Die Amazon Aktie befindet sich nach einem schwierigen Start ins Jahr 2025 im Aufwind. Nach erheblichen Einbrüchen im ersten Quartal, welche vor allem durch Unsicherheiten bezüglich der Handelszölle ausgelöst wurden, verzeichnet der Tech-Riese nun eine bemerkenswerte Erholung. Diese Dynamik wird maßgeblich durch eine zwischenzeitliche Reduzierung der von der US-Regierung verhängten chinesischen Zölle beeinflusst. Anleger und Experten fragen sich daher: Ist Amazon jetzt ein lohnendes Investment oder sind die Risiken weiterhin zu hoch? Die Handelsspannungen zwischen den USA und China haben in der ersten Jahreshälfte mehrfach für heftige Kursbewegungen bei Amazon gesorgt. Am 2.
April 2025, anlässlich der sogenannten „Liberation Day“ Ankündigung von Präsident Donald Trump, als neue scharfe Zölle verkündet wurden, fiel die Amazon Aktie deutlich. Die Belastung entstand vor allem durch Befürchtungen, dass höhere Zollabgaben die Warenkosten im weltweiten Amazon-Marktplatz in die Höhe treiben und so den Konsum negativ beeinflussen würden. Der Onlinehandel, auf den Amazon maßgeblich baut, könnte dadurch ernsthafte Rückschläge erleiden. Trotz dieser Herausforderungen hat Amazon im Mai eine beeindruckende Rallye hingelegt. Die Aktie legte im Mai um 11,5 Prozent zu, nachdem sie im März und April insgesamt knapp 13 Prozent an Wert verloren hatte.
Dieses Zwischenergebnis erlaubt zwar noch keinen völligen Optimismus, da die Amazon Aktie insgesamt im Jahr 2025 bisher 6,3 Prozent im Minus steht, dennoch zeigt es, dass die Märkte die jüngsten Entwicklungen positiv bewerten. Die vorübergehende Reduzierung der chinesischen Zölle von 145 Prozent auf 30 Prozent im Zuge eines vorläufigen Handelsabkommens mit China hat maßgeblich dazu beigetragen. Neben den Handelskonflikten spielen auch die fundamentalen Unternehmenszahlen eine wichtige Rolle bei der Bewertung der Aktie. Amazon konnte im ersten Quartal 2025 die Prognosen mit einem Ergebnis von 1,59 US-Dollar Gewinn je Aktie und einem Umsatzwachstum von 9 Prozent auf 155,2 Milliarden US-Dollar übertreffen. Vor allem das Cloud-Geschäft über Amazon Web Services (AWS), ein entscheidender Wachstums- und Gewinnbringer, bleibt weiterhin im Fokus der Investoren.
Allerdings enttäuschte die Prognose für das zweite Quartal mit einem erwarteten operativen Ergebnis von 15,3 Milliarden US-Dollar, was unter den Analystenerwartungen lag. Diese gemischte Bilanz sorgte für kurzfristige Kursrückgänge, konnte die positive Mai-Erholung aber nicht stoppen. Im Wettbewerb um die Dominanz im Bereich künstlicher Intelligenz rückt Amazon Web Services zunehmend in den Mittelpunkt. AWS kämpft gegen Microsoft Azure um bedeutende Kunden im Bereich KI-Enterprise-Lösungen. Amazons Bestrebungen, eigene KI-Hardwarechips wie „Trainium“ und „Inferentia“ zu entwickeln, zeigen die langfristige Innovationsstrategie des Unternehmens und könnten einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen.
Analysten sehen hierin einen wertvollen Wachstumstreiber, auch wenn höhere Investitionen in Forschung und Entwicklung sowie Kapitalausgaben in den kommenden Jahren die kurzfristigen Cashflows belasten könnten. Der Handelsstreit bleibt dennoch ein Unsicherheitsfaktor. Präsident Trump kündigte nach der Zollsenkung eine erneute Kritik an China an und bezeichnete das Land als „vollständigen Verletzer“ des Handelsabkommens vom 12. Mai. Dieses Hin und Her bei den Handelszöllen führte bei der Amazon Aktie zu erheblichen Kursschwankungen.
Die jüngste Entscheidung eines Bundesgerichts, den Einsatz der Notstandsbefugnisse zur Einführung der Zölle zu blockieren, löste zunächst einen Kursanstieg aus, wurde aber durch eine sofortige Aussetzung dieses Urteils durch ein Berufungsgericht wieder etwas relativiert. Solche politischen Risiken lassen sich schwer prognostizieren und stellen eine Herausforderung für Investoren dar. Technisch betrachtet findet sich Amazon aktuell in einem sogenannten „Cup-with-handle“-Chartmuster, das oft als bullisches Signal für eine bevorstehende Kursrally gilt. Der für die technische Analyse wichtige „Buy Point“ liegt bei 214,84 US-Dollar, was nahe an dem Höchststand vom 13. Mai liegt.
Die Aktie hat bereits wieder ihre wichtigen gleitenden Durchschnitte für 21, 50 und 200 Tage überschritten, was die positive Tendenz unterstützt. Weiterhin hat sich die Relative-Stärke-Bewertung (RS-Wert) auf 74 verbessert, was bedeutet, dass die Aktie gegenüber 74 Prozent aller anderen analysierten Aktien besser abgeschnitten hat. Allerdings empfehlen Analysten, auf Aktien mit einem RS-Wert von mindestens 80 zu setzen, um das beste Momentum zu erfassen. Die Fundamentaldaten spiegeln sich auch in der Gesamtbewertung wider. Amazon hält laut IBD Stock Checkup Tool eine Composite-Rating von 93 von 99, was ein Indikator für eine insgesamt starke Wachstums- und Qualitätsbewertung ist.
Dies macht Amazon trotz der Volatilität in diesem Jahr attraktiv für langfristig orientierte Anleger. Wall Street Analysten bleiben überwiegend bullish. Von 72 Analysten, die Amazon beobachten, geben 96 Prozent eine Kaufempfehlung. Die durchschnittlichen Kursziele liegen bei rund 237,79 US-Dollar und bedeuten ein Upside-Potenzial von etwa 16 Prozent gegenüber dem Kurs Ende Mai. Interessanterweise sind die Kursziele im Laufe des Jahres von Anfang 2025 bei etwa 268,39 US-Dollar allerdings gesunken, was den vorsichtigen Umgang mit den Unsicherheiten reflektiert.
Neben dem Kerngeschäft ist Amazons wachsender Werbemarkt eine spannende Entwicklung. Amazon platziert sich zunehmend als Herausforderer für Google und Meta im Bereich digitaler Werbung. Dieses Geschäftsfeld wird als bedeutender zukünftiger Gewinnbringer gewertet und bietet neue Einnahmequellen. Was bedeutet das für Anleger? Trotz der jüngsten Kursgewinne und positiven Einschätzungen bleibt die Lage volatil. Das politische Umfeld im Handelskonflikt, die Unsicherheiten bei den Margen und der hohe Wettbewerb im Technologiesektor bilden Risiken.
Gleichzeitig sprechen starke Quartalsergebnisse, die solide Innovationsstrategie im Bereich künstliche Intelligenz, die Erholung der Aktie sowie positive technische Signale für eine aussichtsreiche Investmentalternative. Für langfristig orientierte Investoren, die ein grundsätzliches Vertrauen in Amazons Geschäftsmodell und Zukunftsausblick haben, könnte sich die Aktie als lohnenswert erweisen. Trader, die auf kurzfristige Kursgewinne setzen, sollten hingegen die Schwankungsbreite und die geopolitischen Risiken genau beobachten. Amazon bleibt eine der wertvollsten und innovativsten Firmen der Welt mit einem Marktkapital von etwa 2,18 Billionen US-Dollar, und ihre Entwicklung ist eng mit globalen Handelsbeziehungen und technologischen Trends verknüpft. Letztlich hängt die Entscheidung, ob Amazon aktuell ein Kauf ist, stark von der individuellen Risikotoleranz und der Bewertung der politischen sowie wirtschaftlichen Rahmenbedingungen ab.
Der Aktienmarkt preist derzeit teils positive, teils negative Faktoren ein. Anleger sollten sich weiterhin über neueste Entwicklungen informieren und erwägen, Amazon in ihr diversifiziertes Portfolio aufzunehmen oder ihre Positionen bei Anzeichen grundlegender Veränderungen anzupassen. Das Jahr 2025 verspricht spannend zu werden – nicht nur aufgrund der heftigen Handelsschwankungen, sondern auch dank wegweisender technologischer Investitionen, die Amazons Zukunft maßgeblich prägen könnten. Die Aktie von Amazon spiegelt diese vielseitigen Facetten wider und bleibt eine der meistbeachteten Werte an den Börsen weltweit.