Die Finanzbranche Indiens steht vor bedeutenden Veränderungen, da der Vermögensverwalter 360 One nun den wichtigen Schritt zur Erweiterung seiner Geschäftsbereiche unternimmt. Das Unternehmen plant, eine eigenständige Investmentbanking-Sparte zu etablieren. Diese Entwicklung unterstreicht nicht nur das Wachstumspotenzial des Unternehmens, sondern auch die zunehmende Relevanz lokaler Akteure im von ausländischen Banken dominierten Markt. Indiens Investmentbanking-Sektor wird derzeit von großen internationalen Instituten wie Citi, JP Morgan, Morgan Stanley und UBS kontrolliert, doch 360 One strebt an, seinen Platz als ernstzunehmende heimische Alternative zu festigen. Die Expansion erfolgt insbesondere durch die Übernahme und Eingliederung von Batlivala & Karani (B&K), einem auf institutionelle Brokergeschäfte spezialisierten Unternehmen.
B&K wurde Anfang 2025 von 360 One akquiriert und fungiert seither als Schlüssel zur Erweiterung der Investmentbanking-Dienstleistungen. Mit einer bereits von der Securities and Exchange Board of India (SEBI) erteilten Investitionsbanklizenz stellt sich 360 One nun der Herausforderung, das bislang kleine Merchant-Banking-Geschäft von B&K in eine vollumfängliche Investmentbank zu transformieren. Diese strategische Fokussierung auf Investmentbanking ist Ausdruck des Unternehmenswillens, seine Position im Finanzsektor weiter auszubauen und neben Vermögensverwaltung auch maßgeschneiderte Investmentlösungen auf breiter Basis anzubieten. Die Finanzwelt ist heutzutage geprägt von komplexeren Bedürfnissen institutioneller und privater Investoren. 360 One hat sich durch umfangreiche Assets under Management von beeindruckenden 5,79 Billionen Rupien (ca.
68 Milliarden US-Dollar) als bedeutender Player etabliert. Neben dem Aufbau des Investmentbanking-Bereichs arbeitet das Unternehmen zudem aktiv an der Schaffung neuer Investmentfonds, die verschiedenste Anlagesegmente abdecken. Vier Fonds stehen kurz vor dem Abschluss: Ein Gesundheitsfonds mit einem Volumen zwischen 7 und 10 Milliarden Rupien, ein Angel-Fonds mit 5 Milliarden Rupien, der speziell indische Startups unterstützt, ein Multi-Asset-Fonds für börsennotierte Aktien sowie ein Private Credit Fund im Wert von 8 Milliarden US-Dollar. Letzterer ist besonders bemerkenswert, da er den Zugang zu privaten Kreditmärkten stärkt – ein Bereich, der in Indien zunehmend an Bedeutung gewinnt. Der Angel-Fonds hat bereits erste Investitionen getätigt, unter anderem in eine Gaming-Firma und einen Hersteller von Chilisauce, was die Diversität der Zielbranchen unterstreicht.
Im Jahr 2024 schloss 360 One zudem einen Sekundärfonds im Volumen von 40 Milliarden Rupien ab, der den Fokus auf den Private-Equity-Markt legt. Diese Initiativen zeigen, wie das Unternehmen seine Produktpalette erweitert, um den wachsenden Bedürfnissen eines dynamischen und heterogenen Kundenstamms gerecht zu werden. Ein weiterer wichtiger Faktor für die Expansion von 360 One ist die Zugehörigkeit zu Bain Capital, einem global agierenden Private-Equity-Unternehmen, das seit 2022 Mehrheitseigner ist. Dieser Rückhalt sichert nicht nur finanzielle Ressourcen, sondern ermöglicht auch strategische Partnerschaften und Know-how-Transfer auf internationaler Ebene. 360 One unterhält darüber hinaus Niederlassungen in Dubai und Singapur, was seine internationale Ausrichtung betont und zugleich den Zugang zu globalen Kapitalmärkten erleichtert.
Die Aktionärsstruktur von 360 One zeigt eine starke Beteiligung ausländischer Investoren. Zum Stichtag März 2025 hielten sogenannte Foreign Portfolio Investors (FPI) 67,2 Prozent der Anteile, während Mutual Funds 6,4 Prozent und andere inländische institutionelle Investoren etwa 8,5 Prozent verwalteten. Das Unternehmen ist an den wichtigen Börsen BSE und NSE seit 2019 gelistet und hat 2024 bedeutende Akquisitionen getätigt, darunter den Kauf der Finanzverwaltungsplattform ET Money von Bennet Coleman. Ebenso wurde im selben Jahr durch eine qualifizierte institutionelle Platzierung (QIP) eine Kapitalerhöhung in Höhe von 22,5 Milliarden Rupien durchgeführt, was die Eigenkapitalbasis stärkte. Mit dem Managing Director und Promoter Karan Bhagat, der eine Beteiligung von 14,2 Prozent hält (wobei die Hälfte seiner Anteile verpfändet ist), steht auch das Führungsteam fest in der Verantwortung, die ambitionierten Wachstumspläne umzusetzen.
Die Partnerschaft mit dem Schweizer Bankengiganten UBS ist ein weiterer Meilenstein in der Expansion von 360 One. Im April 2025 wurde eine Vereinbarung getroffen, einen Vermögensverwaltungsbestand von 260 Milliarden Rupien von UBS zu übernehmen, was einem Wert von rund 36 Millionen US-Dollar entspricht. Gleichzeitig erwarb UBS durch diese Transaktion knapp fünf Prozent der Anteile an 360 One für 220 Millionen US-Dollar. Diese Zusammenarbeit verstärkt die Position von 360 One erheblich und ist ein starker Indikator für das Vertrauen globaler Finanzinstitutionen in das Wachstumspotenzial des Unternehmens. Die regulatorische Zustimmung, insbesondere vom indischen Wettbewerbsrat (Competition Commission of India - CCI), ist noch ausstehend, da UBS letzte Woche die für diese Beteiligung erforderlichen Genehmigungen beantragt hat.
Wenn diese grünes Licht erhalten, wird die Integration der UBS-Vermögensportfolios mit 360 One ein wichtiger Schritt zur Erweiterung der Marktpräsenz und Leistungsfähigkeit des Unternehmens sein. Die Expansion von 360 One in den Bereich Investmentbanking ist auch vor dem Hintergrund eines stark umkämpften Marktes in Indien bemerkenswert. Traditionell wird dieser Sektor von internationalen Investmentbanken dominiert, unter anderem Citi, JP Morgan, Deutsche Bank, Morgan Stanley und UBS. Auf der heimischen Ebene sind Institute wie Kotak Mahindra Bank, SBI Caps, Axis Capital, JM Financial und Edelweiss die wichtigsten Wettbewerber. Die Etablierung einer vollwertigen Investmentbank durch 360 One stellt somit eine strategische Antwort auf den Bedarf nach lokal verankerten, umfassenden Finanzdienstleistungen dar.
Der Schritt zeigt, dass das Unternehmen auf Wachstum und Diversifikation setzt, um sich in einem dynamischen und wettbewerbsintensiven Umfeld zu behaupten. Die Investitionsbank wird es 360 One ermöglichen, Kunden professionellere und umfassendere Dienstleistungen anzubieten, wie Unternehmensfinanzierungen, Fusionen und Übernahmen, Kapitalmarkttransaktionen und maßgeschneiderte Beratungsangebote. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass 360 One mit der geplanten Einrichtung einer Investmentbanking-Sparte und der Integration von Batlivala & Karani eine wichtige Weiche für die Zukunft stellt. Das Unternehmen adressiert durch seine breitgefächerten Fondsinnovationen und strategischen Partnerschaften sowohl die Bedürfnisse traditioneller als auch wachstumsorientierter Kunden. Die Unterstützung durch Bain Capital und das Engagement von UBS sowie die starke Ausrichtung auf institutionelle und private Anleger positionieren 360 One als vielversprechenden Akteur im indischen Finanzmarkt.
Die Entwicklungen markieren einen bedeutenden Schritt hin zu einer stärkeren lokalen Präsenz im Investmentbanking. In einem Markt, der zunehmend von globaler Konkurrenz geprägt ist, könnte 360 One durch seine Innovationskraft und Anpassungsfähigkeit eine Schlüsselrolle übernehmen. Die kommenden Jahre werden zeigen, wie erfolgreich das Unternehmen die Herausforderungen meistern kann, um langfristig nachhaltiges Wachstum und einen erweiterten Kundenstamm zu sichern. Die Investmentbanking-Sparte von 360 One hat das Potenzial, die Finanzlandschaft Indiens nachhaltig zu beeinflussen und neue Standards für integrierte Finanzdienstleistungen zu setzen.