In den Vereinigten Staaten durchdringt eine spürbare wirtschaftliche Unsicherheit den Alltag vieler Bürger und verändert grundlegend deren Lebensentscheidungen. Insbesondere wichtige Meilensteine wie die Gründung einer Familie oder der Erwerb eines Eigenheims stehen zunehmend infrage. Eine aktuelle Umfrage zeigt, wie tief die wirtschaftlichen Sorgen verwurzelt sind und welche Auswirkungen diese auf die persönlichen Zukunftspläne der Amerikaner haben. Der Beginn der Präsidentschaft unter Donald Trump brachte eine Vielzahl wirtschaftlicher Neuerungen mit sich, darunter auch eine aggressive Handelspolitik mit der Einführung von Zöllen. Obwohl diese Maßnahmen erst seit wenigen Wochen umgesetzt wurden und einige der härtesten Vorschriften später zurückgenommen wurden, zeigen sich bereits deutliche Signale, dass die wirtschaftliche Stimmungslage die Entscheidungen vieler Bürger nachhaltig beeinflusst.
Ein Großteil der amerikanischen Bevölkerung gibt an, dass ihre Lebensplanung von der aktuellen wirtschaftlichen Situation beeinträchtigt ist. Rund sechzig Prozent sind der Ansicht, dass die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen sie bei wesentlichen Lebenszielen bremsen – sei es aus finanzieller Unmöglichkeit oder wegen der allgemeinen Unsicherheit, die der derzeitige Zustand erzeugt. Der Traum vom Eigenheim, lange Zeit ein fester Bestandteil der amerikanischen Vorstellung vom Erfolg und der persönlichen Freiheit, scheint für viele Utopie zu werden. Die Kaufpreise für Immobilien sind seit der Pandemie explosionsartig gestiegen, unter anderem auch aufgrund der extrem niedrigen Zinsen, die zahlreiche Kaufinteressenten anzogen. Zwar sind die Zinssätze für Hypotheken seit kürzlich leicht gefallen, jedoch liegen sie mit durchschnittlich 6,7 Prozent für einen 30-jährigen Kredit immer noch weit über den Werten von vor vier Jahren.
Für viele junge Menschen macht dies den Immobilienkauf praktisch unmöglich. Besonders prägnant ist die Tatsache, dass drei Viertel derjenigen, die ursprünglich ein Haus erwerben wollten, ihre Pläne aufgrund der wirtschaftlichen Lage für nicht realisierbar halten. Vor allem die Generationen Z und Millennials, die tendenziell noch keine Immobilie besitzen, fühlen sich von der Wirtschaftslage stark eingeschränkt. Während 68 Prozent der jungen Mieter den Wunsch nach einem Eigenheim äußern, ist dieser Wunsch bei älteren Mietern mit etwa 29 Prozent deutlich geringer. Die ökonomische Unsicherheit und die steigenden Lebenshaltungskosten zwingen viele, länger zu mieten oder sogar ganz auf den Erwerb eines Hauses zu verzichten.
Ähnliche Auswirkungen zeigt die Umfrage im Bereich der Familienplanung. Obwohl die Regierung mit einem „Baby-Bonus“ von 5000 US-Dollar die Geburtenrate fördern möchte, wirkt sich die aktuelle Wirtschaftslage kontraproduktiv auf diese Bemühungen aus. Bei denjenigen, die vorhatten, im Jahr 2025 Eltern zu werden, geben die meisten an, dass die wirtschaftlichen Unsicherheiten sie verunsichern oder eine Schwangerschaft finanziell nicht machbar machen. Ein Drittel beklagt mangelnde finanzielle Mittel, ein weiteres Drittel ist angesichts der aktuellen Wirtschaftslage einfach zu unsicher. Die gestiegenen Lebenshaltungskosten sind ein zentraler Faktor für diese Entwicklung.
Rund zwei Drittel der Bevölkerung berichten, dass die Kosten für den Alltag seit Jahresbeginn deutlich zugelegt haben. Dies betrifft vor allem Nahrungsmittelpreise, die von mehr als drei Vierteln der Befragten als höher wahrgenommen werden, sowie monatliche Rechnungen und weitere Grundausgaben. Offenbar ist das Thema Inflation für Amerikaner kein abstrakter Begriff mehr, sondern einer der Gründe, warum Familiengründung und große Investitionen verschoben oder ganz aufgegeben werden. Die politische Landschaft trägt zusätzlich zur wirtschaftlichen Verunsicherung bei. Während knapp die Hälfte der Republikaner die gestiegenen Lebenshaltungskosten anerkennt, sind sie zugleich optimistischer hinsichtlich des allgemeinen Wirtschaftsklimas im Vergleich zur Obama- oder Biden-Ära.
Die Wahrnehmung eines möglichen wirtschaftlichen Abschwungs unterscheidet sich hier stark im Parteispektrum: Während die Mehrheit der Demokraten und Unabhängigen glaubt, die USA befänden sich derzeit in einer Rezession oder würden diesem Zustand sehr nahekommen, hat die Zahl der Republikaner, die dies so sehen, deutlich abgenommen. Die Handelspolitik der Trump-Administration, insbesondere die eingeführten Zölle, wird von vielen Befragten als belastend wahrgenommen. Fast ein Drittel sieht darin eine der größten Gefahren für die eigene finanzielle Situation im kommenden Jahr. Besonders unter Demokraten und unabhängigen Wählern ist die Skepsis groß. Dies steht im starken Kontrast zu den verheißungsvollen Ankündigungen Trumps, der die Zölle als Mittel zur „Wiederherstellung des amerikanischen Wohlstands“ bewirbt.
Die langfristigen Folgen dieser wirtschaftlichen Unsicherheit dürften über die unmittelbaren Auswirkungen hinausgehen. Die Verzögerung bei großen Anschaffungen wie dem Erwerb eines Hauses oder der Familiengründung verändert die demografische Struktur des Landes und beeinflusst auch Märkte wie Immobilien, Automobil- und Haushaltsgeräte. Junge Menschen, die von wirtschaftlichen Sorgen geprägt sind, orientieren sich oft neu, verschieben ihre Lebensziele oder setzen stärker auf finanzielle Sicherheit statt auf Wachstum und Investition. Insgesamt zeigt sich, dass die ökonomische Angst nicht nur eine vorübergehende Stimmung ist, sondern einen tiefgreifenden Einfluss auf die Gesellschaft hat. Politische Entscheidungsträger und Wirtschaftsstrategen stehen vor der Herausforderung, Wege zu finden, Vertrauen zurückzugewinnen und Maßnahmen zu ergreifen, die junge Menschen wieder ermutigen, Lebenspläne ambitioniert zu verfolgen.