Die sogenannten De Minimis-Ausnahmeregelungen haben über Jahrzehnte hinweg den internationalen Online-Handel maßgeblich geprägt. Doch im Jahr 2025 wurde dieses langjährig geltende Zollprivileg in den USA deutlich eingeschränkt. Für große chinesische Onlinehändler wie Shein und Temu bedeutet dies nicht nur eine Herausforderung, sondern auch eine grundlegende Veränderung ihres Geschäftsmodells, die sich in steigenden Preisen für Endkunden bemerkbar macht. Das Ende der De Minimis-Ausnahme wirft ein Schlaglicht auf die globale Handelsstruktur und die Schutzmaßnahmen, die Länder zunehmend einführen, um ihre lokalen Märkte und die öffentliche Sicherheit zu stärken. Die De Minimis-Ausnahmeregelung ist ein historisches Zollprivileg, das erstmals im Jahr 1938 ins Leben gerufen wurde.
Ursprünglich sollte vermieden werden, dass Zollbehörden und Händler den Aufwand betreiben, bei sehr geringwertigen Waren Zollgebühren zu erheben. Diese Regel besagte, dass Warenpakete mit einem Wert unter einem bestimmten Schwellenwert – seit einigen Jahren in den USA bei 800 US-Dollar – zollfrei importiert werden konnten. Das erleichterte den grenzüberschreitenden Handel insbesondere im Bereich der kleinen Pakete, die hauptsächlich aus Ländern mit großer Exportkraft wie China stammen. Die letzten Jahre haben allerdings deutlich gemacht, dass diese Regelung auch eine Reihe von Problemen mit sich bringt. Vor allem Online-Marktplätze von chinesischen Unternehmen, darunter Shein und Temu, profitierten fast uneingeschränkt von diesem System.
Ihre ultra-günstigen Angebote wurden in den USA übermäßig populär, da sie durch die zollfreie Einfuhr preislich enorme Vorteile gegenüber lokalen Einzelhändlern hatten. Millionen amerikanische Kunden bestellten monatlich Produkte, die aufgrund der De Minimis-Ausnahme ohne zusätzliche Kosten zugestellt wurden. Diese immense Flut von Paketen führte zu erheblichen Herausforderungen für US-Grenz- und Zollbehörden. Die Zahl der Kleinsendungen aus China stieg von etwa 140 Millionen vor zehn Jahren auf über eine Milliarde im Jahr 2024. Die Behörden standen vor der schwierigen Aufgabe, illegale oder gefährliche Waren auszusortieren, während gleichzeitig die Abfertigung für die überwiegende Mehrheit der erlaubten Pakete gewährleistet werden musste.
Der De Minimis-Loophole wurde immer öfter von Schmugglern ausgenutzt, um verbotene Substanzen wie synthetische Opioide, insbesondere das tödlich wirkende Fentanyl, als vermeintlich harmlose Sendungen nach Amerika zu verschicken. Aus Sorge um die öffentliche Gesundheit und den Schutz heimischer Unternehmen griff die US-Regierung dieser Problematik entschlossen unter die Arme. Unter Präsident Joe Biden wurden Änderungen angekündigt, die den Missbrauch des De Minimis-Schwellenwertes unterbinden sollten. Kurz darauf verschärfte sein Vorgänger Donald Trump die Lage durch eine Reihe von Maßnahmen. Ein besonders einschneidendes Maßnahmenpaket beinhaltete die vorübergehende Aussetzung der De Minimis-Ausnahme für Sendungen aus China, was US-Postämter zwang, Pakete aus dem chinesischen Festland und Hongkong vorübergehend nicht anzunehmen.
Diese Maßnahme wurde jedoch aufgrund logistischen Drucks schnell wieder ausgesetzt. Dennoch setzte Trump seinen Kurs fort und ordnete per Exekutivverfügung an, dass alle Warenpakete, die einen Wert unter 800 US-Dollar ausweisen, nun einem Zollsatz von 120 Prozent unterliegen oder mit einer Pauschalgebühr von mindestens 100 US-Dollar beaufschlagt werden. Diese Gebühr wird zukünftig auf 200 US-Dollar angehoben, was die Einkaufspreise für amerikanische Verbraucher markant erhöht. Shein und Temu gaben bereits bekannt, dass sich durch die neue Zollpolitik ihre Betriebskosten deutlich erhöhen. Dies führt zwangsläufig dazu, dass die beiden Onlinehändler ihre Preise anpassen und damit ein Ende der ultra-günstigen Preise für viele Produkte in den USA eingeläutet wird.
Ein weiterer wichtiger Schritt von Temu besteht darin, dass das Unternehmen nun den Verkauf von Waren, die direkt aus China importiert werden, an US-Kunden eingestellt hat. Stattdessen sollen Verkäufe jetzt nur noch von lokal ansässigen US-Händlern durchgeführt werden. Der Versand erfolgt demnach aus den USA, was kürzere Lieferzeiten verspricht, aber auch höhere Preise bedeuten kann. Temu betont zum Teil den Vorteil, dass so lokale Händler gestärkt werden können, die von der Plattform profitieren und ihren Kundenkreis ausbauen können. Dennoch ist klar, dass sich die Geschäftsmodelle der chinesischen Online-Riesen grundlegend wandeln müssen.
Die Schließung der De Minimis-Lücke hat auch Auswirkungen auf das Einkaufsverhalten der Konsumenten. Viele Verbraucher zeichnen sich durch große Preisempfindlichkeit aus und kauften bisher vor allem wegen der günstigen Preise bei Shein und Temu. Mit steigenden Preisen könnten Käufer aufgefordert werden, entweder lokale Anbieter zu bevorzugen oder generell weniger häufig dort zu bestellen. Kurzfristig sind die Reaktionen gemischt: Einige Verbraucher könnten auf andere internationale Händler ausweichen, die ähnliche Vorteile noch bieten, während andere ihren Konsum insgesamt reduzieren. Neben den direkten finanziellen Auswirkungen hat das Ende der De Minimis-Ausnahme auch politische und wirtschaftliche Dimensionen.
US-Politiker argumentieren, dass das sogenannte "China Dumping" nicht nur den amerikanischen Einzelhandel schwächt, sondern auch Sicherheitsrisiken birgt. Der Import billiger Plastikware, Kleidung und sonstiger Non-Food-Produkte schadet kleinen und mittelständischen Unternehmen in den USA, die nicht mit der Preisdruck der Global Player mithalten können. Ebenso geht es um den Schutz vor illegalen Substanzen, die über die Versandwege in den USA große Schäden verursachen. Andererseits warnen Experten davor, dass die strengeren Zollregelungen zu einer höheren Belastung der US-Zollbehörden führen könnten. Der Aufwand zur Kontrolle der nun zu verzollenden Millionen Paketsendungen steigt erheblich an, wodurch mehr Personal, Zeit und Geld benötigt werden.
Kritiker meinen, dass genau diese Belastung möglicherweise den Fokus der Sicherheitsbehörden von den tatsächlichen Schmuggelrouten, wie der Südgrenze zu Mexiko, ablenkt. Auf internationaler Ebene folgen weitere Länder dem Beispiel der USA. Im Vereinigten Königreich ist eine Überprüfung der Regelung für Niedrigwertsendungen angekündigt worden. Dort liegt die Steuerfreigrenze aktuell bei 135 Pfund, was billig importierte Waren stark begünstigt und zunehmend den stationären Handel unter Druck setzt. Ähnliche Pläne gibt es in der Europäischen Union, die erwägt, die Zollfreiheit für Pakete mit einem Wert unter 150 Euro abzuschaffen.
Die Folgen für die europäischen Verbraucher könnten in Form höherer Preise und langsameren Versandzeiten ebenfalls spürbar sein. Zusammenfassend lässt sich feststellen, dass das Ende der De Minimis-Ausnahme in den USA einen Meilenstein im internationalen Handel markiert. Für Händler wie Shein und Temu bedeutet die neue Regelung einen tiefgreifenden Einschnitt ihrer bisherigen Geschäftspraktiken. Verbraucher müssen sich auf Preissteigerungen einstellen, da die günstigeren Importwaren mit zusätzlichen Kosten belastet werden. Für die US-Wirtschaft und den Zoll sind die Maßnahmen ein Versuch, lokale Unternehmen zu schützen und die öffentliche Sicherheit zu steigern, auch wenn sie mit gegebenen Herausforderungen verbunden sind.
Diese Entwicklung zeigt, wie komplex die Globalisierung und der weltweite Online-Handel mittlerweile sind, wenn es um die Balance zwischen Offensein für internationale Waren und dem Schutz der bürgerlichen Interessen geht. Ob die Schließung der De Minimis-Ausnahme auf Dauer eine Win-Win-Situation für Lokale, Staat und Verbraucher darstellt, wird sich in den kommenden Jahren zeigen. Ein gesicherter Fakt ist jedoch, dass die Zeit der unbeschränkten zollfreien Kleinpaketsendungen aus China in die USA vorbei ist, was den Handel und die Preise eindeutig verändern wird.