SearXNG ist in der Open-Source-Community zu einem Namen geworden, der für datenschutzfreundliche und freie Meta-Suchtechnologie steht. Die Suchmaschine wurde 2021 als Fork des ursprünglichen SearX-Projekts ins Leben gerufen, als es interne organisatorische Schwierigkeiten gab, die das ursprüngliche Projekt verlangsamten. Die Gründer von SearXNG, darunter bekannte Persönlichkeiten wie Alex (dalf) und Markus (return42), wollten ein lebendiges und aktives Projekt schaffen, das viele der Probleme von SearX angeht und in einigen Bereichen sogar übertrifft. Ein weiterer wichtiger Akteur war derjenige, der in der Community lange Zeit die öffentlichen Kanäle moderierte und die Listen der öffentlichen Instanzen pflegte – eine Rolle, die sich als prägend für den Bekanntheitsgrad und die Popularität von SearXNG erwies. In den ersten Jahren nach der Abspaltung entwickelte sich SearXNG stetig weiter und konnte seine Position deutlich verbessern.
Die Popularität wuchs zwar langsam, aber stetig. Mit einer mittlerweile starken Anzahl von 19.000 Sternen auf GitHub hat es SearXNG geschafft, das ursprüngliche Projekt weit zu übertreffen. Besonders bemerkenswert ist auch die Vielzahl der Projekte und Anwendungen, die auf der Basis von SearXNG entstanden sind oder von ihm inspiriert wurden – mehr als 350 GitHub-Projekte knüpfen an seine Codebasis an. In Zeiten der aufkommenden Bedeutung von Künstlicher Intelligenz und Sprachmodellen bot SearXNG zudem eine einfache API, die Zugang zu über 246 gut gepflegten Suchmaschinen ermöglicht und damit eine wertvolle Ressource für Entwickler und Forscher wurde.
Trotz dieser Erfolge zeichnet sich insbesondere in der Rolle des langjährigen Maintainers, der nun seinen Abschied verkündete, eine komplexe Geschichte. Dieser Maintainer war nie ein Entwickler im klassischen Sinne, sondern kümmerte sich vor allem um die Organisation, Kommunikation und Moderation. Als Moderator der öffentlichen Kanäle wie Matrix und Reddit sowie als Verwalter der öffentlichen Instanzenliste und GitHub-Issues trug er wesentlich zu einem geordneten Projektumfeld bei. Dabei musste er sich auch mit schwierigen Situationen und Meinungsverschiedenheiten auseinandersetzen, die dazu führten, dass er nicht immer freundlich in seinen Kommentaren war – ein Umstand, den er nun mit Bedauern reflektiert. Der eigentliche Grund für seinen Rückzug lag jedoch tiefer.
Bereits vor über eineinhalb Jahren hatte der Maintainer seine Motivation verloren, während andere Projekte seine Aufmerksamkeit gewannen. Insbesondere die Nutzung von Kagi Search, einer alternative Suchplattform, und das Engagement in Invidious, einem weiteren Open-Source-Projekt, beanspruchten zunehmend seine Zeit und Leidenschaft. Invidious, ein Projekt, das für seine minimalistischen Prinzipien und saubere Codebasis bekannt ist, steht für Werte, die ihm besonders am Herzen liegen: hohe Qualität, übersichtliche Strukturen und ein Fokus auf wenige, dafür aber exzellent umgesetzte Funktionen. Im Gegensatz dazu entwickelte sich SearXNG in eine Richtung, die nicht mehr vollständig mit diesen ursprünglichen Prinzipien übereinstimmte. Nach seiner Rückkehr zum Projekt stellte der Maintainer fest, dass SearXNG andere Prioritäten verfolgte als die, die er und Alex bei der Fork-Entscheidung setzten.
Das Projekt rückte von einer fokussierten, minimalistischen Philosophie ab hin zu umfassenderen, teilweise komplexeren Funktionen, die auf ein breiteres Nutzerspektrum ausgelegt waren. Auch wenn diese Entwicklung viele neue Nutzer ansprach und manchen Bedürfnissen besser gerecht wurde, gewann das Parsimonie-Konzept an Bedeutung verloren. Dabei war die Arbeit der verbleibenden Entwickler, vor allem Markus und Bnyro, keineswegs unbedeutend. Sie übernahmen beinahe alleine die Hauptlast der Entwicklung und trugen maßgeblich dazu bei, dass SearXNG weiterhin funktioniert und wächst. Dennoch führte die unterschiedliche Ausrichtung zu Spannungen innerhalb des Teams.
Der Abschied des Maintainers und kurz zuvor auch von Alex, der sich ebenfalls zurückzog, reflektiert die Herausforderungen der Projektführung in Open-Source-Communities, insbesondere wenn es um die Balance zwischen Innovation, Community-Wünschen und den ursprünglichen Visionen geht. Die Gründe für Alex’ Rückzug gehen über die unterschiedlichen Prioritäten hinaus. Er beklagte vor allem eine mangelnde Zugänglichkeit für externe Entwickler, die es schwer machten, sich an der Wartung und Entwicklung des Kerns von SearXNG zu beteiligen. Diese Barriere für Mitwirkende stellt ein häufiges Problem bei Open-Source-Projekten dar, das langfristig die Innovation und das Wachstum hemmen kann, wenn sich zu wenige frische Köpfe einbringen können. Trotz der Trennung ist der ehemalige Maintainer optimistisch hinsichtlich der Zukunft von SearXNG.
Er wünscht dem Projekt und den verbleibenden Entwicklern alles Gute und betont, dass es sich lediglich um einen Perspektivwechsel innerhalb seiner eigenen Open-Source-Laufbahn handelt. Sein Engagement wird weiterhin in Projekten wie Invidious bestehen, und er plant zudem neue Ideen anzustoßen, die er in der Open-Source-Welt umsetzen möchte. Für Nutzer und Fans von SearXNG bedeutet der Rückzug eine Chance zur Reflexion. Projekte leben von den Menschen, die sie gestalten und vorantreiben. Ein Wechsel im Maintainer-Team kann hierbei neue Impulse setzen, aber auch Unsicherheit mit sich bringen.
Die Stabilität und Verfügbarkeit der öffentlichen Instanzen bleiben zunächst gewährleistet, doch die Community ist dazu eingeladen, die weitere Entwicklung mitzuerleben und zu unterstützen. SearXNG hat vieles erreicht. Es hat gezeigt, dass Datenschutz in der Suchmaschinenwelt nicht nur möglich, sondern auch praktikabel und beliebt sein kann. Das Projekt hat die Idee einer freien und offenen Suchmaschine maßgeblich vorangetrieben und eine Community geschaffen, die Innovation ohne Kompromisse an Privatsphäre ermöglicht. Doch wie viele Open-Source-Initiativen steht es auch vor der Herausforderung, die Balance zwischen Weiterentwicklung, schlichtem Design und Community-Erwartungen zu finden.
Nicht zuletzt zeigt die Geschichte von SearXNG und dem Abschied eines wichtigen Maintainers die Dynamik, die in solchen Projekten stets präsent ist: Die Leidenschaft für Open Source verbindet Menschen, doch unterschiedliche Vorstellungen und Lebensumstände verändern die Wege, die sie gehen. Für Nutzer und Entwickler gleichermaßen ist es wichtig, die Visionen sachlich zu bewerten und gleichzeitig offen für Veränderungen zu bleiben. Der Blick zurück auf die Entstehung von SearXNG verdeutlicht die Motivation hinter Open-Source-Projekten: Gemeinschaftliches Schaffen, das Werte wie Transparenz, Datenschutz und Zusammenarbeit fördert. Gleichzeitig macht der Abschied deutlich, wie essenziell es ist, diese Werte im Entwicklungsprozess immer wieder zu reflektieren und aufrechtzuerhalten – gerade dann, wenn ein Projekt wächst und sich neue Anforderungen stellen. SearXNG bleibt ein interessantes Projekt mit großen Potenzialen.