Ethereum, die zweitgrößte Kryptowährung nach Marktkapitalisierung, steht vor einem erheblichen Preisrückgang, der den Kurs auf rund 1.000 US-Dollar drücken könnte. Diese Prognose basiert auf einer Vielzahl von fundamentalen und technischen Faktoren, die sich in letzter Zeit negativ entwickelt haben. Die Kombination aus sinkenden aktiven Adressen, rückläufigen Netzwerkgebühren und einem bedeutenden Chartmuster auf der Wochenbasis lässt Analysten zunehmend eine pessimistische Marktlage erwarten. Darüber hinaus zeigen auch institutionelle Bewegungen, wie starke Ausflüsse bei Ethereum-ETFs, dass das Vertrauen in Ethereum aktuell schwächer ist als in vergleichbare Werte wie Bitcoin.
Ein bedeutender Indikator für die Nachfrage nach einer Kryptowährung ist die Anzahl der aktiven Adressen im Netzwerk. Ethereum hatte Anfang des Jahres noch über 575.000 aktive Adressen, ein Wert, der darauf hinweist, dass viele Nutzer und Händler die Blockchain intensiv nutzten. Aktuell liegt diese Zahl jedoch bei nur noch etwa 333.000 – ein Rückgang von fast 42 Prozent in wenigen Monaten.
Diese Abnahme zeigt deutlich, dass die Beteiligung an Ethereum-Transaktionen und -Transfers stark nachlässt und somit die fundamentale Nutzung des Netzwerks schwächer wird. Diese Entwicklung ist ein Warnsignal, weil ein geringeres Aktivitätsniveau typisch für eine verringerte Nachfrage und Liquidität ist, was letztendlich auf den Preis drückt. Darüber hinaus ist die sogenannte Burn Rate, also die Menge an Ethereum, die durch Gebühren verbrannt wird, signifikant gefallen. Ethereum war bislang bekannt für seine hohen Transaktionsgebühren, die Netzwerkbetreiber und Miner für die Verarbeitung der Transaktionen erhielten. Im Jahr 2024 führte Ethereum die Rankings in Sachen generierter Netzwerkgebühren an, weit vor anderen Blockchains wie Solana oder Tron.
Doch dieser Vorteil schwindet zunehmend. Aktuelle Zahlen von TokenTerminal zeigen, dass Ethereum nur noch 222 Millionen US-Dollar an Gebühren generiert, was im Vergleich zu konkurrierenden Netzwerken deutlich weniger ist. Eine sinkende Burn Rate bedeutet nicht nur geringere Einnahmen für das Netzwerk, sondern lässt darauf schließen, dass auch die Netzwerknutzung insgesamt abnimmt, was wiederum Druck auf den Preis ausübt. Die institutionelle Seite spiegelt diese Entwicklungen wider. Im März wurden bei Ethereum-basierten ETFs massive Mittelabflüsse von 403 Millionen US-Dollar registriert, was den Gesamtabfluss auf 2,36 Milliarden US-Dollar seit Jahresbeginn erhöht hat.
Im Gegensatz dazu konnte Bitcoin in diesem Zeitraum massive ETF-Zuflüsse von über 36 Milliarden US-Dollar verzeichnen, was die unterschiedliche Stärke der beiden Kryptowährungen eindrucksvoll unterstreicht. Diese Finanzströme zeigen, wie Investoren vermehrt Bitcoin priorisieren, während sie bei Ethereum Kapital abziehen. Solche Trends verstärken oft die Preisbewegungen nach unten, da weniger Geld in den Markt fließt und Vertrauen verloren geht. Diese fundamentalen Schwächen werden durch technische Analysen unterstützt, die potentiell eine weitere Abwärtsbewegung signalisieren. Auf dem Wochenchart hat Ethereum ein seltenes, aber bedeutendes Dreifach-Top-Muster ausgebildet.
Das Muster entstand zwischen März und Dezember letzten Jahres und zeichnet sich durch drei Preishöchststände um 4.045 US-Dollar aus. Die Unterstützung beziehungsweise der sogenannte Halslinienbereich lag bei etwa 2.130 US-Dollar. Mittlerweile ist Ethereum deutlich unter diese Linie gefallen.
Das Brechen der Halslinie bestätigt in der Charttechnik meist eine Trendumkehr nach unten und erhöht die Wahrscheinlichkeit einer weiteren Schwächephase. Zudem zeigt der Average Directional Index (ADX), ein Indikator für die Trendstärke, derzeit einen Wert von etwa 30, was darauf deutet, dass der Abwärtstrend an Kraft gewinnt. Wenn man die Höhe zwischen dem Dreifach-Top-Peak und der Halslinie misst, ergibt sich ein potenzieller Zielbereich, in dem Ethereum in den kommenden Wochen oder Monaten landen könnte. Die Distanz entspricht etwa 50 Prozent des Kursbereichs, was bei der aktuellen Halslinie einen Wert um 1.000 US-Dollar impliziert.
Dies entspricht einem weiteren Kursrückgang von rund 42 Prozent vom momentanen Kursniveau um 2.630 US-Dollar. Diese Aussicht ist insbesondere für Investoren besorgniserregend, die ihre Positionen längerfristig halten und dabei das Risiko auf einen erheblichen Wertverlust ausgesetzt sind. Neben fundamentalen und technischen Indikatoren spielt auch die geopolitische und makroökonomische Lage eine Rolle bei der Preisgestaltung von Ethereum. Die Einführung reziproker Handelstarife durch die USA unter der Führung von Donald Trump hat die Gefahr einer globalen Rezession erhöht.
In Zeiten wirtschaftlicher Unsicherheiten neigen Investoren dazu, risikoärmere Anlagen zu bevorzugen und volatile Assets wie Kryptowährungen vermehrt zu verkaufen. Die damit verbundene Marktschwäche hat auch Ethereum getroffen, das angesichts seiner Nutzung als DeFi-Plattform und Tokenökosystem besonders empfindlich auf Schwankungen im Marktvertrauen reagiert. Auf der anderen Seite gibt es auch Szenarien, die eine Erholung des Ethereum-Kurs darstellen könnten. Ein wichtiger Punkt hierfür wäre eine Rückeroberung der wichtigen Widerstandslinie bei 2.130 US-Dollar.
Sollte Ethereum diesen Bereich nachhaltig zurückgewinnen, könnte dies das Dreifach-Top-Muster entkräften und den Marktoptimismus zurückbringen. Im Anschluss daran könnte der Kurs Zielmarken um 2.500 US-Dollar oder sogar darüber erreichen. Solche Entwicklungen würden üblicherweise mit einer Stabilisierung bei den aktiven Adressen und Netzwerkgebühren einhergehen, ergänzt durch positive institutionelle Kapitalzuflüsse. Trotz der aktuellen Abwärtsdynamik bleibt Ethereum eine Technologie mit großem Potenzial.
Die Entwicklung von Ethereum 2.0, der Ausbau von Layer-2-Lösungen und die anhaltende Innovationskraft im Bereich der Dezentralen Finanzen könnten langfristig Fundamentaldaten verbessern und somit das Interesse von Nutzern und Investoren wiederbeleben. Die grundlegenden Fortschritte im Bereich Skalierbarkeit, Effizienz und reduzierte Gebühren sind für viele Marktteilnehmer entscheidend, wenn es um die künftige Bewertung von Ethereum geht. Dennoch mahnt die derzeitige Lage zur Vorsicht. Das Einsetzen von neuen Allzeittiefs oder starken Kursrückgängen kann kurzfristig zu erheblichen finanziellen Verlusten führen, insbesondere wenn der Markt weiter unter Druck gerät.
Für Anleger empfiehlt es sich, die fundamentalen und technischen Signale genau zu beobachten und das Risiko entsprechend anzupassen. Zudem kann die Diversifikation im Krypto-Portfolio eine Möglichkeit sein, um mögliche Verluste bei Ethereum abzufedern. Die Kombination aus fallenden aktiven Adressen, sinkenden Netzwerkgebühren, massiven ETF-Ausflüssen und einem ausgeprägten technischen Niedrigsignal illustriert die aktuellen Herausforderungen, vor denen Ethereum steht. Ein Preisverfall auf rund 1.000 US-Dollar ist daher durchaus realistisch, sofern keine unerwarteten positiven Impulse eintreten.