Die kanadische Getränkeholding Prime Drink Group befindet sich derzeit im Fokus der Branchenbeobachter, nachdem ihre Tochtergesellschaft Triani Canada, die unter dem Namen Prime Bottling agiert, in die Gläubigerverwaltung übergeben wurde und ihren Betrieb eingestellt hat. Dieser Schritt erfolgte am 10. Juni 2025 durch einen Beschluss des Superior Court im Bezirk Montreal aufgrund eines Antrags der Hauptkreditgeber. Die Situation wirft Fragen über die finanziellen Herausforderungen im Getränkebereich, interne Restrukturierungsmaßnahmen sowie die strategische Ausrichtung von Prime Drink Group auf. Gleichzeitig verdeutlichen die Ereignisse die Schwierigkeiten, denen Produzenten in der stark umkämpften Abfüll- und Getränkemarktbranche gegenüberstehen.
Trotz der komplexen Lage bleiben die übrigen Unternehmen der Prime Drink Group von der Gläubigerverwaltung unberührt, ebenso der Besitz von Wasserrechten, der für die weitere operative Tätigkeit entscheidend bleibt. Prime Drink Group hatte die Übernahme von Triani erst im November des Vorjahres abgeschlossen und verfolgte seither den Ausbau ihrer Abfüllkapazitäten sowie die Optimierung ihres Markenportfolios. Anfang 2025 wurde zudem eine umfassende Restrukturierung angekündigt, die auf einer neutralen Finanzanalyse beruhte. Ziel war es, die Organisationsstruktur zu verbessern, die Effizienz der Abfüllanlage zu steigern und die Profitabilität der exklusiv lizenzierten Marken zu erhöhen. Allerdings führten diese Maßnahmen nicht zum erhofften Erfolg, sodass die wichtigsten Kreditgeber Roynat, Financement Agricole Canada und die Banque Canadienne Impériale de Commerce im April einen Antrag auf die Einsetzung eines Verwalters stellten.
Die zeitliche Abfolge zeigt, dass die finanzielle Lage von Triani schwerwiegender war als angenommen. Obwohl Prime Drink Group erklärte, Triani werde dem Antrag widersprechen und weiterhin alternative Lösungen suchen, bedeutete die gerichtliche Entscheidung eine Zäsur. Der Einsatz eines Verwalters bedeutet, dass dieser künftig entscheidungsbefugt über die Vermögenswerte und die weitere Zukunft von Triani ist. Dadurch entsteht neben der rechtlichen Komplexität auch Unsicherheit für Mitarbeiter, Lieferanten und Kunden. Die Betriebseinstellung führt zudem zu Unterbrechungen in der Lieferkette und wirkt sich auf die Marktposition aus.
Aus Sicht von Prime Drink Group ist die Situation zwar herausfordernd, aber nicht existenzbedrohend. In einer offiziellen Stellungnahme betont der Marketing- und Strategiespezialist Olivier Primeau, dass die Unternehmensleitung fest entschlossen sei, die Forderungen gegenüber Triani durchzusetzen und strategische Assets weiterzuentwickeln. Ein besonderes Augenmerk liegt auf den Wasserrechten der Gruppe, die separat vom Abfüllbetrieb verwaltet werden und eine Kernressource darstellen. Die Kontinuität dieser Ressourcen sichert die Grundlage für künftige Getränkeproduktionen und neue Geschäftsfelder. Parallel zur Entwicklung rund um Triani hat Prime Drink Group im Frühjahr den Schritt gewagt, eine Mehrheitsbeteiligung an Relax Downlow zu erwerben, einer auf funktionale Getränke spezialisierten Marke aus Québec.
Dieses Investment stellt den Versuch dar, das Portfolio zu diversifizieren und neue Absatzmärkte zu erschließen. Der Wechsel an der Finanzspitze mit der Ernennung von Jean Gosselin zum CFO fällt in denselben Zeitraum und signalisiert den Willen zur Stabilisierung und Neuausrichtung auf einer Führungsebene. Die Ursachen für die Insolvenz der Abfülltochter sind vielschichtig. Zum einen steht die Branche insgesamt unter dichtem Wettbewerbsdruck – junge, agile Start-ups drängen mit innovativen Produkten und nachhaltigen Konzepten auf den Markt, während große Konzerne ihre Positionen weiter festigen. Darüber hinaus haben makroökonomische Faktoren wie steigende Rohstoffkosten, Logistikprobleme und volatile Nachfrage die Margen vieler Unternehmen belastet.
Innerhalb von Prime Drink Group gab es offenbar Unstimmigkeiten in der Umsetzung der Restrukturierungspläne, was eine schnelle Sanierung erschwerte. Die Gläubiger sind mit ihrer Forderung nach einem Verwalter vorgegangen, um zumindest eine Werterhaltung der Vermögenswerte zu gewährleisten und mögliche Verluste zu begrenzen. Die Berufung eines Verwalters ist in Kanada ein gängiges Verfahren bei Unternehmensinsolvenzen, das eine geordnete Abwicklung oder Sanierung unter gerichtlicher Aufsicht ermöglichen soll. Für Außenstehende und Investoren ist dieser Schritt ein Warnsignal, zugleich jedoch auch eine Chance für eine Umstrukturierung und mögliche Fortführung unter veränderten Bedingungen. Für die Mitarbeiter von Triani bedeutet die Situation eine ungewisse Zukunft.
Die Betriebseinstellung bewirkt kurzfristig Arbeitsplatzverluste und größere Unsicherheit. Jedoch gibt es auch die Hoffnung auf eine mögliche Übernahme strategischer Teilbereiche oder die Wiederaufnahme des Betriebs, sofern sich Investoren finden und die Restrukturierung erfolgreich verläuft. Marktanalysten beobachten genau, inwieweit sich Prime Drink Group langfristig von den Schwierigkeiten bei Triani erholen kann. Die Trennung von der Abfüllanlage belastet die Gesamtsituation, doch die Fokussierung auf andere Bereiche wie die Wassernutzung und funktionale Getränke könnte sich als zukunftsweisend erweisen. Der Getränkemarkt befindet sich in einem Wandel, der neue Chancen für Unternehmen bietet, die Innovationskraft, Nachhaltigkeit und Verbraucherbedürfnisse in Einklang bringen.
Im weiteren Verlauf wird entscheidend sein, wie Prime Drink Group mit den Hauptgläubigern verhandelt und ob Angebote zur Übernahme bestimmter strategischer Vermögenswerte von Triani gemacht werden. Die Entwicklung unterstreicht die Bedeutung einer finanziell soliden Basis und flexiblen Unternehmensführung in einer volatilen Branche. Ebenso zeigt sie, dass die Konzentration auf Kernkompetenzen und eine klare strategische Ausrichtung unabdingbar sind, um auf Marktveränderungen reagieren zu können. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Übernahme von Triani durch Prime Drink Group nicht den erhofften Erfolg brachte und stattdessen zur Gläubigerverwaltung führte, was den Betrieb stoppte. Die Muttergesellschaft bleibt jedoch intakt und konzentriert sich auf andere Geschäftsfelder, insbesondere die Wassernutzung und funktionale Getränke, um den wirtschaftlichen Herausforderungen entgegenzutreten.
Die nächsten Monate werden zeigen, ob eine Restrukturierung gelingt, die es erlaubt, das Potenzial von Triani sowie die gesamten Ressourcen des Konzerns künftig gewinnbringend einzusetzen und so den Herausforderungen des Marktes gerecht zu werden.