In den 1980er Jahren erlebte die Welt der Computertechnik eine rasante Entwicklung. Während viele Heimcomputer und Konsolen in den westlichen und japanischen Märkten Bekanntheit erlangten, verschwand eine Reihe von Geräten wenig später nahezu aus dem kollektiven Gedächtnis der Nutzer. Eines dieser außergewöhnlichen Geräte ist der Sega AI Computer, ein innovativer Heimcomputer, der 1986 ausschließlich in Japan veröffentlicht wurde und heute eine faszinierende Fußnote in der Geschichte der Computertechnik darstellt. Dieses Gerät kombiniert Technik, Bildung und Benutzerfreundlichkeit auf eine einzigartige Weise und zeigt die Ambitionen von Sega, über den bekannten Unterhaltungssektor hinauszugehen. Der Sega AI Computer wurde von Sega entwickelt und 1986 veröffentlicht.
Er setzte dabei auf eine Architektur, die für die damalige Zeit durchaus fortschrittlich war. Angetrieben wird der Computer von einem 16-Bit NEC V20 Prozessor mit einer Taktfrequenz von 5 MHz, der für flüssige Abläufe und solide Rechenleistung sorgte. Ausgestattet mit einem Arbeitsspeicher von 128 KB bot er genügend Kapazität für die im System vorgesehenen Programme und den Betrieb des hauseigenen Betriebssystems Sega Prolog. Die Grafik wurde durch den Yamaha V9938 Chip realisiert, der eine Auflösung von 256x212 Pixel bei der Darstellung von bis zu 16 Farben ermöglichte – ein recht gutes Niveau für Heimcomputer seiner Zeit. Der Klang wurde vom SN76489 PSG Soundchip erzeugt, der für seine klaren und prägnanten Soundeffekte und Musik verantwortlich war.
Ein besonders bemerkenswertes Merkmal des Sega AI Computers war sein Eingabesystem. Das Gerät verfügte über eine große, rechteckige Touch-Oberfläche, die mittels austauschbarer Overlays an verschiedene Programme angepasst werden konnte. Diese Overlay-Konzept bot eine innovative Möglichkeit, die Eingabe individuell für jede Anwendung zu gestalten und erleichterte so insbesondere das Lernen und die Interaktion mit der Software. Zusätzlich besaß der Computer einen acht-Wege Steuerkreuz und drei Buttons, was die Herangehensweise an Spiele und Programme zusätzlich flexibilisierte. Mit weiteren Anschlüssen wie einem Mikrofoneingang und einem RS232 Centronics Port wurden auch externe Geräte unterstützt.
Optional konnte der Sega AI Computer mit einer Tastatur und einer Sound Box ergänzt werden, die den Yamaha YM2151 FM Soundchip enthielt und somit die musikalischen Möglichkeiten wesentlich erweiterte. Der Fokus des Sega AI Computers lag im Bildungsbereich. Sega wollte mit diesem Produkt einen Computer schaffen, der vor allem Schulen und Lernumgebungen unterstützen konnte. Dementsprechend wurde der Rechner nur mit sogenannter Edutainment-Software ausgeliefert, die spielerisches Lernen und Bildung miteinander verband. Es gab 22 bekannte Softwaretitel für den Sega AI Computer, die zwischen 1986 und 1989 veröffentlicht wurden.
Diese Spiele und Lernprogramme reichten vom Erlernen der englischen Sprache über musikalische Programme bis hin zu Geschichten und Märchenspielen. Titel wie "Alice World", "Mozart Academy" und "English Wonder School" veranschaulichen dies eindrucksvoll und zeigen, wie das Gerät als interaktives Lernwerkzeug genutzt werden konnte. Die Programme wurden auf sogenannten Sega My Cards angeboten, die zwischen 128 und 256 KB Speicher fassten. Zusätzlich konnte Software auch über Audiokassetten geladen werden, eine damals verbreitete Methode zur Datenspeicherung bei Heimcomputern. Mit einer Datenübertragungsrate von 9.
6 kb/s erfolgte das Laden langsamer als heute gewohnt, war jedoch zur damaligen Zeit Standard und genügte für die Anwendungen des Systems sogar gut. Obwohl der Sega AI Computer nur in Japan veröffentlicht wurde, gab es Pläne, ihn unter dem Namen Sega DI 8300 in Nordamerika verfügbar zu machen. Diese Pläne wurden jedoch nicht umgesetzt, was erklären könnte, warum das Gerät außerhalb Japans nahezu unbekannt bleibt. Die Limitierung auf den japanischen Markt und die Konzentration auf den Bildungssektor haben den Sega AI Computer zu einem Nischenprodukt gemacht, das heute vor allem bei Sammlern und Technik-Enthusiasten eine große Aufmerksamkeit genießt. Die Bedeutung des Sega AI Computers liegt nicht nur in seiner technologischen Ausstattung, sondern auch in seiner Ausrichtung.
In einer Phase, in der Videospiele und Heimcomputersysteme hauptsächlich auf Unterhaltung fokussiert waren, setzte Sega mit dem AI Computer auf eine Kombination von Technik und Bildung. Das Konzept der anpassbaren Touch-Oberfläche, gekoppelt mit pädagogischer Software, machte den Computer zu einem einzigartigen Produkt im Markt. Erstaunlich ist auch die Langlebigkeit der Technologie. Zwar wurde der Sega AI Computer 1989 eingestellt, und seine Hardware ist heute veraltet, doch fand er im 21. Jahrhundert neue Beachtung durch die Emulation.
2024 wurde der Sega AI Computer erstmals durch den M.E.S.S. Emulator in seiner Softwareumgebung simuliert, was ein wichtiger Schritt war, um die Softwarewelt und Funktionalität eines solch seltenen Systems für nachfolgende Generationen zugänglich zu machen.
Die Emulation ermöglicht es heutige Nutzern und Technikhistorikern, die Technologie und den Einsatz des Sega AI Computers nachzuvollziehen und zu erforschen. Der Sega AI Computer ragt vor allem durch seine innovative Steuerung heraus. Die Touch-Oberfläche mit austauschbaren Overlays gehörte zu den ersten Technologien, die eine interaktive und anwendungsbezogene Eingabeform boten. Dieses Konzept wurde später in verschiedenen Formen in Bildungscomputern und Touch-Geräten weiterentwickelt, was unterstreicht, wie fortschrittlich die Idee von Sega damals war. Während heutzutage Touchscreens und intuitive Eingabemethoden zum Standard gehören, war der AI Computer ein früher Pionier, der den Grundstein legte für die Entwicklung in diesem Bereich.
Der Mangel an einer internationalen Veröffentlichung erklärt womöglich die relativ geringe Bekanntheit des Geräts. Dennoch spiegeln die Originalprogramme und die technische Ausstattung die hohe Innovationskraft von Sega wider, die weit über ihre bekannten Spielkonsolen hinausging. Die Kombination aus einem leistungsfähigen Prozessor, guter Grafik, Klang und einer völlig neuen Art der Eingabe zeigt eindrucksvoll, wie vielfältig das Unternehmen in den 80er Jahren operierte. Für Sammler von Computersystemen der 80er Jahre stellt der Sega AI Computer ein außergewöhnliches Stück Technikgeschichte dar. Aufgrund seiner Seltenheit sind viele der Geräte und Softwaretitel heute äußerst begehrt.