In der Welt der Videospiele spielt der Schutz geistigen Eigentums und der Entwickler häufig eine zentrale Rolle, doch gleichzeitig gibt es Akteure, die sich gegen diese Schutzmechanismen stellen. Eine der bekanntesten Figuren in dieser Szene ist Empress, eine anonym bleibende Crackerin, die sich auf das Umgehen von Anti-Piraterie-Software spezialisiert hat. Trotz der Geheimhaltung ihrer Identität bezeichnet sie sich selbst als junge russische Frau und hat sich in der Community als eine der wenigen Personen etabliert, die in der Lage sind, die besonders komplexe DRM-Technologie Denuvo zu knacken. Ihre Aktivitäten werfen eine Vielzahl an ethischen, rechtlichen und technischen Fragen auf, die tief in die Debatte um digitale Rechteverwaltung und Spielerschutz eingreifen. Empress ist seit 2014 aktiv und hat ihren Weg mit dem Ziel begonnen, digitale Spiele zu „befreien“.
Für sie stellt das Entfernen von DRM nicht nur eine Möglichkeit dar, Zugang zu Spielen ohne finanzielle Hürden zu verschaffen, sondern auch eine Form der digitalen Archivierung. Sie argumentiert, dass DRM-Methoden häufig die Performance von Spielen beeinträchtigen und mitunter ihre langfristige Verfügbarkeit gefährden, insbesondere wenn Entwickler den Support einstellen. Auf diese Weise möchte sie sicherstellen, dass Spiele auch in Zukunft zugänglich bleiben, unabhängig davon, ob der Hersteller weiterhin daran arbeitet oder nicht. Die finanzielle Unterstützung ihrer Arbeit erfolgt überwiegend über Crowdfunding, wobei Empress oft eine Gebühr von etwa 500 US-Dollar für die Entschlüsselung eines Spiels verlangt. Diese Mittel nutzt sie für ihren Lebensunterhalt, Hardwareanschaffungen und den Kauf der Spiele, die sie knacken will.
Ihre Methoden und Ansätze rückten sie besonders ins Rampenlicht, als sie Spiele wie Red Dead Redemption 2 erfolgreich entschlüsseln konnte. Dabei handelt es sich um eines der technisch anspruchsvollsten Werke mit komplexer DRM-Struktur. Weitere bekannte Titel, die Empress veröffentlicht hat, sind unter anderem Mortal Kombat 11, Anno 1800 und jüngst Hogwarts Legacy, das sie lediglich zwölf Tage nach der offiziellen Veröffentlichung mit einer funktionierenden Crack-Version versorgte. Diese Geschwindigkeit und Effizienz sprechen für ihre hohen technischen Fähigkeiten, gleichzeitig aber auch für die rasante Entwicklung der Piraterie-Szene, die immer wieder neue DRM-Hürden umgeht. Empress ist nicht nur durch ihre technischen Fähigkeiten bekannt, sondern auch wegen ihres aufsehenerregenden Verhaltens innerhalb der Community.
Ihre sogenannten „NFOs“, Informationsdateien, die sie ihren Releases beilegt, zeichnen sich durch starke Meinungen und persönliche Ansichten aus. Besonders auffällig war dies bei der Veröffentlichung von Hogwarts Legacy, wo sie kontroverse Ansichten zur sogenannten „woken“ Kultur äußerte und die Positionen der Harry-Potter-Schöpferin J.K. Rowling zu Transgender-Themen verteidigte. Dies führte zu viel Diskussionsstoff und machte sie auch neben technischen Debatten zum Gegenstand kontroverser Gespräche.
Im Februar 2021 kündigte Empress an, kurz davor zu sein, festgenommen zu werden, da sie angeblich bei der Arbeit an einem Crack für das Spiel Immortals Fenyx Rising erwischt wurde. Trotz dieser Ankündigung und der daraus resultierenden Aufregung in der Szene entpuppte sich die Nachricht schnell als zweifelhaft, da Empress kurz darauf weiterhin aktiv war und unter anderem eine Lösung gegen das Online-Check-in-System von Battle.net veröffentlichte. Die Hintergründe dieser vermeintlichen Festnahme bleiben unklar und werden von der Community skeptisch betrachtet. Die Reaktion auf Empress’ Arbeit ist gespalten.
Auf der einen Seite wird sie von einer Vielzahl von Spielern und Technikinteressierten als „digitale Freiheitskämpferin“ gesehen, die den Konsumenten wieder Kontrolle über die von ihnen erworbenen Spiele gibt. Für sie steigert das Entfernen von DRM nicht nur die Spielleistung, sondern verhindert auch die Abhängigkeit von Online-Validierungen und den Zwang zu permanenten Updates. Außerdem wird das Anliegen unterstützt, dass Spiele langfristig spielbar bleiben, auch wenn Hersteller aus dem Geschäft aussteigen oder Server abgeschaltet werden. Auf der anderen Seite stehen Entwickler, Publisher und Rechteinhaber, die in Empress eine Gefahr sehen. Die Umgehung von Lizenzprüfungen und Kopierschutzmaßnahmen führt unweigerlich zu finanziellen Schäden und kann den Anreiz für die Entwicklung neuer Spiele beeinträchtigen.
Die Legalität ihrer Handlungen ist in vielen Ländern höchst umstritten und riskiert juristische Konsequenzen, die Empress selbst mehrfach als Bedrohung angedeutet hat. In der öffentlichen Debatte wird so vor allem das Spannungsfeld zwischen Schutz des geistigen Eigentums und den berechtigten Wünschen der Nutzer nach Spielen ohne störende oder leistungshemmende DRM-Maßnahmen verhandelt. Technisch ist das Knacken von Denuvo eine anspruchsvolle Aufgabe. Die Software gilt als eine der effektivsten und komplexesten DRM-Lösungen überhaupt und wurde von Entwicklern auf verschiedenen Ebenen verstärkt, um Manipulationen zu erschweren. Empress’ Fähigkeit, regelmäßig neue Versionen erfolgreich zu brechen, beeindruckt Fachleute ebenso wie Laien.
Dabei verbindet sie technisches Know-how mit strategischem Vorgehen und einer besonderen Nähe zur Community, die sie direkt in Entscheidungsprozesse miteinbezieht. So können Unterstützer beispielsweise in Umfragen bestimmen, welche Spiele als nächstes bearbeitet werden sollen. Auch aus ethischer Perspektive ist Empress ein schwieriger Fall. Ihre Arbeit verletzt zwar geltendes Recht und Geschäftsinteressen, doch gleichzeitig stellt sie die Übermacht der Konzerne und deren teilweise invasiven DRM-Technologien infrage. Kritiker werfen ihr vor, mit ihren Aktionen die Basis für ein nachhaltiges Geschäftsmodell in der Spielebranche zu untergraben, während Befürworter in ihr eine Heldin sehen, die dem Wachstum von restriktiven Beschränkungen und Monopolbildung entgegenwirkt.
Diese Kontroversen spiegeln sich auch in der Medienberichterstattung wider, die zwischen profundem Verständnis für das technische Können und konservativen Warnungen vor Piraterie pendelt. Große Plattformen wie Wired oder PC Gamer haben Empress und ihre Arbeit mehrfach vorgestellt und analysiert, oftmals mit dem Schwerpunkt auf den Möglichkeiten und Grenzen von DRM-Schutzmaßnahmen. Unabhängig davon erzeugt Empress durch ihre Aussagen und Aktionen immer wieder Diskussionen, die wichtige Fragen rund um Urheberrecht, digitales Eigentum und die Zukunft der Spieleindustrie aufwerfen. Ein Blick auf die Zukunft zeigt, dass digitale Kopierschutzmechanismen sich kontinuierlich weiterentwickeln werden, um den Herausforderungen der Piraterie zu begegnen. Gleichzeitig bedarf es vermutlich eines neuen Umgangs mit digitalen Produkten, der den Nutzern mehr Rechte und Freiheit einräumt, ohne den Fortbestand von Entwicklerstudios zu gefährden.
Empress steht hierbei als Symbolfigur für die Spannungen zwischen Kontrolle und Freiheit, zwischen Privatsphäre und Überwachung sowie zwischen wirtschaftlichen Interessen und kulturellem Erbe. Für Spieler ist Empress nicht nur wegen der Verfügbarkeit gehackter Spiele relevant, sondern auch als Zeichen dafür, dass zunehmend Kritik an bestehenden DRM-Systemen laut wird. Die Entwicklung alternativer Wege des Vertriebs und der Sicherung von Inhalten könnte durch ihre Aktionen mittelbar beschleunigt werden. Unternehmen könnten gezwungen sein, kundenfreundlichere Lösungen zu schaffen, die sowohl Piraterie entgegenwirken als auch die Nutzer nicht unnötig belasten. Abschließend lässt sich sagen, dass Empress als eine der profiliertesten Figuren im digitalen Schwarzmarktwerksel gilt, deren Handlungen weit über reine Piraterie hinausgehen.
Sie hinterfragt etablierte Strukturen, fordert Debatten heraus und bringt damit auch die Spieleszene dazu, über ihre eigene Zukunft nachzudenken. Unabhängig von der persönlichen Sicht auf ihre Arbeit bleibt ihr Einfluss in der Gaming-Welt unbestritten und wird vermutlich noch lange spürbar sein.