Die National Financial Reporting Authority (NFRA), das indische Aufsichtsorgan für die Finanzberichterstattung, hat kürzlich einen bedeutenden Appell zum besseren Zusammenspiel zwischen Prüfungsausschüssen und Wirtschaftsprüfern veröffentlicht. Ziel dieser Initiative ist es, die Qualität der Finanzberichterstattung zu verbessern und einen stärkeren Fokus auf die Rechenschaftspflicht von Unternehmen zu legen. Im Kern steht die Förderung eines tieferen Verständnisses für betriebswirtschaftliche Annahmen, die in Jahresabschlüssen getroffen werden, und die damit verbundene Verantwortung aller involvierten Parteien. Vor dem Hintergrund wachsender Erwartungen von Investoren und Marktteilnehmern hinsichtlich Transparenz und Verlässlichkeit von Daten ist es entscheidend, dass Audit-Komitees eine aktivere Rolle in der Prüfung der Jahresabschlüsse einnehmen. Diese Ausschüsse, meist von unabhängigen Direktoren geleitet, sind gefordert, in den Dialog mit den Wirtschaftsprüfern einzutreten und deren Bewertungen sowie das Vorgehen bei der Prüfung kritisch zu hinterfragen.
Die NFRA hebt hervor, dass eine solche Intensivierung in der Zusammenarbeit nicht nur dabei hilft, typische Prüfungsfehler oder oberflächliche Freigaben von Finanzdokumenten zu vermeiden, sondern auch dabei, eventuellen finanziellen Risiken oder Manipulationsversuchen frühzeitig entgegenzuwirken. Besonderes Augenmerk legt die NFRA auf die komplexen Managemententscheidungen rund um die Bewertung von latenten Steueransprüchen (Deferred Tax Assets – DTA). Diese stellen immer wieder eine Herausforderung dar, weil ihre Realisierbarkeit von zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklungen, Geschäftsergebnissen und steuerlichen Rahmenbedingungen abhängt. Die Behörde fordert daher, dass Audit-Komitees detailliert über die angewandten Bewertungsmethoden aufgeklärt werden. Nur durch ein fundiertes Verständnis kann eine kritische Beurteilung der Annahmen erfolgen, die sich maßgeblich auf die Profitabilität und finanzielle Stabilität des Unternehmens auswirken.
Die NFRA appelliert insbesondere an die Wirtschaftsprüfer, ihre Rolle als unabhängige Prüfer stärker wahrzunehmen und Managemententscheidungen nicht unreflektiert zu bestätigen. Durch intensivere Nachfragen und hinterfragende Prüfungen soll die Glaubwürdigkeit der geprüften Berichte substantiell erhöht werden. Dieser Schritt ist aktuell von hoher Bedeutung – nicht zuletzt aufgrund der immer komplexer werdenden Geschäftsmodelle und der hohen Erwartungen an eine transparente Berichterstattung im globalen Wettbewerb. Ein weiterer zentraler Bestandteil der NFRA-Initiative ist die Forderung, dass Unternehmen in ihren Jahresberichten transparent und eindeutig bestätigen, dass sämtliche angewandten Bilanzierungsgrundsätze und Management-Entscheidungen die tatsächliche finanzielle Lage korrekt widerspiegeln. Diese Verpflichtung trägt nicht nur zur Schärfung der internen Kontrollmechanismen bei, sondern setzt auch ein starkes Signal gegenüber Investoren, Analysten und der Öffentlichkeit, dass eine verantwortungsbewusste und nachvollziehbare Unternehmensführung gewährleistet ist.
Darüber hinaus hat die NFRA bereits Anfang 2025 eine eigene Kommunikationsreihe unter dem Titel „Auditor-Audit Committee Interactions“ gestartet. Diese richtet sich explizit an Unternehmen, Wirtschaftsprüfer und Governance-Verantwortliche und bietet eine Plattform, um den Austausch über bewährte Prüfungspraktiken, aktuelle Rechnungslegungsstandards und gemeinsame Herausforderungen zu fördern. Solche Programme sollen langfristig die Prüfungsqualität heben und ein tieferes Verständnis über die vielschichtigen Anforderungen an die Finanzberichterstattung schaffen. Die Bedeutung der NFRA-Initiative lässt sich auch vor dem Hintergrund der zunehmenden Bedeutung Indiens als globaler Investitionsstandort erkennen. Ein robustes, verlässliches Berichtswesen fördert das Vertrauen internationaler Anleger und stärkt die Wettbewerbsfähigkeit der indischen Unternehmen auf dem Weltmarkt.
Für Unternehmen aller Größe, von börsennotierten Konzernen bis hin zu großen nicht-börsennotierten Gesellschaften sowie Vertretern von Branchen wie Versicherung, Banken und Energiewirtschaft gilt dies gleichermaßen. Die Zusammenarbeit zwischen Prüfungsausschüssen und Prüfern ist somit nicht nur eine formale Pflicht, sondern ein essenzielles Instrument zur Verbesserung der Corporate Governance. Es geht dabei um das richtige Gleichgewicht von Vertrauen und Kontrolle, um den Schutz der Stakeholder-Interessen und um die Sicherstellung einer nachhaltigen Unternehmensentwicklung. Die NFRA positioniert sich damit als Treiber eines kulturellen Wandels, der nicht nur technische Reformen umfasst, sondern vor allem zu einem bewussteren und verantwortungsvolleren Umgang mit Finanzinformationen führt. Zusammenfassend lässt sich festhalten, dass die verstärkte Kooperation zwischen auditverantwortlichen Gremien und externen Prüfern einen entscheidenden Beitrag zu transparenten, ehrlichen und verlässlichen Berichten leisten kann.