Seit dem Beginn der COVID-19-Pandemie haben zahlreiche Menschen mit anhaltenden Symptomen nach überstandener Infektion zu kämpfen, die gemeinhin als Long Covid bezeichnet werden. Die vielfältigen Beschwerden reichen von Erschöpfung über Atemnot bis hin zu Herzproblemen und beeinträchtigen die Lebensqualität der Betroffenen maßgeblich. Die genaue Ursache und das Ausmaß dieser Langzeitfolgen sind jedoch oft schwer nachvollziehbar, zumal Standarduntersuchungen häufig keine eindeutigen Befunde liefern. Ein wegweisender Ansatz ist hier der Einsatz fortschrittlicher bildgebender Verfahren, die verborgene Entzündungen und Schädigungen im Körper sichtbar machen können. Jüngste Studien zeigen, welches Potenzial moderne Technologien wie die 18F-FDG PET/MRT und das Dual-Energy-CT besitzen, um die komplexen Veränderungen bei Long Covid zu entschlüsseln und wertvolle Hinweise auf die pathologischen Prozesse zu geben.
Die Erforschung von Long Covid steht erst am Anfang, doch erste Ergebnisse aus einer Studie des Icahn School of Medicine am Mount Sinai, New York, werfen ein neues Licht auf die oftmals unsichtbaren Schäden, die COVID-19 im Körper hinterlassen kann. Rund 98 Patienten mit anhaltenden Symptomen, die neun bis zwölf Monate nach der Infektion beobachtet wurden, wurden mit 18F-FDG PET/MRT untersucht. Dabei zeigte sich, dass über die Hälfte von ihnen Anzeichen von Entzündungen und Verletzungen im Herz-Kreislauf-System aufwiesen, die mit herkömmlichen Untersuchungsmethoden möglicherweise unerkannt geblieben wären. Die PET/MRT-Technologie erlaubt es, metabolische Veränderungen im Herzmuskel und den angrenzenden Gefäßen präzise darzustellen, indem sie den Glukosestoffwechsel sichtbar macht. Dies enthüllte bei den Patienten unterschiedliche Muster von Myokarditis (Herzmuskelentzündung), Perikarditis (Entzündung des Herzbeutels) und Gefäßentzündungen, die bisher unter dem Radar blieben.
Etwa ein Viertel der Patienten zeigte Zeichen einer Myokarditis, gut ein Fünftel wies perikardiale Beteiligungen auf, und fast ein Drittel hatte Gefäßentzündungen in der Aorta oder den Lungengefäßen. Solche Befunde sind bedeutsam, da sie auf potenzielle Langzeitschäden hinweisen, die das Risiko für spätere Herz-Kreislauf-Erkrankungen erhöhen könnten. Ergänzend dazu wurde bei einer Teilgruppe der Patientinnen und Patienten auch eine Dual-Energy-CT der Lunge durchgeführt. Dieses Verfahren ermöglicht eine differenzierte Darstellung von Lungengewebe und Durchblutung. Beinahe zwei Drittel der Untersuchten zeigten anhaltende Infiltrate und Durchblutungsstörungen, was die Belastung des pulmonalen Systems verdeutlicht.
Diese Befunde helfen, die anhaltende Atemnot und Fatigue, die viele Long-Covid-Betroffene quälen, besser zu begründen. Neben der Bildgebung spielten auch immunologische Marker eine wichtige Rolle bei der Charakterisierung der Patienten. Die Untersuchung von Blutsamples offenbarte Veränderungen im Immunsystem mit erhöhten Spiegeln proinflammatorischer Interleukine wie IL-7, IL-2, IL-10 und IL-17A sowie absinkenden Konzentrationen von Interferon-gamma, Tumornekrosefaktor und vaskulärem endothelialem Wachstumsfaktor. Diese Dysregulation weist auf eine anhaltende, möglicherweise fehlgeleitete Immunantwort hin, welche die Gewebeschädigung und Symptome bei Long Covid mitverursachen könnte. Die klinische Bedeutung der Befunde zeigte sich auch in der langfristigen Nachbeobachtung.
Über einen Zeitraum von bis zu fast vier Jahren entwickelten einige Patienten Herzinsuffizienz, Herzklappenerkrankungen und weitere kardiale Komplikationen. Besonders diejenigen mit auffälligen PET/MRT-Befunden wiesen ein erhöhtes Risiko für diese Komplikationen auf, auch wenn die statistische Signifikanz begrenzt war. Diese Beobachtung legt nahe, dass fortschrittliche Bildgebung nicht nur bei der Diagnostik unterstützen kann, sondern möglicherweise auch prognostische Bedeutung hat, indem sie Patienten identifiziert, die engmaschiger überwacht werden sollten. Allerdings betonen Experten, dass solche hochspezialisierten Untersuchungen wie PET/MRT vor allem in Forschungseinrichtungen und spezialisierten Zentren zum Einsatz kommen und derzeit nicht flächendeckend in der Routineversorgung verfügbar sind. Zudem ist der Aufwand und die Strahlenbelastung nicht zu vernachlässigen.
Deshalb wird empfohlen, diese Verfahren selektiv für Patienten einzusetzen, bei denen herkömmliche Methoden keine ausreichende Erklärung für die Beschwerden liefern oder bei denen besondere Risiken bestehen. Neben der technischen Machbarkeit steht vor allem die Frage im Raum, wie aus den neuen Erkenntnissen eine verbesserte Patientenversorgung entstehen kann. Die Vielfältigkeit der Long-Covid-Symptome, die oft mehrere Organsysteme betreffen, macht eine einheitliche therapeutische Lösung schwierig. Der Fokus sollte daher auf einer ganzheitlichen Betreuung liegen, die sowohl physische als auch psychische Aspekte berücksichtigt. Selbstmanagement, körperliche Aktivität, psychologische Unterstützung und patientenorientierte Bildungsangebote können Betroffenen helfen, besser mit den Beschwerden umzugehen und ihre Lebensqualität zu verbessern.
Die Forschung zeigt, dass sich viele Symptome im Laufe der Zeit bessern, jedoch benötigen manche Patienten weiterhin intensive Betreuung. Die Identifikation von Risikogruppen durch Bildgebung und Biomarker könnte zukünftig dabei helfen, gezielte Therapien und Monitoringstrategien zu entwickeln, um Folgeerkrankungen zu verhindern oder frühzeitig zu behandeln. Langzeitfolgen von SARS-CoV-2 sind komplex und vielfältig. Die Kombination aus fortschrittlicher bildgebender Diagnostik, immunologischen Analysen und klinischer Nachbeobachtung liefert einen zunehmend umfassenden Einblick in die Krankheitsmechanismen von Long Covid. Diese Fortschritte sind entscheidend, um die komplexen Beschwerden besser nachvollziehen und effektive Maßnahmen zur Behandlung und Prävention erarbeiten zu können.
Nicht zuletzt verdeutlicht die aktuelle Studienlage, dass Long Covid mehr als nur ein vorübergehendes Gesundheitsproblem darstellt. Die Möglichkeit von dauerhaften organischen Veränderungen, insbesondere im Herzen und den Lungen, macht es notwendig, die langfristigen Auswirkungen der Pandemie im Blick zu behalten. Ärzte, Forscher und Gesundheitssysteme sind gefordert, adäquate Strukturen für Diagnose, Therapie und Unterstützung der Betroffenen zu schaffen. Die Entwicklung sinnvoller, nichtmedikamentöser Therapien und eines interdisziplinären Ansatzes wird hierbei eine zentrale Rolle spielen. Durch gezielte Aufklärung und Unterstützung können Patienten befähigt werden, mit der Krankheit besser umzugehen.
Gleichzeitig sollten weitere Studien die Wirksamkeit unterschiedlicher Behandlungsstrategien evaluieren und den Einfluss früher bildgebender Diagnostik auf langfriste Outcomes untersuchen. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass moderne Bildgebungstechnologien wie PET/MRT und Dual-Energy-CT einen bedeutenden Beitrag dazu leisten, die oft versteckten Schäden bei Long Covid sichtbar zu machen und neue Wege zur Verbesserung der Gesundheitsversorgung ermöglichen. Trotz einiger Einschränkungen in Bezug auf Verfügbarkeit und Anwendbarkeit bieten diese Methoden vielversprechende Ansätze, um den komplexen Herausforderungen dieser neuartigen Erkrankung gerecht zu werden und letztlich die Lebensqualität der Betroffenen nachhaltig zu verbessern.