Redis, eine der bekanntesten In-Memory-Datenbanken der Welt, hat einen bedeutenden Schritt unternommen und kehrt mit der Veröffentlichung von Redis 8 zu einer echten Open Source Lizenz zurück. Diese Wendung markiert das Ende einer kontroversen Phase, in der Redis unter proprietären und quelloffenen, aber umstrittenen Lizenzen doppelt angeboten wurde. Die Entscheidung, künftig vollständig unter der AGPL v3 Lizenz zur Verfügung zu stehen, sorgt für Aufsehen in der Entwickler- und Cloud-Community. Um die Tragweite dieser Entwicklung besser zu verstehen, lohnt sich ein Blick auf die Historie, die Beweggründe der Entwickler und die Auswirkungen auf Nutzer und Anbieter großer Cloud-Dienste. Redis ist seit Jahren eine der bevorzugten Datenbanken für Echtzeitanwendungen, Caching und vielseitige Datenstrukturen.
Die leichte Handhabung, enorme Geschwindigkeit und vielfältige Einsatzmöglichkeiten haben Redis eine breite Nutzerbasis beschert, sowohl unter Entwicklern als auch in großen Unternehmen. Dennoch wurde im Mai 2024 die Lizenzierung von Redis geändert. Das Team hinter Redis führte die Redis Source Available License v2 (RSALv2) sowie die Server Side Public License v1 (SSPLv1) ein, um sich gegen die Massennutzung durch große Cloud-Anbieter wie Amazon Web Services, Google Cloud und Oracle zu schützen. Diese Anbieter hatten Redis quasi kostenlos als Managed Service angeboten, was den Open Source Code effektiv ausnutzte, ohne nennenswert zum Projekt beizutragen oder die Marke Redis entsprechend zu schützen. Die damaligen Maßnahmen zielten darauf ab, eine Lizenzsituation zu schaffen, die Cloud-Anbieter verpflichtet, Redis nicht ohne entsprechende Lizenzierung kommerziell zu nutzen.
Microsoft war ein Anbieter, der Redis lizenzierte und mit dem das Redis Team eine partnerschaftliche Beziehung pflegt. Die restriktiveren Lizenzen führten jedoch zu erheblichen Diskussionen und Spaltungen innerhalb der Open Source Gemeinschaft. Gerade die SSPL wurde von der Open Source Initiative (OSI) nicht als echte Open Source Lizenz anerkannt, was vielen potenziellen Nutzern Sorgen bereitete. Die Befürchtung, dass der ursprüngliche offene Charakter von Redis verloren gehen könnte, veranlasste einige Entwickler und Unternehmen dazu, alternative Forks zu unterstützen und zu fördern. Hier spielte der Valkey Fork eine zentrale Rolle, der dank prominenter Unterstützer wie AWS, Google und Oracle besonders viel Beachtung und Akzeptanz fand.
Für das Team um Redis wurde schnell klar, dass die restriktiven Lizenzmodelle nur begrenzte Erfolge brachten. In einem Interview mit dem CEO Rowan Trollope wurde deutlich, dass man die eigentlich angestrebte Wirkung nicht in vollem Umfang erreichen konnte. Amazon und Google gründeten mit Valkey eine alternative Plattform, die für viele heute als offizielle Open Source Variante gilt, auch wenn sie nicht die Redis-Originalbasis widerspiegelt. Zudem führte die Lizenzänderung dazu, dass einige potenzielle Kunden und Entwickler nicht länger Redis nutzten oder gar vom Produkt abwanderten. Die Befürworter eines offenen Softwaremodells sahen sich in ihrer Kritik bestätigt und forderten eine echte Rückbesinnung auf Open Source Prinzipien.
Gegen Ende 2024 kehrte Redis-Gründer Salvatore Sanfilippo ins Unternehmen zurück. Gemeinsam mit dem Management überdachte er die Strategie und befürwortete die Wiederkehr zur AGPL v3 Lizenz, die als eine der stärksten Open Source Lizenzen gilt und für Cloud-Anbieter eine transparente Nutzung und Veröffentlichungspflicht von Code sicherstellt. Dadurch müssen Anbieter, die Redis als Service anbieten, den zugrundeliegenden Quellcode inklusive aller Änderungen offenlegen. Viele Cloud-Anbieter haben interne Richtlinien, die es ihnen unmöglich machen, diese Offenlegungspflicht zu erfüllen, was wiederum Redis wirksam davor schützt, ungerechtfertigt ausgenutzt zu werden. Die Wahl der AGPL stellt somit einen klugen Mittelweg dar: Redis bleibt offen und transparent, verliert aber nicht den Schutz vor nicht fairer Kommerzialisierung durch große Plattformen.
Ein weiterer Vorteil dieser Lizenz ist, dass sie von der Open Source Initiative anerkannt wird und somit den Erwartungen und Wünschen der breiten Entwickler-Community besser entgegenkommt. Neben den Lizenzfragen bringt Redis 8 aber auch inhaltlich spannende Neuerungen mit. So wird Redis 8 mit sogenannten Vektor-Datentypen ausgestattet, die Sanfilippo maßgeblich konzipierte. Diese sind speziell für moderne Anwendungen wie maschinelles Lernen und KI-Workloads interessant und ermöglichen bessere Integration und Performance bei entsprechenden Szenarien. Darüber hinaus werden wichtige Pakete, die bisher unter einer separaten Lizenz im sogenannten Redis Stack geführt wurden, jetzt vollständig in Redis 8 integriert.
Funktionen wie JSON-Unterstützung, Time Series und probabilistische Datentypen erweitern den Funktionsumfang erheblich und machen Redis vielseitiger denn je. Diese Integration ermöglicht es Anwendern, alle gewünschten Features ohne Lizenzhürden innerhalb einer einzigen Distribution zu nutzen. Trotz der turbulenten Phasen und der Lizenzkonflikte bleibt Redis eine tragende Säule in der Open Source Welt. Laut Trollope trägt die überwiegende Mehrheit der aktiven Entwickler weiterhin zum Redis-Originalprojekt bei, während der Valkey Fork eher eine Nischen-Alternative bleibt. Die Entwickler haben angekündigt, den Dialog mit den Valkey-Machern und anderen Mitwirkenden zu suchen, um gemeinsam die Innovationskraft von Redis und verwandten Projekten zu maximieren.
Insgesamt stellt die Wiederkehr zur echten Open Source Lizenz einen bedeutenden Schritt für Redis dar und zeigt, wie wichtig der Balanceakt zwischen Community-Interessen, Schutz der Marke und wirtschaftlichen Herausforderungen ist. Cloud-Anbieter und Redis-User profitieren künftig von mehr Transparenz und einheitlicheren Standards. Entwickler können sich darauf verlassen, dass sie weiterhin mit einer ausgereiften, leistungsstarken und offenen Datenbank arbeiten. Die Rückkehr zu AGPL v3 bietet für Unternehmen zudem Planungssicherheit, da sie auf ein garantiert quelloffenes Produkt setzen können, das auch langfristig nicht ohne Weiteres proprietär wird. Redis beweist mit diesem Schritt einmal mehr, dass Open Source nicht nur ein Entwicklungsmodell ist, sondern auch eine Philosophie, die Akzeptanz, Zusammenarbeit und Innovation fördert.
In einer Zeit, in der der Wandel in Infrastruktur und Cloud-Angeboten stetig weitergeht, positioniert sich Redis als verlässlicher Partner für Entwickler und Unternehmen weltweit. Die Herausforderungen rund um Lizenzfragen und der Umgang mit großen Cloud-Konzernen zeigen, wie komplex das Ökosystem Open Source heute geworden ist. Gleichzeitig belegt die Entscheidung für Redis 8 unter AGPL v3, dass es möglich ist, diese Komplexitäten durch kluge Entscheidungen zu meistern, ohne den Kern der offenen Entwicklung zu verlieren. Für die gesamte Branche ist die Geschichte rund um Redis in den letzten Jahren eine wertvolle Lektion über die Bedeutung einer starken Community, das richtige Gleichgewicht zwischen Schutz und Offenheit sowie den kontinuierlichen Dialog aller Beteiligten. Die Entwicklung von Redis bleibt spannend und es lohnt sich, sowohl die technologischen Neuerungen als auch die daraus entstehenden Veränderungen im Markt genau zu beobachten.
Die neue Redis Generation verspricht nicht nur mehr Innovation, sondern auch eine offene Zukunft in der Welt der Datenbanken und Echtzeit-Infrastrukturen.