Seit Jahrzehnten gilt z/OS als das Rückgrat vieler Unternehmen, die auf stabile und sichere IT-Infrastrukturen angewiesen sind. Trotz des technischen Fortschritts und der Vielzahl neuer Technologien hat sich die Art und Weise, wie z/OS verwaltet wird, kaum verändert. Traditionelle Benutzeroberflächen wie ISPF und Batch-Verarbeitung prägen noch immer die Arbeit vieler Systemprogrammierer. Doch stellt sich die Frage: Muss das Management von z/OS heute noch genauso komplex und altmodisch sein wie vor 40 Jahren? Oder kann die Mainframe-Welt von modernen Benutzeroberflächen und Automatisierungstechnologien profitieren, um die Plattform einfacher und zugänglicher zu machen? Die Antwort auf diese Frage könnte entscheidend sein, um die Mainframe-Community für kommende Generationen zu erhalten und weiterzuentwickeln. Die Verwurzelung von ISPF und Batch-Jobs als zentrale Werkzeuge rührt aus einer Zeit, in der Benutzeroberflächen noch sehr rudimentär waren und Effizienz durch textbasierte Kommandos erreicht wurde.
Diese Werkzeuge sind nicht nur tief in den Arbeitsprozessen verankert, sondern wurden auch durch jahrelange IBM-Investitionen stetig verbessert. Diejenigen, die heute mit z/OS arbeiten, sind oft mit diesen Tools aufgewachsen und empfinden ihre Nutzung als selbstverständlich. Gleichzeitig sind viele neue Systemprogrammierer aus einer Welt geprägt, in der grafische Benutzeroberflächen, Web-Technologien und moderne Skriptsprachen wie Python zum Standard gehören. Die dadurch entstehenden Erwartungshaltungen und Lerngewohnheiten stehen im deutlichen Kontrast zur traditionellen Mainframe-Verwaltung. Ein wesentlicher Faktor für die langsame Veränderung in der Mainframe-Verwaltung ist die sogenannte „Wenn es nicht kaputt ist, muss man es nicht reparieren“-Mentalität.
Solange Systeme zuverlässig betrieben werden können, besteht wenig Anreiz, neue Werkzeuge oder Schnittstellen zu implementieren. Diese konservative Haltung zeichnet viele Unternehmen und insbesondere ihre IT-Abteilungen aus. Veränderungen werden oft als Risiko wahrgenommen. Damit bleiben alte Methoden lange bestehen, auch wenn sie den Anforderungen und Gewohnheiten neuer Nutzer nur noch bedingt gerecht werden. Dabei sind moderne Technologien längst verfügbar und bewähren sich in anderen IT-Bereichen.
Viele Aufgaben, die früher ausschließlich über JCL-Skripte oder ISPF realisiert wurden, lassen sich heute mit effizienteren, intuitiveren Mitteln umsetzen. Die Automatisierung einzelner Schritte oder gar ganzer Prozessketten mithilfe von modernen Programmiersprachen wie Python kann den Verwaltungsaufwand erheblich reduzieren. Gepaart mit der Fähigkeit moderner Entwicklungsumgebungen wie VSCode oder Eclipse, die durch Integrationen und Plug-ins speziell für die Mainframe-Welt vorbereitet sind, lässt sich das z/OS-Management auf eine neue Ebene heben. Dies führt nicht nur zu einer erleichterten Bedienung, sondern auch zu einer schnelleren Einarbeitung neuer Mitarbeiter. Das bedeutet nicht, dass traditionelle Werkzeuge komplett verschwinden müssen.
Vielmehr eröffnen sich durch den Einsatz moderner Tools neue Wege, die Parallelität und Flexibilität ermöglichen. Der Vorteil liegt darin, quälend alte Scheuklappen abzulegen und neue Perspektiven zuzulassen. Wenn neue Systemprogrammierer über vertraute Oberflächen und Skriptsprachen arbeiten können, steigt ihre Produktivität und vor allem ihre Motivation. Die Hürde, erste Fehler zu machen oder sich in den Spezialjargons von JCL und REXX zu verlieren, sinkt deutlich. Ein weiterer Aspekt ist die Integration der z/OS-Verwaltung in modernere IT-Ökosysteme.
Wer heute Data Center oder Cloud-Umgebungen managt, erwartet eine zentrale Automatisierung und einheitliche Steuerung aller Ressourcen. Damit z/OS weiterhin eine Rolle in hybriden Architekturen und Cloud-Integrationen spielen kann, muss es leicht mit anderen Werkzeugen zusammenarbeiten. Moderne Schnittstellen, APIs und Automatisierungen ermöglichen die Einbindung von z/OS in DevOps-Prozesse und Orchestrierungstools, die in vielen Unternehmen zum Standard geworden sind. Dadurch wird die Mainframe-Technologie nicht isoliert verwaltet, sondern wird aktiver Bestandteil moderner IT-Strategien. Der kulturelle Wandel in der Mainframe-Community ist dabei ebenso wichtig wie die technische Entwicklung.
Es gilt, eine Umgebung zu schaffen, die junge Talente anzieht und langfristig bindet. Der hohe Bedarf an erfahrenen Systemprogrammierern steht vielen Unternehmen gegenüber, die verzweifelt neue Mitarbeiter suchen. Die Bereitschaft, neue Technologien zu integrieren, offen für innovative Lösungen zu sein und die klassische Mainframe-Welt zu modernisieren, kann hier Abhilfe schaffen. Ein einfacherer Zugang, kombiniert mit einer unterstützenden Community, kann dazu führen, dass die nächste Generation die Faszination und Vorteile der Plattform erkennt und sich langfristig für die Mainframe-Technologie engagiert. Natürlich bringt eine Modernisierung nicht nur Vorteile, sondern auch Herausforderungen mit sich.
Das Erlernen neuer Werkzeuge bedeutet für erfahrene Mitarbeiter zunächst einen Mehraufwand und kann auf Widerstände stoßen. Außerdem müssen Sicherheits- und Stabilitätsaspekte weiterhin höchste Priorität haben, denn Mainframes tragen oft zentrale Rollen in kritischen Unternehmensanwendungen. Ein behutsames und gut geplantes Vorgehen ist notwendig, um Risiko zu minimieren und Vertrauen in neue Ansätze aufzubauen. Hier ist auch der Austausch in der Community, beispielsweise über Plattformen wie SHARE.org, von großer Bedeutung, um bewährte Methoden zu teilen und voneinander zu lernen.
Abschließend lässt sich sagen, dass z/OS heute durchaus einfacher verwaltbar sein kann – wenn Unternehmen und die Mainframe-Community bereit sind, sich auf neue Technologien einzulassen und diese gezielt in ihre Arbeitsprozesse zu integrieren. Moderne Schnittstellen, Automatisierung durch gängige Skriptsprachen und die Anpassung an heutige Arbeitsumgebungen können Hauptbarrieren für den Einstieg reduzieren und die Produktivität steigern. Zugleich bleibt das tiefe Verständnis der einzigartigen Features von z/OS essenziell, um die Plattform auch weiterhin optimal zu nutzen. Die Zukunft der Mainframe-Verwaltung liegt in der Balance zwischen bewährten Methoden und innovativen Technologien – mit dem Ziel, den Mainframe für neue Generationen zugänglich und attraktiv zu machen.