Im Frühjahr 2025 haben die Vereinigten Staaten ihre Sanktionen gegen chinesische Raffinerien massiv verschärft, die iranisches Öl importieren. Diese Entscheidung hat vor allem kleinere unabhängige Raffinerien, die sogenannten „Teapots“ in der chinesischen Provinz Shandong, stark getroffen und deren Geschäftstätigkeiten erheblich beeinträchtigt. Die Maßnahmen spiegeln das verstärkte Engagement Washingtons wider, den Ölexport Irans einzuschränken und damit den Druck auf Teheran im Zusammenhang mit seinem Nuklearprogramm zu erhöhen. Die Auswirkungen dieser Sanktionen gehen jedoch weit über die betroffenen Unternehmen hinaus und beeinflussen auch die Dynamik auf dem globalen Ölmarkt sowie die bilateralen Beziehungen zwischen China und Iran. Die Sanktionen, die im März und April 2025 gegen zwei kleine Raffinerien in Shandong – Shandong Shouguang Luqing Petrochemical und Shandong Shengxing Chemical – verhängt wurden, haben laut betroffenen Quellen diverse operative Schwierigkeiten verursacht.
Neben direkten Einschränkungen bei der Beschaffung von Rohöl sehen sich diese Raffinerien gezwungen, Öllieferungen unter anderen Firmennamen abzusetzen, um den Druck der US-Regierung zu umgehen. Dieses Vorgehen lässt erahnen, wie stark der Einfluss der Sanktionen bereits spürbar ist und wie Unternehmen versuchen, sich in einem zunehmend schwierigen Umfeld zu behaupten. Die Entscheidung Washingtons hat auch eine abschreckende Wirkung auf andere unabhängige Raffinerien in China, die zuvor regelmäßig iranisches Rohöl einkauften. In der ölverarbeitenden Region Shandong haben schätzungsweise fünf Raffinerien den Import iranischen Öls seit dem Frühjahr 2025 eingestellt, da sie Sanktionen fürchten. Diese Vorsicht beeinflusst nicht nur die Nachfrage nach iranischem Rohöl, sondern hat auch Preisveränderungen auf dem Markt zur Folge.
Die Rabatte auf iranisches Leichtöl sind deutlich gestiegen und liegen nun bei etwa 2,30 bis 2,40 US-Dollar pro Barrel unter dem ICE-Brent-Preis, was einem Aufschlag von etwa 15 bis 20 Cent innerhalb eines Monats entspricht. Ein weiterer bedeutender Aspekt der Sanktionen ist die Entscheidung des staatlichen Shandong Port Group, den Hafenbetrieb für Tanker mit iranischem Rohöl zu verweigern, die für die sanktionierten Raffinerien bestimmt sind. Diese Blockade erschwert die logistische Abwicklung und zwingt die betroffenen Unternehmen, alternative Häfen in Anspruch zu nehmen, was wiederum zusätzliche Kosten und Verzögerungen verursacht. Die Ablehnung von Tankern wie dem Bei Hai Ming Wang verdeutlicht die veränderte Hafenpolitik in Shandong, die sich eng an den US-Sanktionen orientiert und den Druck auf iranisches Öl zusätzlich erhöht. Im finanziellen Bereich hat sich die Situation für die sanktionierten Raffinerien ebenfalls erheblich verschlechtert.
Große staatliche Banken haben ihre Unterstützung für Shandong Shouguang Luqing Petrochemical eingestellt, insbesondere im Hinblick auf Betriebskapital zur Finanzierung von Rohölkäufen. Die Raffinerie ist somit gezwungen, sich auf kleinere Banken zu verlassen, die oft weniger liquide sind und höhere Gebühren verlangen. Diese finanzielle Einschränkung erschwert nicht nur den Einkauf von Rohöl, sondern führt auch zu einer insgesamt unsichereren Geschäftslage der betroffenen Unternehmen. Trotz dieser Herausforderungen betont die chinesische Regierung offiziell ihren Widerstand gegen einseitige Sanktionen und verteidigt das legitime Handelsverhältnis mit dem Iran. Nach offiziellen Angaben entfallen etwa 90 Prozent der iranischen Ölexporte auf china.
Allerdings zeigen chinesische Zollstatistiken seit Juli 2022 keine direkten Ölimporte aus dem Iran, sondern listen diese zeitweise unter Herkunftsangaben wie Malaysia oder andere Länder. Dies könnte ein Versuch sein, den Handelsfluss zu verschleiern und die aktuellen Sanktionen zu umgehen. Die Verschärfung der Sanktionen ist Teil einer umfassenderen US-Strategie, die auf eine maximale wirtschaftliche Isolation Irans abzielt. Durch die gezielte Einschränkung der Absatzmöglichkeiten für iranisches Öl sollen die Einnahmen Teherans so stark verringert werden, dass der Druck auf die iranische Regierung steigt, international akzeptable Zugeständnisse, insbesondere im Nuklearbereich, zu machen. Für China stellt die Situation eine Gratwanderung dar, da das Land einerseits auf günstige Ölimporte angewiesen ist, andererseits aber die diplomatischen Beziehungen zu den USA nicht gefährden möchte.
Die betroffenen kleinen Raffinerien kämpfen derzeit mit einer Vielzahl von Herausforderungen, die von Logistikproblemen, über Finanzierungsschwierigkeiten bis hin zu Unsicherheiten im Rohölbezug reichen. Die Verweigerung des Hafenbetriebs durch den Shandong Port Group zwingt viele Tanker zu Umwegen und längeren Liegezeiten, was die Kosten für Lagerung und Transport erhöht. Außerdem bleibt unklar, in welchem Maße andere, größere Raffinerien in China weiterhin iranisches Rohöl beziehen und inwieweit diese sich den Sanktionen widersetzen oder ebenfalls vorsichtig agieren. Die Sanktionen haben zudem Einfluss auf den globalen Ölmarkt. Aufgrund der eingeschränkten Nachfrage aus China und der Schwierigkeiten bei der Distribution iranischen Öls sind die Preise für iranisches Leichtöl nachteilig beeinflusst.
Die größere Preisabweichung gegenüber Brent zeigt, dass iranisches Rohöl derzeit als risikoreicher angesehen wird und dadurch Diskontierungen akzeptieren muss. Dies könnte langfristig die Handelsströme verändern und zudem neue Märkte für iranisches Öl erschließen, allerdings unter erhöhten logistischen und rechtlichen Unsicherheiten. Auf internationaler Ebene verschärfen die Sanktionen die Spannungen zwischen den USA und China. Während Washington darauf drängt, Irans Ölexporte zu unterbinden, sieht Peking den Handel mit dem Iran als souveränes Recht und ist bestrebt, die eigenen Energiesicherheitsinteressen zu wahren. Dieser Zwiespalt könnte die ohnehin komplexen geopolitischen Beziehungen zwischen den beiden Großmächten weiter belasten und potenziell auch andere Handelsbereiche beeinflussen.
Für die Zukunft bleibt abzuwarten, wie sich die Situation entwickeln wird. Sollten die Sanktionen weiter verschärft und ihr Vollzug intensiver werden, könnten sich mehr chinesische Raffinerien aus dem Iran-Geschäft zurückziehen. Dies würde den Druck auf Teheran weiter erhöhen, könnte aber auch die Energiesicherheit in China gefährden. Im Gegenzug könnten neue Umgehungsstrategien oder alternative Handelswege entstehen, die den Sanktionen entgegenwirken. Insgesamt illustriert der jüngste US-Eskalat bei den Sanktionen gegen chinesische Ölraffinerien die zunehmende Bedeutung von Sanktionen als geopolitisches Werkzeug.
Die Auswirkungen sind weitreichend: von wirtschaftlichen Herausforderungen für kleine Unternehmen, über Veränderungen auf dem globalen Ölmarkt, bis hin zu internationalen diplomatischen Spannungen. Die kommenden Monate werden zeigen, wie Unternehmen und Regierungen diese komplexe Lage navigieren und welche Strategien sich in einem sich ständig wandelnden politischen Umfeld durchsetzen.