Thema ist. Projekte wie Plausible, Umami und PostHog zeigen eindrucksvoll, wie ein erfolgreiches Geschäftsmodell mit offenen Produkten möglich ist.
Vor allem die Transparenz, die Open Source bietet, ist gerade im Bereich der Nutzerdaten besonders wertvoll. Nutzer schätzen es, wenn sie Kontrolle über ihre Daten behalten und Einblick in die Prozesse hinter der Software haben. Selbst gehostete Lösungen bieten hier einen Vorteil, der gerade in Zeiten erhöhter Datenschutzanforderungen immer wichtiger wird. Vor diesem Hintergrund erschien mir der Zeitpunkt für die Veröffentlichung von Vemetric als Open Source ideal. Es war nicht nur eine Frage des „Ob“, sondern auch des „Wann“.
Zudem war ich davon überzeugt, dass ein Open-Source-Ansatz mir helfen kann, meine Vision auf nachhaltigeren Füßen zu stellen. Ein zentrales Thema war für mich die Frage nach einem nachhaltigen Geschäftsmodell. Die Angst, mit Open Source keine ausreichenden Einnahmen zu erzielen, war lange ein Hindernis. Doch intensive Recherche und Gespräche mit anderen Gründern zeigten, dass es durchaus praktikable Wege gibt, um Erfolg und Offenheit zu verbinden. Die Wahl der AGPLv3-Lizenz für Vemetric ist dabei ein strategischer Schritt.
Diese Lizenz sichert nicht nur kommerzielle Nutzung zu, sondern verlangt auch, dass Änderungen am Quellcode wieder offengelegt werden, was die Community stärkt und das eigene Produkt schützt. Vemetric folgt dem sogenannten Open-Core-Modell, das von vielen erfolgreichen Open-Source-Unternehmen genutzt wird. Eine selbst hostbare Community Edition stellt die Grundfunktionen kostenlos und ohne Einschränkungen bereit. Premium-Features bleiben exklusiv in der Cloud-Version oder sind über spezielle Lizenzen verfügbar. So entsteht eine klare Trennung zwischen freien und kostenpflichtigen Funktionalitäten, die es ermöglicht, den Betrieb und die Weiterentwicklung zu finanzieren.
Für mich als Solopreneur ist der Schritt in Richtung Open Source auch eine Antwort auf Herausforderungen in den Bereichen Marketing und Distribution. Als technischer Gründer sind diese oft nicht meine stärksten Seiten. Open Source eröffnet die Chance, eine Community aufzubauen, die die Verbreitung meiner Software aktiv unterstützt. Die Nutzer der Community Edition sind potentiell auch Botschafter des Produkts, wenn sie ihre positive Erfahrung an Kollegen oder andere Interessierte weitergeben. Dies kann besonders auf dem SaaS-Markt einen erheblichen Wachstumsimpuls erzeugen.
Die Mitwirkung externer Entwickler und die Erkenntnisse aus der Zusammenarbeit mit der Community sind weitere wichtige Aspekte meiner Strategie. Dennoch ist mir bewusst, dass klare Leitlinien unerlässlich sind, um die Entwicklungsrichtung und Vision von Vemetric zu bewahren. Aus diesem Grund habe ich ausführliche Contribution Guidelines erarbeitet, die Beschreibungen zum Ablauf der Zusammenarbeit enthalten und sicherstellen, dass größere Änderungen vorab besprochen werden. Dies soll Doppelarbeit vermeiden und die Qualität der Beiträge sichern. Der Schritt, Vemetric zu open-sourcen, war für mich kein leichter, aber ein konsequenter und überfälliger Weg.
Ich bin überzeugt, dass ich dadurch nicht nur viel lernen werde, sondern auch den Grundstein für ein nachhaltiges und wachsendes Projekt legen kann. Die Sichtbarkeit auf Plattformen wie GitHub, unterstützt durch Sterne und Mithilfe der Community, ist dabei eine wichtige Voraussetzung. Wer ähnliche Gedanken zum Thema Open Source und SaaS hat, dem biete ich gerne einen Dialog an. Der Austausch mit Gleichgesinnten ist eine wertvolle Ressource, um Herausforderungen zu meistern und neue Perspektiven zu gewinnen. Meine Erfahrungen zeigen, dass Offenheit und Transparenz nicht nur Werte an sich sind, sondern auch konkrete wirtschaftliche Vorteile bringen können.
In einer Branche, in der Vertrauen und Nutzerkontrolle immer wichtiger werden, ist Open Source ein überzeugendes Signal. Es zeigt, dass man zu seinem Produkt steht und seine Nutzer respektiert. Gerade bei datenintensiven Anwendungen wie Analytics ist diese Haltung ein entscheidender Wettbewerbsvorteil. Die Entscheidung, Vemetric Open Source zu machen, spiegelt meine persönliche Überzeugung wider, dass Technologie und Gemeinschaft Hand in Hand gehen müssen. Mit einem klaren Plan, transparenter Kommunikation und einem nachhaltigen Geschäftsmodell stellt sich die Öffnung des Quellcodes als spannende Chance dar – für mich als Entwickler und für alle Nutzer, die von mehr Transparenz und Kontrolle profitieren.
Ich freue mich darauf, diese Reise fortzusetzen, von der Community zu lernen und gemeinsam mit anderen Entwicklern Vemetric weiterzuentwickeln. Open Source bedeutet nicht nur Code zu teilen, sondern eine lebendige Gemeinschaft aufzubauen, die Mehrwert für alle schafft. Diese Erfahrung ist für mich ein bedeutender Schritt und gleichzeitig eine Einladung an andere, offen zu denken und zu handeln.