Gusseiserne Kochgeschirre genießen seit Jahrhunderten eine hohe Beliebtheit. Ihre Langlebigkeit, Robustheit und hervorragenden Kocheigenschaften machen sie zu geschätzten Utensilien in Haushalten und Sammlerkreisen gleichermaßen. Doch gerade bei antiken oder vintage Gusseisenprodukte sind oft keine sichtbaren Markierungen vorhanden, was das Identifizieren des Herstellers oder sogar des Produktionszeitalters zu einer Herausforderung macht. Das Erkennen von unmarkiertem Eisen erfordert daher ein geschultes Auge sowie Wissen um typische Merkmale verschiedener Produzenten und deren Entwicklung im Laufe der Zeit. Der Begriff „unmarkiertes Eisen“ ist dabei nicht immer so einfach zu definieren.
Viele kleinere Gießereien des 18. und 19. Jahrhunderts verzichteten bewusst auf die Anbringung von Herstellermarken. Diese Manufakturen versorgten häufig lokale Märkte oder kleine Kundengruppen, bei denen die Herkunft der Ware ohnehin bekannt oder weniger wichtig war. Zudem kopierten einige dieser Betriebe oft die Designs bekannter Hersteller – wer hier von wem abgekupfert hat, blieb meist ein Geheimnis.
Bei besonders alten Stücken mit sogenannten Boden-Gate-Marken, also den Gussansätzen am Boden, ist die eindeutige Zuordnung in der Regel unmöglich. Während solche Stücke besonders für Liebhaber historischer Gusseisen-Kochgeschirre spannend sind, bleibt die genaue Herkunft meist im Dunkeln. Ein anderer Bereich unmarkierter Gusseisenprodukte betrifft jedoch das 20. Jahrhundert. Hier spielten Marketingstrategien eine erhebliche Rolle: Viele namhafte Unternehmen stellten bewusst unmarkierte Produkte her, die für günstigere Vertriebskanäle oder als Handelsmarken für große Kaufhäuser bestimmt waren.
Sie dienten als preiswerte Alternative zu den bekannten Markenprodukten, ohne deren Ruf zu gefährden. Statt klar eingegossener Markierungen wurden oft Papieretiketten angebracht oder gar ausschließlich auf solche Verpackungs-Labels gesetzt. Trotz fehlender sichtbarer Herstellerkennzeichnung waren diese unmarkierten Stücke oft qualitativ den Markenprodukten ebenbürtig. Ein genaues Hinsehen auf bestimmte Merkmale kann dabei helfen, solche unmarkierten Stücke einem Hersteller zuzuordnen. So lassen sich etwa bei der Birmingham Stove & Range Company typische Details am Boden mühselig erkennen, etwa ein nicht unterbrochener, eingesetzter Hitzering bei Pfannen oder charakteristische Griffkanten.
Die berühmte „Red Mountain“-Serie, die vor allem in den 1930er bis 40er Jahren produziert wurde, besitzt bestimmte Nummerierungen und Buchstabenkombinationen am Boden, die häufig leicht schief angebracht sind und durch eingeritzte Punkte ergänzt werden. Auch die für das Unternehmen typischen, zum Teil leicht übergroßen Ausgießer machen die Stücke markant. Die Produktpaletten mancher Hersteller wie Birmingham Stove & Range (BSR) wandelten sich im Lauf der Jahrzehnte. Ab den 1950er Jahren bis in die 1960er wurde die Produktion neu markiert und umbenannt: Die „Red Mountain“-Serie wich nach und nach der „Century“-Linie, welche unter anderem automatisierte Gussverfahren widerspiegelte. Diese Neuerungen sind anhand veränderter Ausgussgrößen, Nummerierungshöhen und Beschriftungsarten am Boden der Pfannen erkennbar.
Die Veränderungen sind jedoch nicht abrupt erfolgt, weshalb Datenangaben immer als grobe Richtwerte zu verstehen sind. Auch andere Produzenten wie Lodge Manufacturing Company hinterließen häufig nur kleine Hinweise auf ihren unmarkierten Stücken. Lodge war bekannt für charakteristische Griffverstärkungen, Heat-Rings mit bestimmten Einkerbungen und Seriennummern, die mit der Zeit variieren. Besonders ältere Lodge-Pfannen aus dem frühen 20. Jahrhundert besitzen ein sogenanntes „Smashed T“-Griffverstärkungsmotiv, das sich von anderen Herstellern deutlich unterscheidet.
Zudem spiegelt sich der Wandel im Design der Basting-Dripper, also der kleinen Spitzen am Deckelrand, wider, die bei verschiedenen Epochen in Form und Anordnung variieren. Griswold Manufacturing aus Erie, Pennsylvania, ist ein Hersteller, deren unmarkierte Stücke von Sammlern als „Iron Mountain“ bezeichnet werden. Diese Pfannen verfügen häufig über einen eingefassten Hitzering und kursive, teils ungewöhnliche Ziffern auf dem Boden. Besonders ihre Deckel sind durch gezielt angebrachte, segmentierte Ringe charakterisiert, die die Funktion der Basting-Dripper unterstützen. Diese Besonderheiten erlauben es Kennern, ein Stück „Iron Mountain“ sicher einem Produktionzeitraum in den 1930er oder frühen 40er Jahren zuzuordnen.
Ein weiteres Indiz bei der Erkennung unmarkierten Gusseisens sind die sogenannten „Stove Spiders“, das heißt Pfannen mit drei oder mehr Beinchen. Ursprünglich wurden diese zum Erhitzen über offener Flamme konstruiert. Auch hier existieren Übergangsformen ohne Beine, die aber dennoch die Bezeichnung „Spider“ tragen. Diese Konstruktionen sind vor allem bei den Produkten von Birmingham Stove & Range und der Atlanta Stove Works zu finden. Die Unterscheidung gelingt anhand Ausgussform, Griffstärke und Neigung sowie der Gussqualität.
Dokumentierte Katalogabbildungen verdeutlichen dabei diese Entwicklung – sie sind aber oftmals nicht zu 100 Prozent mit den tatsächlichen Produkten identisch, sodass die Einordnung mit Vorsicht erfolgen sollte. Hersteller wie Wagner, Vollrath oder Chicago Hardware Foundry produzierten ebenfalls unmarkierte Werke mit ganz eigenen, wenn auch oft weniger auffälligen Markierungen. Wagner etwa setzt manchmal die Größenangabe auf die Griffoberseite oder beschreibt die Pfannengrößen an der Unterseite. Die Langlebigkeit und Qualität dieser Pfannen sprechen oft für eine Zuordnung – obwohl sie auf dem ersten Blick keine expliziten Markennamen zeigen. Vollrath hingegen besitzt spezielle Griffprofile und Basting-Dripper-Muster, anhand derer sich viele Stücke sicher erkennen lassen.
Nicht zuletzt gibt es eine Reihe von unmarkierten Gusseisenstücken, deren Herkunft weiterhin rätselhaft bleibt. So genannte „Southern Mystery Skillets“ etwa weisen spezielle Griffverstärkungen, kleine Ausgießer und zum Teil unklare Molderzeichen auf, die nicht eindeutig auf ein bekanntes Werk zurückzuführen sind. Ebenso existieren „Hammered Ugly Unknown“-Pfannen, die durch rollenartig geprägte Muster, unsaubere Gussstellen und exzentrische Nummerierungen auffallen. Diese Grundlagen können Sammlern Anhaltspunkte geben, wie und wo diese Stücke ungefähr hergestellt wurden. Neben der reinen Identifikation sind unmarkierte Pfannen oft von praktischer Bedeutung.
Da sie häufig günstiger als markierte Originale zu erwerben sind, bieten sie Hobbyköchen hervorragende Gebrauchsmöglichkeiten. Ihre meist vergleichbare Gussqualität ermöglicht eine lange Nutzungsdauer und gute Kocheigenschaften, selbst wenn die Sammlerwertigkeit geringer ist. Wer unmarkierte Stücke erwerben möchte, sollte jedoch stets auf Gusseisenqualität, Verarbeitung und eventuelle Herstellermerkmale achten, um Fehlkäufe zu vermeiden. Die Handhabung und Pflege ist bei unmarkiertem Gusseisen dieselbe wie bei markierten Produkten. Regelmäßiges Einbrennen, sorgsames Reinigen und ein guter Rostschutz sind essentielle Maßnahmen, damit Kochgeschirr aus Gusseisen über Jahrzehnte erhalten bleibt.
Wer unsicher ist, kann weitere Hinweise auch oft über online Sammlerforen, spezialisierte Literatur oder Gusseisen-Experten erhalten. Zusammenfasend lässt sich sagen, dass die Identifizierung unmarkierter Gusseisenprodukte zwar oft schwierig ist, aber mit dem richtigen Sachwissen und Aufmerksamkeit durchaus möglich. Das genaue Erkennen von Details wie Hitze- und Ausgussringen, Griffformen, Gussqualität, Basting-Dripper-Mustern und Zahlenkombinationen können wertvolle Hinweise geben. Für Liebhaber alter Gusseisen-Kochgeschirre bedeutet dies nicht nur die Chance auf Sammlerstücke, sondern auch die Möglichkeit, gute und langlebige Gebrauchsgegenstände zu attraktiven Preisen zu erwerben. Die spannende Welt des unmarkierten Eisens zeigt somit, wie vielfältig und historisch bedeutsam dieses Kocherlebnis ist – sowohl für passionierte Sammler als auch für Alltagsnutzer.
Mit etwas Geduld und Erfahrung ausgestattet, lässt sich so manch verborgener Schatz entdecken und würdigen.