Die Regulierungsbehörden in den Vereinigten Staaten stehen vor einer entscheidenden Phase, in der die Commodity Futures Trading Commission (CFTC) eine zentrale Rolle einnehmen soll. Im Fokus steht insbesondere die geplante Regulierung des Kryptowährungsmarktes, die durch neue Gesetzesinitiativen, wie den Clarity Act, vorangetrieben wird. Doch während Washington die Weichen stellt, kämpft die CFTC mit einem ernsten Problem: zahlreichen vakanten Positionen, die ihre Handlungsfähigkeit erheblich beeinträchtigen könnten. Der Clarity Act sieht vor, Kryptowährungen als neue Kategorie von Vermögenswerten mit der Bezeichnung „digitale Commodities“ zu definieren und die CFTC mit der Hauptverantwortung für deren Regulierung zu betrauen. Dies wäre ein bedeutender Schritt, der die rechtliche Einordnung und den Handel von Kryptowährungen klarer regulieren soll.
Allerdings steht gleichzeitig die Frage im Raum, ob die CFTC derzeit überhaupt in der Lage ist, dieser Aufgabe effektiv nachzukommen. Die Struktur der CFTC ist geprägt durch fünf Kommissare, die vom Senat bestätigt werden müssen. Im Januar 2025 verließ der damalige Vorsitzende Rostin Behnam die Behörde nach der Amtsübernahme von Präsident Donald Trump. Trotz der Nominierung von Brian Quintenz als potentiellen Nachfolger im Februar 2025 stagniert der Bestätigungsprozess im Senat. Diese Verzögerung führt dazu, dass die CFTC mit nur vier aktiven Mitgliedern operiert, was zu einem Patt zwischen zwei Republikanern und zwei Demokraten führt.
Die politischen Regeln der CFTC verhindern, dass mehr als drei Kommissare derselben Partei angehören. In der Folge hat das Fehlen einer Mehrheitsentscheidung für kontrovers diskutierte Themen gelähmte Entscheidungsprozesse zur Folge. Ohne Mehrheiten kann die CFTC keine neuen Regulierungen, Ausnahmeregelungen oder politischen Erklärungen offiziell verabschieden. Besonders gravierend ist dies für den Bereich der Kryptoregulierung, wo rasche und klare Regelungen dringend benötigt werden, um Rechtssicherheit zu schaffen und Innovationen zu fördern. Ein großer Teil der Behörde kann zwar weiterhin arbeiten: Unter der Leitung von Caroline Pham, der kommissarischen Vorsitzenden, laufen einige Funktionen weiter.
Aber Entscheidungen, die politische Mehrheiten erfordern, einschließlich neuer Ermittlungen und Durchsetzungsmaßnahmen, bleiben blockiert. Das hat im Kryptosektor bislang paradoxerweise zu einer gewissen Entspannung geführt, da unter der vorherigen Regierung mit der sogenannten „Regulierung durch Durchsetzung“ umstrittene Fälle geprägt waren. Im Bereich der sogenannten Prediction Markets, bei denen es um Wetten auf zukünftige Ereignisse wie Sportereignisse oder politische Wahlen geht, hat die CFTC ebenfalls wichtige Entscheidungen getroffen. Die Plattform Kalshi konnte 2024 eine bahnbrechende juristische Schlacht gegen die CFTC gewinnen, die solche Märkte erlaubt, was die Entwicklung eines regulierten Marktes für Sportwetten auf Bundesebene ermöglichte. Dennoch zeigt das Beispiel, wie unsicher die Zukunft solcher Märkte ist, wenn die Regulierungsbehörde handlungsunfähig erscheint.
Die Lage verschärft sich zusätzlich durch das bevorstehende Ausscheiden weiterer Kommissare beider Parteien, darunter Summer Mersinger (Republikanerin) und Christy Goldsmith Romero (Demokratin). Die Tatsache, dass Caroline Pham ebenfalls angekündigt hat, ihr Amt aufzugeben, sobald Brian Quintenz seine Bestätigung erhält, lässt auf eine weitere Verschlechterung der Kapazitäten schließen. Zu diesem Zeitpunkt existieren keine offiziellen Pläne, wie diese Lücken aufgefüllt werden sollen. Auch andere potenzielle Kandidaten wurden bislang nicht öffentlich genannt, was Spekulationen über eine längerfristige Krise innerhalb der CFTC Nahrung gibt. Ein besonders eindrückliches Beispiel für die Folgen dieser strukturellen Probleme war der Umgang mit dem Thema Sportwetten-Regulierung: Im Februar 2025 kündigte die CFTC eine Anhörung zu diesem Thema an, die in wenigen Monaten stattfinden sollte.
Doch die Veranstaltung wurde kurzfristig abgesagt, und wichtige Entscheidungen blieben aus, obwohl Staaten wie Nevada und New Jersey wichtige rechtliche Schritte gegen Kalshi initiierten. Dieses Schweigen der wichtigsten Regulierungsbehörde führte zu großer Unsicherheit in der Branche. Die dramatischen Personalengpässe bei der CFTC kommen zu einem Zeitpunkt, an dem der Kryptomarkt eigentlich klare, stabile und zukunftsweisende Regeln benötigt. Neue Technologien, zunehmende Marktteilnehmer und komplexere Produkte verlangen nach einer handlungsfähigen Regulierungsbehörde, die nicht durch parteipolitische Grabenkämpfe und Personalwechsel paralysiert ist. Die Biden-Administration hatte in der Vergangenheit eine eher aggressive Regulierungsagenda verfolgt, die von vielen Branchenakteuren als hemmend empfunden wurde.
Nach dem Regierungswechsel und den veränderten Mehrheitsverhältnissen kam es zunächst zu einer Beruhigung, die allerdings eher auf die eingeschränkte Handlungsfähigkeit der CFTC zurückzuführen ist und nicht auf eine strategische Ausrichtung. Aus Sicht von Investoren sowie Unternehmen aus dem Kryptobereich sind vor allem zwei Fragen zentral: Wird die CFTC zeitnah wieder voll funktionsfähig? Und kann sie die ihr übertragenen Aufgaben in Bezug auf die Regulierung digitaler Vermögenswerte effektiv umsetzen? Die derzeitige Situation lässt Zweifel aufkommen. Gerade in einer so dynamischen und innovativen Branche wie Kryptowährungen braucht es regulatorische Klarheit und Verlässlichkeit. Zudem könnte der Mangel an Kommissaren dazu führen, dass eine einzelne Person de facto die Kontrolle über die gesamte Behörde erhält – was zwar rechtlich zulässig ist, aber Befürchtungen über mangelnde Checks and Balances und mögliche politische Einflussnahmen nährt. Diese Konzentration von Macht erscheint in einem sensiblen Umfeld wenig wünschenswert.
Langfristig sind nachhaltige Lösungen gefragt, um die CFTC nicht nur zu personell stabilisieren, sondern auch ihre Position als unabhängige und kompetente Regulierungsbehörde zu sichern. Dies ist für die Kunst, Innovation und Wettbewerb aufrechtzuerhalten, aber auch für den Schutz der Marktteilnehmer und die Wahrung der Rechtsstaatlichkeit essenziell. Regulatorische Unsicherheit auf diesem Niveau kann dazu führen, dass Investoren vorsichtiger werden und sich Innovationen langsamer entwickeln. Unternehmen suchen bereits heute alternative Jurisdiktionen oder setzen auf regulatorische Grauzonen, um ihr Geschäftsmodell zu realisieren. Eine kluge Politik in Washington muss also das Problem der personellen Vakanzen dringend angehen und die CFTC stärken, um sie fit für die Herausforderungen einer neuen digitalen Ökonomie zu machen.
Die kommenden Monate werden entscheidend, ob die CFTC in der Lage sein wird, sich neu aufzustellen und die geplante Regulierungsagenda umzusetzen. Bis dahin bleibt die Branche in einem Zustand der Unsicherheit – die sich unter Umständen auf die Entwicklung von Kryptomarkt, innovativen Finanzprodukten und auch auf die allgemeine Wettbewerbsfähigkeit der USA als Finanzstandort auswirken kann. Die regulatorische Landschaft um Kryptowährungen bleibt volatil, und die Aufmerksamkeit von Investoren und Politikern gilt der Frage, ob die CFTC die Krise meistern wird.