Die Geschichte von Kering ist eine bemerkenswerte Reise, die den Wandel eines kleinen, regionalen Holzhandelsunternehmens in ein globales Luxusmode- und Lifestyle-Imperium darstellt. Diese Transformation vollzog sich über mehrere Jahrzehnte und ist eng mit der Vision und dem Engagement der Familie Pinault verbunden. Von den Anfängen in den frühen 1960er Jahren bis zu den jüngsten Entwicklungen prägt Kering maßgeblich die Mode- und Luxuswelt. Die folgenden Abschnitte beleuchten die wichtigsten Meilensteine, die die Identität und den Erfolg des französischen Konzerns bis heute formen.Gegründet wurde die Firma 1962 von François Pinault in Rennes, einer Stadt im Westen Frankreichs.
Ursprünglich unter dem Namen Etablissements Pinault startete das Unternehmen als Holzhandelsfirma und konzentrierte sich zunächst auf den regionalen Handel mit Baumaterialien. Trotz des bescheidenen Anfangs war die Basis für spätere Expansion bereits gelegt: der Fokus auf Wachstum und Diversifikation. François Pinault erkannte frühzeitig die Chancen auf anderen Märkten und begann, den Kurs seines Unternehmens grundlegend zu verändern.In den späten 1990er Jahren begann dann die entscheidende Umorientierung Richtung Luxusmode. Im März 1999 erwarb die damals noch unter dem Namen PPR firmierende Gruppe eine Beteiligung von 42 Prozent an Gucci, dem renommierten italienischen Modehaus, für rund drei Milliarden US-Dollar.
Dieser Schritt markierte den Einstieg in die Welt der Luxusmode und veränderte die Ausrichtung der Firma grundlegend. Gucci fungierte fortan als Aushängeschild für die Ambitionen von PPR im Premiumsegment.Die frühe 2000er Jahre brachten weitere wichtige Zukäufe. So erwarb der Konzern im Juli 2001 die Balenciaga Marke, die insbesondere bei Stars und Prominenten rasch an Popularität gewann. Die Übernahme von Balenciaga festigte die Position von PPR als bedeutenden Akteur im Luxussegment und trug zur Diversifikation des Portfolios bei.
Parallel begann eine Phase des Ausmistens, in der weniger profitable oder nicht zum Kerngeschäft gehörende Bereiche abgestoßen wurden.Im Jahr 2005 übernahm François-Henri Pinault, Sohn des Gründers, die Leitung des Unternehmens als CEO und Vorsitzender. Unter seiner Führung setzte das Unternehmen verstärkt auf strategische Akquisitionen und eine klare Ausrichtung auf das Premium- und Luxussegment. Nicht mehr zu den Kernaktivitäten gehörende Geschäftsfelder wurden systematisch abgegeben, um Kapital für den Ausbau der Luxusmarken zur Verfügung zu stellen.Ein weiterer wichtiger Schritt war der Kauf der italienischen Luxusmarke Brioni im November 2011.
Brioni, bekannt für seine maßgeschneiderten Anzüge, die unter anderem von James Bond getragen wurden, ergänzte das Portfolio mit einem starken Fokus auf hochwertige Herrenmode. Die Übernahme signalisierte Kering den Willen, auch in der klassischen, langlebigen Luxusbekleidung präsent zu sein und sich im Premium-Herrensegment zu etablieren.Im Dezember 2012 gelang Kering der erste Schritt in den asiatischen Markt durch die Mehrheitsbeteiligung am chinesischen Schmuckunternehmen Qeelin. Die Expansion in China, einem der wichtigsten Wachstumsmärkte für Luxusgüter, war für den Konzern von großer strategischer Bedeutung und ein klares Bekenntnis zur Globalisierung. Die Übernahme stellte den Beginn einer Reihe von Investitionen in feinste Schmuck- und Lifestyle-Marken dar.
Im Zuge der Neuausrichtung des Konzerns folgte im März 2013 die Umfirmierung von PPR zu Kering. Dieser Namenswechsel sollte die Abkehr von den Massenmarktaktivitäten symbolisieren und die Konzentration auf exklusive, hochwertige Marken unterstreichen. Kering, ein Begriff, der an „Caring“ (Fürsorge) angelehnt ist, signalisiert auch das Engagement des Unternehmens für Nachhaltigkeit und Verantwortung in der Luxusbranche.Kurz darauf, im April 2013, erweiterte Kering sein Schmuckportfolio durch die Übernahmen der italienischen Marken Pomellato und DoDo. Diese Akquisitionen unterstrichen die Bedeutung des Schmucksegments innerhalb des Konzerns und ergänzten das Angebot durch kreative und trendbewusste Kollektionen.
Schmuck etablierte sich als Wachstumsmotor neben Mode und Accessoires.Der Zeitraum ab 2022 war geprägt von bedeutenden Führungswechseln, die Einfluss auf das Image und die strategische Ausrichtung von Kering hatten. Im November 2022 erklärte die Gruppe den Abschied von Alessandro Michele, dem langjährigen kreativen Kopf von Gucci, mit dem Verweis auf unterschiedliche Perspektiven. Michele hatte die Marke über zwei Jahrzehnte geprägt und zu globalem Ruhm geführt, doch die Modewelt verlangt ständige Erneuerung und Anpassung.Im Juli 2023 zeigte Kering weiterhin seine Investitionsbereitschaft in der Luxusbranche, indem man einen 30-prozentigen Anteil an dem italienischen Modehaus Valentino erwarb.
Der Deal hatte ein Volumen von 1,7 Milliarden Euro und zielte darauf ab, die Position von Gucci zu stärken, das in den letzten Jahren mit rückläufigen Umsätzen und einer schwächelnden Nachfrage, insbesondere nach der Pandemie, zu kämpfen hatte.Im selben Monat wurde ebenfalls der Kauf der französischen Premium-Duftmarke Creed für 3,5 Milliarden Euro bekannt gegeben. Diese Akquisition durch Kering rundet das Angebot ab und positioniert das Unternehmen klar im Bereich der exklusiven Lifestyle-Produkte. Die Marke Creed genießt einen ausgezeichneten Ruf für Luxusparfüms und reichert somit das Portfolio mit einem neuen hochwertigen Segment an.Der September 2023 brachte weitere Veränderungen an der Führungsspitze.
Marco Bizzarri, der CEO von Gucci, verließ das Unternehmen nach acht Jahren. Die Umbesetzungen auf Top-Ebene spiegelten Kerings Bemühungen wider, Gucci neu zu beleben und die Marke gestärkt aus der aktuellen Krise zu führen. Damit verbunden sind hohe Erwartungen, die das Luxushaus in den kommenden Jahren erfüllen soll.Im Oktober 2024 gab Kering öffentlich Schwierigkeiten bezüglich des Gewinnwachstums von Gucci bekannt, vor allem aufgrund einer schwachen Nachfrage in China, einem maßgeblichen Markt für Luxusgüter. Diese Entwicklung zeigt die Vulnerabilität selbst großer Luxusmarken gegenüber globalen Marktveränderungen und äußeren Einflüssen.
Die Unruhe und Herausforderungen bei Gucci setzten sich bis ins Jahr 2025 fort. Im Februar verkündete der Konzern den Wechsel im Designteam, mit dem Weggang von Sabato De Sarno. Der neue Weg solle darauf abzielen, wohlhabendere Kundengruppen besser anzusprechen und den Absatz zu beleben. Doch die Schwierigkeiten blieben sichtbar.Im März 2025 folgte eine weitere umstrittene Entscheidung, als Kering mit der Ernennung von Demna, einem internen Talente, zum künstlerischen Leiter von Gucci für Aufsehen sorgte.
Die Anleger reagierten nervös, was zu einem dramatischen Kursverlust von 3 Milliarden US-Dollar in nur einem Tag führte. Dieses Ereignis unterstrich den Druck auf das Unternehmen, richtige Investitionsentscheidungen zu treffen und kreative Weichen richtig zu stellen.Insgesamt dokumentiert die Entwicklung von Kering eindrucksvoll, wie ein ursprünglich kleiner Handelsbetrieb durch gezielte Übernahmen, strategische Neuausrichtungen und fokussiertes Management zu einem globalen Musterschüler in der Luxusbranche aufsteigen kann. Das Unternehmen lebt vom ständigen Wandel, der Anpassung an globale Trends und der Kombination aus traditionellen Werten und moderner Innovation. Dabei bleibt der Einfluss der Gründerfamilie Pinault und die klare Vision eines exklusiven Produktangebots stets spürbar.
Die Zukunft von Kering wird geprägt sein von weiteren Herausforderungen, insbesondere in Bezug auf Nachhaltigkeit, digitale Transformation und das sich wandelnde Konsumentenverhalten. Doch die Geschichte zeigt, dass der Konzern mit Flexibilität, Investmentstärke und Innovationsfreude aufgestellt ist, um auch künftige Trends und Marktanforderungen erfolgreich zu meistern. Kering bleibt damit ein Schlüsselakteur für den Luxusmarkt, dessen Entwicklung weiterhin spannende Einblicke in die Dynamik der globalen Mode- und Lifestylebranche erlaubt.