Der US-amerikanische Fertigungssektor steht vor erheblichen Herausforderungen, die sich im April 2025 weiter zugespitzt haben. Die Institute for Supply Management (ISM) veröffentlichte Daten, die auf einen weiteren Rückgang der Fertigungstätigkeit hinweisen. Der Manufacturing Purchasing Managers' Index (PMI) fiel auf einen fünfmonatigen Tiefstand von 48,7, wobei ein Wert unter 50 eine Schrumpfung des Sektors signalisiert. Für eine Wirtschaft, in der der Fertigungssektor etwa 10,2 % des Bruttoinlandsprodukts ausmacht, sind diese Zahlen ein deutliches Warnsignal.Zentrale Ursache für den Rückgang ist eine Kombination aus steigenden Zollbelastungen, globalen Lieferkettenproblemen und erhöhten Inputkosten.
Besonders belastend wirken sich die seitens der US-Regierung unter dem Begriff "Liberation Day" eingeführten umfangreichen Importzölle aus. Diese politischen Maßnahmen führten zu drastischen Erhöhungen der Einfuhrzölle auf Produkte aus zahlreichen Handelspartnerländern, inklusive eines massiven Anstiegs auf chinesische Waren auf über 145 %. Diese Entwicklung hat gleichzeitig eine Handelsspannung zwischen den USA und China verschärft und hat spürbare Auswirkungen auf die Lieferketten.Für die Fertigungsindustrie, die stark von importierten Rohstoffen und Bauteilen abhängig ist, bedeuten die neuen Zollauflagen eine Verteuerung der Produktionskosten. Die ISM-Daten belegen, dass die Preise für Inputs im April auf den höchsten Stand seit Juni 2022 angestiegen sind.
Die Lieferzeiten haben sich ebenfalls verschlechtert, was die Produktionsplanung erschwert und den Druck auf die Unternehmen erhöht. Die Lieferungen verzögern sich zunehmend, was sich in einem Anstieg des Lieferantenzulieferungsindexes auf 55,2 widerspiegelt. Ein Wert über 50 zeigt eine Verlangsamung bei der Warenanlieferung an.Nicht nur die Kostenbelastung sorgt für Verunsicherung, auch die schrumpfende Nachfrage spielt eine Rolle. Der Indikator für neue Aufträge konnte sich zwar im April leicht von einem Tiefstand im März erholen, notierte jedoch weiterhin unter der Wachstumsgrenze.
Das deutet darauf hin, dass die Hersteller trotz der drückenden Herausforderungen nicht mit einem stabilen Nachfrageplus rechnen. Zudem zeigt die Beschäftigungssituation innerhalb des Fertigungssektors weiterhin eine rückläufige Tendenz, wenngleich sich die Geschwindigkeit des Stellenabbaus etwas verlangsamt hat.Die negative Entwicklung im Fertigungsbereich hat direkte Auswirkungen auf das gesamtwirtschaftliche Wachstum der Vereinigten Staaten. Im ersten Quartal 2025 wurde bereits ein Einbruch des Bruttoinlandsprodukts registriert, was teilweise auf die Schwäche im Industriesektor zurückzuführen ist. Die Industrie agiert dabei häufig als Gradmesser für die allgemeine Konjunktur, da sie zahlreiche Wirtschaftsbereiche beeinflusst und eine wichtige Rolle bei der Wertschöpfung spielt.
Vor dem Hintergrund der anhaltenden Handelskonflikte sowie der tarifären Herausforderungen gab es in der Vergangenheit kurzzeitige Erholungen, die jedoch von der regulatorischen Unsicherheit und Zinspolitik der US-Notenbank Federal Reserve gedämpft wurden. Die Hoffnung der Unternehmen auf weniger strenge Vorschriften und verbilligte Kreditkosten wurde im April vorerst enttäuscht, was sich negativ auf Investitionen und Produktionskapazitäten auswirkte.Analysten sehen die aktuelle Phase als eine Übergangszeit, in der Unternehmen ihre Strategien an die neuen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen anpassen müssen. Dazu zählen etwa die verstärkte Suche nach alternativen Lieferanten, vermehrte Investitionen in Automatisierung und Effizienzsteigerung sowie die Überprüfung der globalen Wertschöpfungsketten. Gleichzeitig zeigt sich, dass ein kompletter Rückzug von internationalen Beschaffungsquellen aufgrund globaler Vernetzung selten praktikabel ist.
Die weitere Entwicklung des US-Fertigungssektors wird maßgeblich von der Handels- und Wirtschaftspolitik der Regierung abhängen. Sollte es zu einer Entspannung bei den Zöllen und einer Stabilisierung der Lieferketten kommen, könnten sich auch die Produktion und die Beschäftigung im Sektor erholen. Zudem spielen technologische Innovationen und nachhaltige Produktionsmethoden eine zunehmende Rolle, um Wettbewerbsvorteile zu sichern und die Resilienz gegen externe Schocks zu erhöhen.Für Investoren und Wirtschaftsakteure ist es wichtig, die Indikatoren des ISM sowie weitere konjunkturelle Signale zu beobachten, um rechtzeitig auf Veränderungen reagieren zu können. Ebenso wird die Entwicklung der Rohstoffpreise und der globalen Handelssituation in den nächsten Monaten entscheidend sein.