Der norwegische Staatsfonds, bekannt als Government Pension Fund Global und einer der größten Staatsfonds weltweit mit einem Vermögen von etwa 1,9 Billionen US-Dollar, hat kürzlich angekündigt, die kanadische Toronto-Dominion Bank (TD Bank) für einen Zeitraum von vier Jahren unter Beobachtung zu stellen. Diese Maßnahme steht im Zusammenhang mit Bedenken hinsichtlich finanzieller Straftaten und weist damit auf anhaltende Compliance-Probleme bei der Bank hin, die für Investoren und die Finanzwelt von großer Bedeutung sind. Der Fonds wird von der Zentralbank Norwegens verwaltet, jedoch erfolgen Entscheidungen über den Ausschluss oder die Beobachtung von Unternehmen auf der Basis von Empfehlungen des Ethikrates, der vom norwegischen Finanzministerium ernannt wird. Dieser Ethikrat ist dafür zuständig, Unternehmen, die gegen die ethischen Richtlinien beziehungsweise gegen Finanzgesetze verstoßen haben oder als Risiko für solche Vergehen gelten, zu beobachten oder gar auszuschließen, um das Vermögen des Staats sowie dessen Ruf zu schützen. Die Beobachtung der TD Bank basiert auf den Erkenntnissen des Ethikrates, der darin ein unakzeptables Risiko sieht, dass das Unternehmen an schweren Finanzvergehen beteiligt sein könnte oder diese sogar selbst zu verantworten hat.
Untersuchungen des Rates ergaben, dass die TD Bank im Zeitraum der letzten zehn bis fünfzehn Jahre mit mehreren Fällen von finanziellem Fehlverhalten in Verbindung gebracht werden kann. Dies wirft ein düsteres Licht auf die Governance und interne Kontrolle bei der Bank. Ein zentraler Punkt dieser Problematik liegt in der unzureichenden Kontrolle gegen Geldwäsche. TD Bank hat bereits im Jahr 2024 eine Einigung mit US-Behörden erzielt und sich schuldig bekannt, bei der Bekämpfung von Geldwäschevorgängen versagt zu haben. Die Strafzahlung belief sich auf beachtliche 3,09 Milliarden US-Dollar, hinzu kamen Restriktionen hinsichtlich der Wachstumsfähigkeit der Bank auf dem US-Markt.
Bereits im Jahr 2013 wurde die Bank mit einer Geldbuße belegt, ebenfalls wegen Verstößen gegen Regeln zur Bekämpfung von Geldwäsche in den Vereinigten Staaten. Obwohl das Unternehmen nach den Vorfällen umfassende personelle Änderungen im Management vorgenommen hat, um die internen Strukturen und Kontrollen zu verbessern, ist der Ethikrat des norwegischen Staatsfonds skeptisch hinsichtlich der vollständigen Umsetzung dieser Maßnahmen. Die Bank hat einen ehrgeizigen Plan zur Reform und Verbesserung der Compliance-Strukturen angekündigt und damit das Risiko zukünftiger Vergehen zu verringern versucht. Dennoch verbleiben erhebliche Unsicherheiten darüber, ob diese Pläne innerhalb des vorgegebenen Zeitrahmens tatsächlich realisiert werden können. Diese Unsicherheit ist maßgeblich darauf zurückzuführen, dass die Schaffung einer nachhaltigen „Compliance-Kultur“ in einem großen Finanzinstitut umfangreiche Veränderungen in den Arbeitsweisen, der Unternehmenskultur und dem Risikomanagement erfordert.
Der Ethikrat betont, dass trotz der vorgenommenen Änderungen nach wie vor ein erhebliches Risiko besteht, das zukünftige Verstöße gegen Finanzgesetze nicht ausgeschlossen werden können. Zum Ende des Jahres 2024 hielt der norwegische Staatsfonds eine Beteiligung von 1,05 Prozent an der TD Bank, was sie zu einem bedeutenden Aktionär macht. Die Beobachtung des Unternehmens durch den Fonds ist somit nicht nur eine ethische, sondern auch eine wirtschaftliche Angelegenheit, die potenziell Einfluss auf die Wertentwicklung der Bank und das Vertrauen der Anleger hat. Für die TD Bank stellt die Beobachtung durch den norwegischen Staatsfonds eine zusätzliche Herausforderung dar, da solche öffentlichen Mitteilungen das Ansehen des Finanzinstituts beeinträchtigen können. Das Vertrauen von Investoren, Partnern und Kunden ist in der Finanzbranche von entscheidender Bedeutung, und negative Schlagzeilen über Compliance-Verstöße können erhebliche Auswirkungen haben.
Die kanadische Großbank steht damit exemplarisch für die Probleme, denen viele internationale Finanzinstitute gegenüberstehen, wenn es um die Einhaltung von globalen Compliance- und Anti-Geldwäsche-Regelungen geht. Die Finanzkrise der vergangenen Jahrzehnte hat immer wieder offenbart, dass mangelnde Kontrollen und interne Schwachstellen zu gravierenden Verstößen gegen gesetzliche Vorgaben führen können, mit entsprechenden finanziellen und reputativen Folgen. Die Entscheidung des norwegischen Staatsfonds, die TD Bank unter Beobachtung zu stellen, ist daher als deutliches Signal an die Finanzbranche zu verstehen. Sie zeigt, dass institutionelle Investoren zunehmend Wert auf ethische und rechtliche Compliance-Kriterien legen und bereit sind, entsprechende Konsequenzen zu ziehen, wenn diese nicht erfüllt werden. Darüber hinaus reflektiert diese Entwicklung die wachsende Rolle von nachhaltig orientierten Investitionsstrategien, bei denen nicht nur finanzielle Kennzahlen, sondern auch soziale, ethische und governancebezogene Faktoren berücksichtigt werden.
Institutionelle Anleger weltweit setzen vermehrt auf ESG-Kriterien (Environmental, Social, Governance), um Risiken besser einschätzen zu können und nachhaltiges Wachstum zu fördern. Im Falle der TD Bank wird es daher entscheidend sein, wie schnell und effektiv die angekündigten Reformen umgesetzt werden. Nur wenn das Bankmanagement die internen Kontrollmechanismen stärkt und eine transparente Compliance-Kultur etabliert, kann das Vertrauen der Investoren zurückgewonnen und die Beobachtung durch den norwegischen Fonds beendet werden. Insgesamt zeigt die Situation um die TD Bank die enge Verzahnung von ethischer Unternehmensführung, regulatorischer Aufsicht und den Erwartungen institutioneller Investoren. Für deutsche und internationale Finanzinstitute ist dies eine Mahnung, kontinuierlich an der Verbesserung ihrer Compliance-Systeme zu arbeiten und Risiken frühzeitig zu erkennen und zu minimieren.
Die Zukunft des Finanzsektors wird maßgeblich davon abhängen, wie gut diese Herausforderungen gemeistert werden. Abschließend bleibt abzuwarten, wie sich die Beziehung zwischen dem norwegischen Staatsfonds und der TD Bank entwickeln wird. Die nächsten Jahre werden zeigen, ob die kanadische Bank die hohen Standards erfüllen kann, die von ethischer Seite und Investoren gefordert werden. Die Beobachtung durch einen der größten Anleger der Welt ist eine Gelegenheit zur Selbstreflexion und Neuausrichtung, die letztlich auch im Interesse der gesamten Finanzbranche stehen sollte.