Die Welt der Exchange Traded Funds (ETFs) hat sich in den letzten Jahren dramatisch verändert. Vor allem das Segment der aktiven ETFs erfreut sich zunehmender Beliebtheit, obwohl es nur einen kleinen Anteil des gesamten ETF-Markts ausmacht. Aktive ETFs kombinieren die Vorteile der traditionellen ETFs, wie Liquidität und Transparenz, mit der Möglichkeit einer aktiven Verwaltung, die auf Marktchancen reagiert. Doch trotz des Wachstums birgt der aktive ETF-Markt Herausforderungen, insbesondere hinsichtlich der Kapitalbeschaffung und der Etablierung im Markt. Neue Analysen von Broadridge Financial Solutions werfen ein klares Licht darauf, warum der Aufbau eines Volumens von mindestens 100 Millionen US-Dollar im ersten Jahr über den langfristigen Erfolg entscheidet.
Der aktive ETF-Markt hat sich in den letzten Jahren rasant entwickelt. Von 2019 bis 2024 stieg das verwaltete Vermögen aktiver ETFs von rund 81 Milliarden auf beeindruckende 631 Milliarden US-Dollar. Dennoch machen aktive ETFs mit etwa sechs Prozent nur einen kleinen Teil des gesamten verwalteten Vermögens aus, zeigen die Daten von Broadridge. Dies weist zum einen auf das enorme Wachstumspotenzial hin, zum anderen aber auch auf die enorme Konzentration im Markt. Nur ein Bruchteil der aktiven ETFs erreicht die entscheidende Marke von 100 Millionen US-Dollar Volumen im ersten Jahr.
Laut der Untersuchung sind dies lediglich 11 Prozent derfonds mit mindestens drei Jahren Track Record. Diese Schwelle ist aus mehreren Gründen bedeutungsvoll. Fonds, die die erste Hürde schaffen, wachsen nicht nur schneller, sondern erreichen meist innerhalb von drei Jahren Volumina von über einer Milliarde US-Dollar – eine Größenordnung, die langfristige Rentabilität und Stabilität sichert. Die Konzentration der Vermögensverwaltung innerhalb aktiver ETFs ist hoch. Drei Top-Manager kontrollieren 48 Prozent der Vermögenswerte, während die zehn größten Anbieter insgesamt 77 Prozent des Marktes dominieren.
Obwohl diese Konzentration im Vergleich zu 2019, wo noch 90 Prozent vom Markt auf die zehn größten Anbieter entfielen, gesunken ist, zeigt sie die Herausforderungen für neue Marktteilnehmer deutlich auf. Der Schlüssel zum Erfolg scheint darin zu liegen, bereits zu Beginn „Gas zu geben“ und schnell ein starkes Fundraising zu erreichen. Die Wege zum „Escape Velocity“, also dem Erreichen einer kritischen Masse, sind vielfältig, doch einige Strategien haben sich als besonders effektiv erwiesen. Die Verteilung über registrierte Investmentberater (RIAs) stellt einen der zugänglichsten Kanäle für neue aktive ETFs dar. RIAs verwalten bereits 61 Prozent der aktiven ETF-Vermögen, was diesen Kanal zu einem wichtigen Schnittpunkt zwischen Fondsmanagern und Investoren macht.
Dadurch ist der Einstieg über RIAs oft einfacher als über andere Vertriebswege mit höheren Zugangshürden. Broker-Dealer und Wirehouse-Plattformen setzen oft strengere Compliance-Anforderungen voraus und bevorzugen Fonds mit bereits etablierter Größe. Somit wird der Einstieg für neue Fonds hier erschwert, was die Bedeutung von RIA-Kanälen nochmals verstärkt. Fondsmanager, die es schaffen, gezielt hochqualifizierte Berater anzusprechen, profitieren von einer höheren Abschlussquote und überdurchschnittlichen Bruttoverkäufen. Broadridge-Daten zeigen, dass Berater mit hohem Interesse an aktiven ETFs drei Mal so hohe Bruttoverkäufe generieren wie weniger engagierte Kollegen.
Ein zentrales Erfolgsgeheimnis für aktive ETFs ist das Vorhandensein von Wettbewerbsvorteilen. Fonds, die entweder durch spezialisierte Investmentansätze, exklusive Vertriebskanäle oder eine starke Markenidentität hervorstechen, können sich besser im Markt positionieren. JPMorgan Asset Management ist ein Beispiel dafür, dass alle drei Vorteile kombiniert und so zum Branchenführer mit 9 Prozent Marktanteil aufgestiegen sind. Die Performance des Fonds im ersten Jahr spielt ebenfalls eine bedeutende Rolle für die weitere Entwicklung. Gute erste Ergebnisse schaffen Vertrauen bei Investoren und Beratern und erleichtern die Gewinnung weiteren Kapitals.
Daher legen erfolgreiche aktive ETF-Manager großen Wert auf klare Investmentstrategien und transparente Kommunikation der Ergebnisse. Obwohl aktive ETFs im Vergleich zu passiven ETFs noch relativ klein sind, zeigen die aktuellen Daten auch, dass die Marktanteile in verschiedenen Vertriebskanälen wachsen. Auf RIA-Plattformen liegt die Penetration bei knapp 6,8 Prozent, während Wirehouses und Broker-Dealer bei etwa 2,9 beziehungsweise 2,5 Prozent liegen. Die Kapitalzuflüsse in aktive ETFs übersteigen dabei oft den Anteil am Vermögen, was auf eine steigende Nachfrage und aufstrebende Dynamik im Markt hindeutet. Für Fondsmanager ist es daher essenziell, von Anfang an eine klare Wachstumsstrategie zu verfolgen.
Neben der Kapitalbeschaffung im ersten Jahr sollten Netzwerke zu aktiven Vertriebswegen aufgebaut und gepflegt werden. Auch die Identifikation von Beratern mit hohem Interesse an aktiven Strategien wird zunehmend wichtiger. Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der aktive ETF-Markt trotz seines dynamischen Wachstums weiterhin eine herausfordernde Umgebung für neue Fonds bietet. Die Erreichung der 100-Millionen-Dollar-Marke im ersten Jahr ist der entscheidende Faktor für nachhaltigen Erfolg, da sie den Grundstein für eine stärkere Marktposition und höheres Wachstum legt. Fondsmanager, die frühzeitig ihre Ressourcen auf den Aufbau von Beziehungen zu registrierten Investmentberatern konzentrieren, innovative und gut kommunizierte Investmentansätze verfolgen und starke Markenidentitäten entwickeln, erhöhen ihre Chancen erheblich.
Vor allem in einem sich schnell wandelnden Umfeld, in dem digitale Vertriebswege und spezialisierte Nischenstrategien an Bedeutung gewinnen, ist die Umsetzung dieser Erkenntnisse essenziell. Der langfristige Erfolg aktiver ETFs hängt maßgeblich davon ab, wie gut es gelingt, im ersten Jahr eine kritische Masse an Vermögenswerten zu erreichen. Die Analyse von Broadridge zeigt eindrucksvoll, wie eng Kapitalzufluss und nachhaltiges Wachstum im Markt der aktiven ETFs verbunden sind – ein Muster, das sich auch in Zukunft fortsetzen wird.