Brad Feld, ein bekannter Unternehmer, Investor und Mentor in der Startup-Szene, hat mit seinem provokativen Ausdruck „Being Full of Value‑Added Shit“ eine intensive Diskussion über Authentizität, Integrität und wahrhaftiges Handeln angestoßen. Seine Gedanken sind vor allem für Gründer, Investoren und jeden, der im Bereich Mentoring tätig ist, eine wichtige Quelle der Reflexion. Sein Tenor ist klar: Viele Menschen und Akteure in der Startup-Welt verdrehen oder überhöhen Begriffe wie „wertschöpfend“ oder „authentisch“, ohne wirklich zu hinterfragen, was diese Worte in der Praxis bedeuten. Das kann nicht nur zu Missverständnissen, sondern auch zu einem kulturellen Verlust von Vertrauen und Glaubwürdigkeit führen. Ein zentrales Thema, das Brad Feld anspricht, ist das Phänomen des Selbstmarketings, bei dem Personen sich mit Adjektiven oder Schlagwörtern schmücken - sei es „authentisch“, „transparenter Mentor“ oder „wertschöpfender Investor“.
Laut Feld löst das bei ihm automatisch eine Skepsis aus, oftmals fügt er im Geiste das Wort „nicht“ ein, wenn er solche Selbstaussagen hört. Die Botschaft dahinter ist, dass wirkliche Qualitäten sich durch Handlungen zeigen und nicht erst durch die Selbstbezeichnung. Es sei unlogisch, sich als „großer Tennisspieler“ zu betiteln, anstatt sein Spiel für sich sprechen zu lassen. Dieser Gedanke ist eine Einladung, Authentizität über Worte hinaus zu leben. Die Relevanz dieser Sichtweise wird besonders deutlich, wenn man die Startup- und Investmentwelt betrachtet, die oft von PR, Selbstdarstellung und Hype geprägt ist.
Feld erzählt eine persönliche Begebenheit, die diese Problematik treffend illustriert. In einem Videointerview eines bekannten Risikokapitalgebers konnte er die Diskrepanz zwischen Selbstdarstellung und Realität erkennen. Der VC sprach häufig von Transparenz, Authentizität und fairer Kommunikation mit Gründern. Doch Felds eigene Recherchen stellten eine ganz andere Geschichte dar: Eine Gründerin, die eng mit dem VC zu tun hatte, schilderte ein Bild von Manipulation, Unehrlichkeit und einem Mangel an wirklicher Offenheit. Statt transparent zu handeln, hatte der Investor intern gegeneinander ausgespielt und Gerüchte gestreut, die diese Gründerin nachhaltig schadeten.
Dieses Beispiel zeigt eindrucksvoll, wie gefährlich es sein kann, wenn Worte nicht mit Taten übereinstimmen. Für Gründer bedeutet das, besonders aufmerksam und kritisch zu sein, wem sie ihr Vertrauen schenken. Mentoren und Investoren sollten sich ihrer Verantwortung bewusst sein und sich an den Prinzipien von Ehrlichkeit und Verlässlichkeit orientieren, anstatt sich mit wohlklingenden Attributen zu schmücken. Brad Feld hebt hervor, dass Authentizität nicht einfach nur ein Modewort sein darf, sondern eine erlebte Haltung sein muss. In Mentoring-Beziehungen entscheidet manchmal ein einziges ehrliches Gespräch über die Zukunft eines Startups.
Führen ohne Authentizität kann also gravierende Folgen haben, nicht nur für einzelne Personen, sondern für das gesamte Ökosystem von Gründern, Investoren und Beratern. Die Gründerin, die im Beispiel von Feld zitiert wird, machte eine weitere wichtige Beobachtung: Anfangs war sie von der charismatischen Ausstrahlung des Investors und dem Hype, der ihn umgab, beeindruckt. Erst im Verlauf empfand sie ihn als manipulierend und egozentrisch, was im Nachhinein auch von anderen weiblichen Gründerinnen bestätigt wurde. Dies wirft ein Licht auf die Bedeutung von Diversität, Empathie und Kultur im Silicon Valley und anderswo. Investoren und Führungspersonen müssen nicht nur Kapital und Expertise mitbringen, sondern auch Respekt und echtes Interesse an ihren Gründerinnen und Gründern zeigen.
Der Bericht von Feld dient ebenfalls als Warnung vor toxischen Persönlichkeiten, die durch geschicktes Marketing und Networking vorgeben, alles Richtige zu tun, in Wirklichkeit jedoch das Vertrauen und die Chancen von Gründerinnen und Gründern untergraben. Brad Feld fordert damit indirekt die gesamte Startup-Community zu mehr Selbstreflexion, Ehrlichkeit und Integration echter Werte auf. Wer sich selbst als „wertschöpfend“ oder „transparent“ bezeichnet, sollte insbesondere im Bereich Mentoring und Investment bereit sein, dies durch Taten und Verlässlichkeit zu bestätigen – und nicht nur durch Worte. Für die Leser bedeutet das eine Einladung, mit offenen Augen und kritischem Denken auf Selbstdarstellungen zu reagieren und authentisches Verhalten aktiv einzufordern. Schließlich entscheidet in der eng verflochtenen Welt der Startups oft der Charakter eines Mentors oder Investors über Erfolg oder Misserfolg.
Um langfristig ein gesundes, innovationsförderndes Umfeld zu schaffen, braucht es mehr als Schlagworte. Es braucht mutige Persönlichkeiten, die vorleben, wie man wirklich transparent, loyal und unterstützend sein kann. Die Auseinandersetzung mit dem Thema „Being Full of Value‑Added Shit“ von Brad Feld bietet dabei eine hilfreiche Orientierung, wie man Echtheit in der Praxis erkennt und fördert. Die Lehre daraus ist so einfach wie wirkungsvoll: Echtes Handeln spricht lauter als Selbstdarstellung. Wer sich dieser Maxime verschreibt und Kritik als Chance sieht, trägt aktiv zur Verbesserung der gesamten Gründerszene bei und schafft Raum für nachhaltigen Erfolg und resilienten Fortschritt.
Somit ist diese Reflektion weit mehr als nur ein kritischer Blick auf einzelne Personen – sie ist ein Plädoyer für eine Kultur der echten Werte im Innovations- und Mentoringumfeld.