Der Mars ist seit langer Zeit Gegenstand intensiver wissenschaftlicher Erforschung, nicht zuletzt wegen seines Potenzials, Spuren von vergangenem Leben zu beinhalten. Seit der erfolgreichen Landung des NASA-Rovers Perseverance im Jezero-Krater vor einigen Jahren widmen sich Forscher der Analyse von dort gesammelten Proben und geologischen Strukturen, die Einblicke in die Geschichte des Planeten geben können. Eine bemerkenswerte Überraschung ist nun die mögliche Entdeckung eines Vulkans, der sich am Rand des bekannten Jezero-Kraters befindet und bisher unerkannt geblieben war. Diese Erkenntnis könnte das Verständnis der marsschen Vulkanologie und damit auch der potenziellen Lebensfreundlichkeit dieser Region maßgeblich verändern. Der Jezero-Krater selbst gilt als ein ehemaliger See, dessen Sedimentablagerungen seit jeher im Mittelpunkt forschungsintensiver Untersuchungen standen.
Die Erwartung war, zahlreiche Sedimentgesteine vorzufinden, die Zeugnis vom einstigen, möglicherweise lebensfreundlichen Umfeld hinterlassen. Die Entdeckung von vulkanischen Gesteinen könnte jedoch neue, spannende Perspektiven eröffnen, da vulkanische Aktivität auf dem Mars für Energiequellen und chemische Prozesse sorgt, welche lebensfreundliche Bedingungen begünstigen können. Die Bergformation, die nun als Jezero Mons bezeichnet wird, misst ungefähr 21 Kilometer im Durchmesser und ist knapp 2.000 Meter hoch. Auffällig ist, dass sie auf den ersten Blick keine typischen vulkanischen Merkmale aufweist.
Es gibt zwar einen Krater auf ihrem Gipfel, doch andere Indikatoren, wie Lavaflüsse oder ausgeprägte vulkanische Strukturen, fehlen weitgehend. Erst durch die Kombination moderner Orbiterdaten und die für Mars-Verhältnisse detaillierten Beobachtungen durch Perseverance konnte die Hypothese eines Vulkans überhaupt erst aufgestellt werden. Die initialen Überlegungen zu Jezero Mons als Vulkan gehen bis auf 2007 zurück, als der Geologe James Wray als Student erste Hinweise in den niedrig aufgelösten Bildern einer früheren Mission bemerkte. Erst jetzt, mit qualitativ hochwertigeren Aufnahmen und der Probenanalyse des Rovers, lassen sich diese frühen Verdachtsmomente bestätigen oder zumindest plausibilisieren. Die Vulkanhypothese wurde weiter durch die Arbeit von Forschungsteams um Sara C.
Cuevas-Quiñones von der Brown University vorangetrieben, die im Rahmen eines Forschungsprogramms weitere Untersuchungen zu Jezero Mons durchführte. Die Relevanz dieser Entdeckung ist vielschichtig. Zum einen erweitert sie die bekannte Karte der Vulkanaktivitäten auf dem Mars. Während der Olympus Mons, der größte Vulkan des Sonnensystems, schon lange ein beeindruckendes Beispiel ist, gab es bisher Zweifel, wie verbreitet vulkanische Strukturen auf dem Planeten tatsächlich sind. Nun deutet sich an, dass es sich vielleicht um einen weit verbreiteten Prozess handelt, der wesentlich stärker zur geologischen Entwicklung Mars' beitrug als bisher angenommen.
Zum anderen hat Vulkanismus maßgeblichen Einfluss auf die Umweltbedingungen und die potenzielle Lebensfreundlichkeit eines Ortes. Vulkanische Aktivität kann Wärme und chemische Stoffe in bisher kalte und trockene Umgebungen bringen. In den vergangenen Zeiten, als der Mars noch flüssiges Wasser auf seiner Oberfläche beherbergte, könnten solche vulkanogenen Quellen Lebensräume begünstigt haben. Die Wechselwirkung von vulkanischem Material und den einstigen Seen am Boden des Jezero-Kraters könnte demnach ein besonders fruchtbarer Standort für die Entstehung oder zumindest Erhaltung von Lebensspuren gewesen sein. Die wissenschaftliche Fokussierung auf den Jezero-Krater beruht zu einem großen Teil darauf, dass hier ein einzigartiges geologisches Archiv vorhanden ist, in dem sowohl sedimentäres als auch vulkanisches Gestein eng beieinander liegen.
Durch die Probenentnahme mittels Perseverance können Analysten auf der Erde diese Gesteine detailliert untersuchen und ihre Entstehungszeit, Zusammensetzung und potenzielle biologische Signaturen erforschen. Leider bedrohen finanzpolitische Entscheidungen den Fortgang einiger Mars-Missionen, etwa die geplante Mars Sample Return-Mission, die mit ihrer Rückführung der Proben zur Erde grundlegend für viele derartige Analysen wäre. Die Kombination von Sedimenten, die aus einem Gewässerumfeld stammen, mit vulkanischem Material liefert Geologen und Astrobiologen eine unglaublich wertvolle Datenbasis. Sie können nicht nur die geologische Geschichte des Mars mit größerer Präzision datieren, sondern auch besser abschätzen, ob und in welchem Umfang der Rote Planet Lebensbedingungen bieten konnte. Die Energie und chemische Vielfalt der Vulkanaktivität spielen hier eine Schlüsselrolle.
Darüber hinaus zeigt die Entdeckung von Jezero Mons als potenziellen Vulkan, dass die Marserkundung noch lange nicht abgeschlossen ist und dass der Planet zahlreiche Geheimnisse birgt. Jedes Detail, ob kleinen Berg oder großer Krater, kann eine wichtige Geschichte über seine Entwicklung erzählen. Die Vermutung, dass an Orten, die bislang als hanglose, langweilige Region betrachtet wurden, vulkanische Strukturen verborgen liegen, fordert die Wissenschaft heraus, neue Datentechniken und verfeinerte Analysen zur Kartierung des Mars einzusetzen. Wissenschaftler sind zudem gespannt, ob weitere ähnliche Entdeckungen folgen werden, wenn jetzt die Daten von Mars-Orbitern und Rover-Missionen noch intensiver ausgewertet werden. Die Möglichkeit, dass es auf dem Mars wesentlich mehr Vulkane gibt als bisher angenommen, könnte das Bild des Planeten als kaltes Wüstenland verändern und Hinweisen auf vergangene geothermal aktive Zonen mit Lebenspotenzial neue Nahrung geben.
Die heutige Faszination für die Mars-Forschung lebt auch davon, dass die verschiedenen wissenschaftlichen Disziplinen nahtlos ineinandergreifen. Die Geologie trifft auf die Astrobiologie, die atmosphärische Forschung trifft auf Planetologie. Die Entdeckung von einem möglichen Vulkan am Jezero-Krater ergänzt dieses Mosaik um ein weiteres, wichtiges Puzzlestück und verdeutlicht, wie dynamisch der Mars gewesen sein muss. Langfristig ist die Suche nach Leben auf dem Mars eng verbunden mit der Erforschung seiner vulkanischen Vergangenheit. Wenn sich nun die Hinweise auf vulkanische Aktivität in unmittelbarer Nähe der Landestelle von Perseverance verdichten, steigt die Erwartung, dass dort Gesteine erschlossen werden können, die seltene chemische Spuren enthalten, vielleicht sogar Organisches.
Diese Faktoren unterstreichen die Bedeutung zukünftiger Missionen und die Notwendigkeit, umfassende Forschungen fortzuführen und zu finanzieren. Insgesamt zeigt die überraschende Entdeckung von Jezero Mons als möglichen Vulkan, wie viel Neues noch über unseren Nachbarplaneten zu lernen ist. Die Marsmissionen der NASA und anderer Raumfahrtagenturen öffnen ein Fenster in die vergangene und vielleicht auch zukünftige Geschichte des Roten Planeten. Die Kombination von Vulkanismus und früher Gewässerumgebung im Jezero-Krater könnte einen der besten Plätze überhaupt darstellen, um Antworten auf die fundamentalen Fragen nach Leben außerhalb der Erde zu finden. Die Forschungen um Jezero Mons laden somit zu weiteren Untersuchungen ein und erhöhen die Spannung auf die kommenden Jahre, in denen die zurückgeholten Proben von Perseverance auf der Erde mit modernsten Analysemethoden untersucht werden sollen.
Dies wird neue Einblicke in die marssche Geologie und die Bedingungen für Leben geben. Mars bleibt also nicht nur wegen seiner spektakulären Landschaften und Rekordvulkane wie Olympus Mons ein Ziel der internationalen Weltraumforschung, sondern auch wegen der wachsenden Anzahl von bislang verborgenen wissenschaftlichen Schatzkammern, die noch entdeckt werden wollen.