Die Generation X, geboren etwa zwischen 1965 und 1980, befindet sich in einer schwierigen Lage, die sie als die wahre Verlierergeneration im Vergleich zu ihren jüngeren und älteren Nachbarn erscheinen lässt. Während Millennials und Generation Z oft im Mittelpunkt von Debatten über wirtschaftliche Einschränkungen und gesellschaftliche Veränderungen stehen, leidet Gen X stiller, aber nicht minder intensiv unter Umständen, die ihre Lebensqualität und Zukunftsaussichten erheblich beeinträchtigen. Ein genauerer Blick auf diese Generation offenbart, warum sie trotz aller Herausforderungen am wenigsten Beachtung findet und dennoch die größten Lasten trägt. Die Generation X wuchs in einer Zeit auf, die von tiefgreifenden wirtschaftlichen und sozialen Umbrüchen geprägt war. Noch relativ jung, erlebten sie die Auswirkungen der Ölkrisen, der zunehmenden Globalisierung und den Beginn der Technologie-Revolution.
Während Babyboomer und die darauf folgenden Millennials jeweils spezifische wirtschaftliche Vorteile oder Krisen zu verzeichnen hatten, sieht sich Gen X mit einem komplexen Mix aus verzögerten Rentenansprüchen, stagnierenden Einkommen und dem Druck, sowohl für die ältere als auch für die jüngere Generation finanziell einzustehen, konfrontiert. Ein großes Problem ist die prekäre Lage auf dem Arbeitsmarkt. Die Generation X hat häufig traditionelle Karrieremuster erlebt, bei denen Sicherheit und Aufstiegsmöglichkeiten noch relativ vorhersehbar waren. Doch mit dem Aufkommen der Digitalisierung sowie einer stärker neoliberalen Wirtschaftspolitik haben sich diese Erwartungen drastisch verschoben. Viele Gen X-Mitglieder fanden sich in unsicheren Beschäftigungsverhältnissen wieder oder mussten immer wieder neue Kompetenzen erlernen, um sich an den Wandel anzupassen.
Anders als Millennials, die oft digital von Anfang an sozialisiert waren, mussten Gen X Erwachsene eine technologische Lernkurve bewältigen, die oft mit beruflichen Umbrüchen verbunden war. Finanziell betrachtet ist die Lage für Generation X besonders prekär. Sie stehen mittig im Lebenszyklus, in einer Phase, in der sie eigentlich Vermögen aufbauen und sich auf ihren Ruhestand vorbereiten wollen. Stattdessen kämpfen viele von ihnen mit steigenden Wohnkosten, der Belastung durch Kredite und Ausgaben für die Familie. Die Immobilienpreise sind in den letzten Jahrzehnten so drastisch gestiegen, dass der Traum vom eigenen Haus für viele Gen X-Vertreter unerreichbar bleibt, selbst wenn sie ihr Einkommen mit den Millennials vergleichen.
Gleichzeitig sind die Rücklagen für die Altersvorsorge oft unzureichend, was durch sinkende staatliche Rentenleistungen und unklare Zukunftsaussichten noch verschärft wird. Ein weiterer Aspekt, der die Generation X belastet, ist die sogenannte „Sandwich-Generation“ – eine Gruppe, die gleichzeitig Verantwortung für ihre alternden Eltern und ihre eigenen Kinder trägt. Während Babyboomer oft die Rente genießen und Millennials sich noch im Aufbau befinden, sind viele in der Mitte steckend und tragen enorme emotionale und finanzielle Lasten. Diese Belastung führt zu Stress und verringert die Möglichkeit, eigene Bedürfnisse und Zukunftsplanung voranzutreiben. Sogar ihre soziale Wahrnehmung ist problematisch.
Während über Millennials und Gen Z viel gesprochen wird – ebenso über Babyboomer als Generation des Wohlstands oder der Transformation – verbleibt Gen X kulturell oft unsichtbar. In Medien und Politik wird ihnen wenig Aufmerksamkeit geschenkt. Sie gelten vielfach als pragmatisch, unauffällig und werden nicht selten übersehen. Diese Unsichtbarkeit ist jedoch ein Teil ihres Problems, da fehlende öffentliche Aufmerksamkeit auch bedeutet, dass politische Forderungen und Unterstützungsmaßnahmen oft an ihren Bedürfnissen vorbeigehen. Die Bildung spielt für Gen X ebenfalls eine zwiespältige Rolle.
Anders als Millennials, die oftmals mit einer stark akademisierten Gesellschaft konfrontiert sind, und Babyboomer, die in vielen Fällen von einer expandierenden Bildungslandschaft profitieren konnten, befindet sich Gen X in einer Übergangsphase. Studiengebühren stiegen, während gleichzeitig die Versprechen eines stabilen Karriereweges durch Bildung immer unsicherer wurden. Gesundheitlich zeichnet sich bei der Generation X ein weiterer trauriger Trend ab. Der Druck durch berufliche und familiäre Verpflichtungen, kombiniert mit finanziellen Sorgen, führt zu einer erhöhten Belastung durch Stress und psychische Erkrankungen. Dabei sind viele Mitglieder dieser Generation oft noch nicht im Alter, in dem typische Alterskrankheiten beginnen, dennoch sind sie aufgrund der multiplen Belastungen anfälliger für gesundheitliche Probleme als die Generationen davor.
Nicht zuletzt ist auch die politische Stimme der Generation X vergleichsweise schwach ausgeprägt. In vielen demokratischen Gesellschaften ergibt sich durch die Bevölkerungszusammensetzung und die Wahlbeteiligung eine Dominanz der Babyboomer sowie der Millennials. Gen X fühlt sich oftmals politisch marginalisiert, was die Durchsetzung ihrer Interessen erschwert. Trotzdem sind sie eine wichtige Zielgruppe in der Wirtschaft, insbesondere in deren Konsum- und Sparverhalten, was jedoch bis jetzt kaum zu spezifischen politischen Programmen führt. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die Generation X die wahren Verlierer einer Entwicklung ist, die von steigenden Kosten des täglichen Lebens, unsicheren Arbeitsmärkten und gesellschaftlichem Wandel geprägt ist.
Während andere Generationen zumindest in Teilbereichen von Entwicklungen profitieren oder sichtbare Bewegung im öffentlichen Diskurs erfahren, bleiben die Herausforderungen der Generation X oft unbeachtet. Sie befinden sich zwischen den Fronten, tragen Lasten auf mehreren Ebenen und kämpfen mit einer Lebensrealität, die sich weder einfach bewältigen noch leicht kommunizieren lässt. Eine tiefere Anerkennung der Lage der Generation X könnte dabei helfen, politische und gesellschaftliche Maßnahmen besser auszurichten. Finanzielle Unterstützungen bei der Wohnungsbeschaffung, Programme zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf sowie gesundheitliche Vorsorge könnten ihre Situation spürbar verbessern. Ebenso wichtig wäre eine stärkere Sichtbarkeit und Wertschätzung in den Medien und der öffentlichen Debatte, um der Generation X eine Stimme zu geben und ihre Lebensleistungen anzuerkennen.
Letztlich verdient die Generation X mehr als nur das stille Mitleid, das oft mit dem Begriff „Verlierergeneration“ verbunden wird. Es benötigt wirksame Strategien und Solidarität, um ihre Lage zu verbessern und langfristig eine stabile und gerechte Gesellschaft für alle Altersgruppen zu fördern. Denn das Wohl einer Gesellschaft bemisst sich auch daran, wie sie die Bedürfnisse der oft übersehenen Mittelschicht – wie der Generation X – berücksichtigt und unterstützt.