Gerade haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die Realität von Bitcoin ganz anders ist als sein Mythos, der es als egalitär, dezentralisiert und nahezu anonym darstellt. Alyssa Blackburn, eine Datenwissenschaftlerin an der Rice University und am Baylor College of Medicine in Houston, hat sich in den letzten Jahren mit ihrer treuen Assistentin Hail Mary, einem glänzend schwarzen Computer mit orangefarbenen Akzenten, auf digitale Detektivarbeit begeben. Sie hat undichte Stellen in der Bitcoin-Blockchain gesammelt und analysiert, das unveränderliche öffentliche Register, das alle Transaktionen seit der Einführung der Kryptowährung im Januar 2009 aufgezeichnet hat. Bitcoin verkörpert einen techno-utopischen Traum. Sein pseudonymer Erfinder Satoshi Nakamoto schlug vor, dass die Welt nicht von zentralen Finanzinstituten, sondern von einem egalitären, mathematischen elektronischen Zahlungssystem, das über ein Computernetzwerk verteilt ist, betrieben werden sollte.
Und das System sollte "trustless" sein - es sollte sich nicht auf eine vertrauenswürdige Partei wie eine Bank oder Regierung verlassen, um Transaktionen zu vermitteln. Stattdessen sollte, wie Satoshi Nakamoto in einem Whitepaper von 2008 schrieb, das System auf "kryptografischen Beweisen anstelle von Vertrauen" beruhen. Oder wie T-Shirts verkünden: "In Code We Trust". Die praktischen Aspekte haben sich als kompliziert erwiesen. Preisschwankungen können ausreichen, um die Stabilität von Bitcoin zu gefährden, und das System ist umweltschädlich, da das Rechnernetzwerk exorbitante Mengen an Strom verbraucht.
Frau Blackburn erklärte, dass ihr Projekt agnostisch gegenüber den Vor- und Nachteilen von Bitcoin sei. Ihr Ziel war es, die Anonymität zu durchbrechen, den Transaktionsfluss von Tag 1 an zu verfolgen und zu untersuchen, wie die größte Kryptowirtschaft der Welt entstanden ist. Satoshi Nakamoto hatte die Währung als anonym dargestellt: Für Bitcoin-Transaktionen (Kauf, Verkauf, Versenden, Empfangen usw.) verwenden Benutzer Pseudonyme oder Adressen - alphanumerische Mäntel, die ihre echten Identitäten verbergen. Und es gab offensichtliches Vertrauen in die Anonymität; im Jahr 2011 kündigte WikiLeaks an, Spenden per Bitcoin entgegenzunehmen.
Aber im Laufe der Zeit zeigte die Forschung Datenlecks auf, und die Identitätsschutzmaßnahmen waren nicht so wasserdicht, wie angenommen. "Tröpfchenweise untergräbt Informationslecks die einst undurchdringlichen Blöcke und formen so eine neue Landschaft sozioökonomischer Daten", berichten Frau Blackburn und ihre Mitarbeiter in ihrem neuen Papier, das noch nicht in einer peer-reviewten Zeitschrift veröffentlicht wurde.