In der heutigen digitalen Welt sind mobile Anwendungen unverzichtbare Begleiter im Alltag vieler Menschen. Doch trotz der Innovationskraft und des technologischen Fortschritts bleibt eines häufig auf der Strecke: das Design, das Nutzer wirklich anspricht, begeistert und ihnen ein Gefühl von Vertrautheit gibt. Viele Apps wirken trotz modernster Technik oft hölzern, unpersönlich oder gar „tot“, weil sie nicht auf echte Nutzerbedürfnisse eingehen oder sich zu sehr an starren Corporate-Design-Richtlinien orientieren. Diese Zeiten sind jedoch im Wandel, und ein Ende dieses sogenannten „toten App-Designs“ rückt immer näher.Das moderne App-Design hat lange Zeit unter dem Glauben gelitten, dass Unternehmen ein geheimes oder spezielles Wissen über ihre Nutzer besitzen.
Dieses vermeintliche Wissen sollte angeblich genutzt werden, um einzigartige, maßgeschneiderte Nutzererlebnisse zu schaffen. Dabei wird jedoch oft übersehen, dass viele Nutzer ähnliche Bedürfnisse und Wünsche haben – sie streben nach Einfachheit, Konsistenz und einer intuitiven Bedienung, unabhängig von der Marke. Stattdessen werden Apps häufig mit unnötig komplexen Designs überfrachtet oder sie befinden sich in einem ständigen Kampf zwischen Markenidentität und Benutzerfreundlichkeit.Ein großer Schritt in die richtige Richtung ist die neu vorgestellte Weiterentwicklung der etablierten Designrichtlinien: Material Design Expressive von Google. Diese Weiterentwicklung der beliebten Material Design Prinzipien führt zu mehr Flexibilität and Persönlichkeit, ohne dabei die bewährte Klarheit und Bedienbarkeit zu opfern, die Nutzer schätzen.
Das bemerkenswerte an Material Design Expressive ist, dass es Kreativität fördert, aber gleichzeitig konsistente Nutzererlebnisse ermöglicht. Das bedeutet: Nutzer bekommen auf ihrem Smartphone oder Tablet ein einheitliches und vor allem vorhersehbares Erlebnis, das sich aber dennoch angenehm und individuell anfühlt.Warum ist diese Konsistenz im Design überhaupt so wichtig? Ganz einfach: Weil Nutzer Menschen sind, die mit klaren Erwartungen an Apps herangehen. Wenn sie zum Beispiel auf ihrem Homescreen ein elegantes und ansprechendes Farbschema sehen, erwarten sie genau das auch in der jeweiligen App. Erscheint die App dann plötzlich völlig anders, wirkt sie wie aus einer anderen Welt – das erzeugt eine Diskrepanz, die Unbehagen und Unzufriedenheit beim Nutzer hervorruft.
Die Marke, die eigentlich Vertrauen aufbauen wollte, hinterlässt stattdessen den Eindruck, „nicht verstanden“ zu haben, wie man eine gute Nutzererfahrung gestaltet. Der Unterschied zwischen „persönlich“ und „fremd“ mag subtil erscheinen, entscheidet aber über den Erfolg oder Misserfolg einer App.Dabei sind viele Unternehmen versucht, ihr eigenes, unverwechselbares Markenbild durch Farben, Formen und typografische Besonderheiten zu stärken. Allerdings ist die Frage berechtigt, ob eine Marke wirklich durch eine Farbe oder ein spezielles Logo definiert ist, oder vielmehr durch die Qualität und den Respekt, den sie ihrem Nutzer entgegenbringt. Ein umsichtiges App-Design kann ein Zeichen dafür sein, dass das Unternehmen auch den Nutzer wertschätzt und versteht.
Es signalisiert, dass man sich Gedanken gemacht hat, wie der Nutzer mit der Anwendung interagiert, anstatt nur oberflächlich eine Marke zu präsentieren. Diese respektvolle Haltung gegenüber dem Nutzer trägt maßgeblich zum langfristigen Erfolg bei.Ein weiterer bedeutsamer Aspekt ist die Rolle der Einfachheit im Design. Bereits berühmte Autoren wie Jorge Luis Borges haben die Reduktion auf das Wesentliche als Schlüssel zum Erfolg gesehen. Auch im Design bedeutet das, keine unnötigen Elemente einzubauen, die den Nutzer nur verwirren oder ablenken.
Die Kommunikation muss klar und fokussiert sein. Gute Designs schaffen intuitive Wege, die Nutzer ohne Umwege ans Ziel führen und ihr Erlebnis zum Genuss machen. Oft ist weniger mehr – und gerade die mobile Nutzung erfordert, dass Apps schnell, übersichtlich und funktional sind.Zusätzlich zum Nutzererlebnis steht auch der Aspekt der Verantwortlichkeit im Design im Fokus. Unternehmen sind heutzutage mehr denn je dazu angehalten, barrierefreie, inklusive und nachhaltige Lösungen zu schaffen.
Ein modernes App-Design berücksichtigt daher nicht nur ästhetische Kriterien, sondern auch technische und soziale Anforderungen. Dazu gehören optimierte Performance, Unterstützung vielfältiger Eingabemöglichkeiten für Menschen mit Behinderungen und ein schonender Umgang mit Ressourcen. Diese Faktoren fließen zunehmend in innovative Designsysteme wie Material Design ein und machen sie zu ganzheitlichen Werkzeugen, mit denen Entwickler und Designer auf Augenhöhe mit den Nutzern agieren können.Es stellt sich die Frage, warum trotz dieser Vorteile viele Apps den Sprung zum modernen, konsistenten und respektvollen Design nicht schaffen. Oftmals liegen die Gründe in Unternehmensstrukturen, die Design als reinen Marketingkanal und nicht als Teil der Produktphilosophie verstehen.
Es fehlt die Bereitschaft, etablierte Muster infrage zu stellen und sich auf die Perspektive der Nutzer einzulassen. Manchmal entsteht auch eine Art Konkurrenzkampf zwischen den Erwartungen der Geschäftsführung, den Vorgaben des Brandings und den Bedürfnissen der Nutzer – ein Balanceakt, der ohne klare Führung und offene Kommunikation kaum zu meistern ist.Glücklicherweise zeigen erste Vorboten eine Trendwende. Die Zeiten flacher, langweiliger und unpersönlicher App-Designs scheinen zu verschwinden. Neue, lebendigere Stile, die sich am Nutzer orientieren, gewinnen an Bedeutung.
Google Material Design Expressive trägt maßgeblich zu dieser Entwicklung bei, indem es Flexibilität erlaubt, ohne die bewährten Standards aufzugeben. Designer und Entwickler können so kreativer sein, während sie dennoch für eine hohe Qualität und Nutzerfreundlichkeit sorgen.Die Zukunft des App-Designs verspricht somit mehr Menschlichkeit, mehr Respekt und mehr Freude für den Nutzer. Die Herausforderung besteht darin, den Spagat zwischen individuellen Markenidentitäten und globalen Usability-Standards zu meistern. Technologie und Designsysteme bieten heute die notwendigen Werkzeuge dafür.
Was es jetzt braucht, ist der Wille in den Unternehmen, sich wirklich auf die Bedürfnisse der Nutzer einzulassen und mutig Neues zu wagen.Am Ende ist das Ende des toten App-Designs zugleich ein Aufbruch zu einer neuen Ära der digitalen Produktgestaltung. Hier zählt nicht nur, wie etwas aussieht, sondern wie es sich anfühlt, benutzt wird und Vertrauen schafft. Der Nutzer steht im Zentrum – mit seinen Erwartungen an Einfachheit, Konsistenz, Schönheit und vor allem Erlebnisqualität. Ein Design, das diesen Anforderungen gerecht wird, wird nicht nur Sichtbarkeit und Downloads bringen, sondern echte Begeisterung und Loyalität.
Die Zeit ist reif, diesen Wandel aktiv mitzugestalten und die Zukunft lebendiger, nutzerorientierter Apps zu schaffen.