Die Beziehung zwischen Politik und Finanzmärkten ist längst kein Geheimnis mehr. Präsidenten und Regierungschefs weltweit werden oft als Motoren wirtschaftlicher Auf- oder Abschwünge wahrgenommen. In den USA hat sich besonders Donald Trump als jemand erwiesen, der die Performance der Börse sehr eng mit seiner politischen Bilanz verknüpft und dies mit großem Nachdruck kommuniziert. Doch wie gerechtfertigt sind solche Zuschreibungen? Ist Trump wirklich verantwortlich für die Entwicklung der Aktienmärkte – und wenn ja, unter welchen Gesichtspunkten? Trump und der Aktienmarkt: Eigenwahrnehmung und Realität Donald Trump ist bekannt dafür, den Finger gerne auf den wirtschaftlichen Puls des Landes zu legen – vor allem, wenn es um die Tiraden der Börse geht. Seine Kommentare weisen immer wieder darauf hin, dass steigende Aktienkurse für ihn als persönlicher Erfolg verbucht werden, während Kursverluste gerne auf Vorgänger oder externe Faktoren geschoben werden.
Dieses Phänomen lässt sich gut daran festmachen, wie er etwa den Börsenanstieg vor seiner Amtseinführung als „Trump-Effekt“ feierte. Zugleich aber erklärte er jüngere Kursrückgänge dazu, dass der Markt zum größten Teil noch von den Entscheidungen seines Vorgängers Joe Biden beeinflusst werde. Historisch betrachtet ist das nicht ungewöhnlich: Politiker aller Couleur versuchen, wirtschaftliche Erfolge mit der eigenen Leistung zu verbinden und Krisen zu externalisieren. Dennoch ist Trumps Kommunikation über die Rolle bei der Börsenentwicklung besonders auffällig, da er nicht nur positive Entwicklungen für sich vereinnahmt, sondern auch Verluste explizit abstreitet und „nicht sein Problem“ nennt. Die Börse als barometrisches Instrument Die Aktienmärkte reagieren auf eine Vielzahl von Faktoren – darunter geldpolitische Entscheidungen, globale Entwicklungen, Unternehmensgewinne, geopolitische Spannungen und politische Entscheidungen.
Die Rolle eines Präsidenten kann nicht isoliert betrachtet werden, da diese Marktbewegungen vielschichtig und komplex sind. Das heißt aber nicht, dass die Politik keinen Einfluss hat. Steuerpolitik, Handelsabkommen, Regulierungen und die allgemeine wirtschaftliche Stimmung können durchaus die Performance der Märkte prägen. Trumps erste Amtszeit war beispielsweise durch eine expansive Steuerpolitik geprägt, die bei vielen Anlegern als positiv für das Unternehmenswachstum wahrgenommen wurde, ebenso wie seine aggressive Haltung bei Handelsverhandlungen und der Einsatz von Zöllen auf Importe, etwa aus China. Diese Maßnahmen wurden im Markt als Risiken, aber auch Chancen interpretiert und führten zu teils sehr volatilen Reaktionen.
Doch auch wenn die Börse unter Trump phasenweise kräftig zulegte, darf nicht allein auf den Moment der Kurssteigerung geschaut werden. Eine nachhaltige Marktperformance braucht Fundamentaldaten: Gewinnsteigerungen, produktive Investitionen und eine stabile wirtschaftliche Basis. Viele Analysten weisen darauf hin, dass die Marktgewinne auch aus der lockeren Geldpolitik der Notenbank resultierten, da die US-Notenbank die Zinsen lange niedrig hielt und so günstige Finanzierungsbedingungen schuf. Der Einfluss der Geldpolitik darf nicht unterschätzt werden. Es gibt Phasen, in denen die Börse läuft, unabhängig von der politischen Führung – manchmal sogar entgegen deren Wirtschaftspolitik.
Besonders deutlich wird das, wenn Kursverluste auftreten und die Politik schnell nach Sündenböcken sucht. Der Umgang mit Börsenrückgängen: Schuldzuweisungen und Rhetorik Im Jahr 2025, kurz nach Trumps Rückkehr ins Weiße Haus, sorgte ein deutlicher Rückgang im S&P 500 für Schlagzeilen. Die Aktien fielen um rund sechs Prozent im Jahresverlauf, was als Zeichen für eine konjunkturelle Unsicherheit ausgelegt wurde. Trump reagierte darauf jedoch nicht etwa mit Selbstkritik, sondern verwies auf die Verantwortung seines Vorgängers Joe Biden und einen sogenannten „Biden-Überhang“, der noch auf dem Markt liege. Die Rolle von Zöllen oder anderen eigenen Entscheidungen wies er strikt zurück.
Solche Schuldzuweisungen zeigen das politische Kalkül: Während die Übernahme der Lobeshymnen bei steigenden Kursen als Legitimation der eigenen Politik dient, sollen unerwünschte Situationen so schnell wie möglich delegitimiert werden. Trump positioniert sich dabei als einer, der „das Erbe räumt“ und den Markt noch auf Vordermann bringen muss. Dies entspricht seinem bekannten kommunikativen Stil und einer klaren Strategie: positive Entwicklungen mit sich selbst in Verbindung bringen und negative Verluste fremden Umständen zuordnen. Die Rolle der Medien und der öffentlichen Wahrnehmung Die mediale Berichterstattung spielt eine wichtige Rolle in der Wirkung von Politikerkommentaren zur Börse. Wenn Trump den Aufschwung als „Trump-Effekt“ bezeichnet, prägt das die öffentliche Wahrnehmung, auch wenn viele Faktoren dahinterstecken.
Die Komplexität der Finanzmärkte wird damit simplifiziert und die Realität auf einen leicht verständlichen Narrativ reduziert. Viele Beobachter sehen darin aber auch ein Risiko: Die emotionale Verbindung zwischen Börsenperformance und politischem Erfolg kann Anleger verunsichern und politische Diskussionen weiter aufheizen. Ebenso besteht die Gefahr, dass wirtschaftliche Entwicklungen überbewertet auf Basis kurzfristiger Kursveränderungen oder einzelner Ereignisse interpretiert werden. Eine nüchterne Einschätzung erfordert dagegen die Betrachtung längerfristiger Datenreihen und die Analyse wirtschaftspolitischer Rahmenbedingungen über längere Zeiträume. Langfristige Entwicklung der Märkte und der Wirtschaft Vergleicht man die wirtschaftlichen Daten und Marktentwicklungen unter unterschiedlichen Amtszeiten, wird deutlich, wie sehr Wirtschaft und Aktienmärkte von globalen und nationalen Trends geprägt sind.
Trump verzeichnete insbesondere in seiner ersten Amtszeit einige Börsenhöhepunkte, allerdings auch starke Schwankungen. Unter seinen Vorgängern gab es ebenfalls signifikante Marktzyklen, die nicht nur auf individuelle politische Entscheidungen zurückzuführen sind. Wichtig ist auch die wirtschaftliche Gesamtsituation: Arbeitslosenzahlen, Konsumverhalten, Unternehmensinvestitionen und globale Wirtschaftslage sind zentrale Indikatoren, die die Börse beeinflussen. Der wirtschaftliche Aufschwung nach der Corona-Pandemie beispielsweise hatte viele Faktoren, von staatlichen Unterstützungsprogrammen bis zu internationalen Lieferketten. Die Börse reflektiert daher nicht nur die Politik – sie antizipiert künftige Erwartungen, Herausforderungen und Chancen.
Hier ist eine Forcierung der eigenen Politik als direkter Stock-Performance-Treiber eher eine vereinfachte Darstellung als eine ganzheitliche Erklärung. Fazit: Wer trägt wirklich die Verantwortung? Die Antwort auf die Frage, ob Donald Trump für die Aktienmarktperformance verantwortlich ist, fällt komplex aus. Einerseits nahm er die steigenden Kurse während seiner Wahlkampagne und seiner ersten Amtszeit als großen Erfolg für sich in Anspruch und verband sie mit seiner wirtschaftlichen Agenda. Andererseits hat er bei rückläufigen Märkten die Verantwortung regelmäßig anderen Faktoren zugeschrieben. Wirtschaftliche und finanzielle Entwicklungen sind das Ergebnis eines wechselwirkenden Zusammenspiels von politischen Maßnahmen, geldpolitischen Entscheidungen, Unternehmensentwicklungen und globalen Einflüssen.