In der heutigen Zeit erleben wir eine regelrechte Flut von neuen Startups und Unternehmensgründungen wie nie zuvor. Die Hürden zur Firmengründung sind historisch niedrig, und das unternehmerische Umfeld ist voller Möglichkeiten und Ressourcen. Dennoch scheint parallel zu diesem Aufschwung ein Phänomen namens „Startup Slop“ die Szene zu überschatten. Der Begriff „Slop“ steht im Englischen für etwas Unordentliches oder Nachlässiges – im Kontext der Startup-Welt beschreibt es eine Form von oberflächlichem, unbedachtem Verhalten, das sich vor allem in der Medienpräsenz und dem Verhalten einiger Gründer widerspiegelt. Viele junge Unternehmer scheinen heute mehr daran interessiert zu sein, einen bestimmten Lifestyle zu inszenieren und sich selbst in sozialen Medien zu präsentieren, als tatsächlich harte Arbeit in nachhaltige Unternehmen zu investieren.
Dieser Trend zu performativer Unternehmenskultur sorgt für eine gefährliche Verzerrung dessen, was Gründen eigentlich bedeutet – einen echten Mehrwert zu schaffen und langfristig etwas Bedeutendes aufzubauen. Die Kultur des „Founder Lifestyle“ setzt sich zunehmend über Substanz hinweg. TikTok-Videos, in denen Gründer ihren vermeintlich glamourösen Alltag zeigen, unzählige LinkedIn-Posts mit allgemeinen Arbeitszitate oder bloße Umsatzzahlen, vorgetragen ohne echten Kontext, dominieren die Medienlandschaft. Dies ist die Bühne für das, was als Startup Slop bezeichnet wird – die bloße Inszenierung des Unternehmertums, ohne die dahinterstehenden Herausforderungen und den nötigen Einsatz transparent zu machen. Dabei verliert die Gründerkultur ihre Essenz: echte Innovationsfreude, tiefgründige Arbeit und das Streben nach nachhaltigem Erfolg.
Ein zentraler Grund für dieses „Slop“ ist mangelnde Fürsorge – eine Abwesenheit von echtem Interesse und Verantwortungsbewusstsein. Ein Podcast-Gast, Nabeel Qureshi, wird mit der Definition zitiert, dass Slop „das Fehlen von Fürsorge“ bedeutet. Diese Leere wird schnell von Ego gefüllt, so dass viele Gründer in einen Wettkampf über Aufmerksamkeit und Sichtbarkeit eintreten, ohne substanzielle Ideen oder Problemlösungen zu kommunizieren. Inhalte werden nicht mehr geteilt, um andere zu bereichern oder zu inspirieren, sondern vorrangig, um selbst im Rampenlicht zu stehen. Das Problem daran ist nicht nur die Zeit, die solche Beiträge beanspruchen, sondern dass sie auch echte, wertvolle Beiträge überlagern – und somit eine Community erschaffen, die sich mehr mit Selbstinszenierung als mit sinnvoller Zusammenarbeit befasst.
Manche mögen behaupten, dass Bedeutung subjektiv sei, doch die Intention hinter einer Aussage definiert ihre Wirkung. Wirklich meaningful zu kommunizieren, bedeutet, zuzuhören und Menschen in den Mittelpunkt zu stellen, statt das eigene Ego zu befriedigen. Es erfordert Empathie und die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen – für die Inhalte, die man teilt, und die Wirkung, die sie auf die Zuhörer oder Follower haben. Gerade in Zeiten, in denen die digitale Welt uns überwältigt und Aufmerksamkeit zu einem knappen Gut wird, ist es entscheidend, diese Ressource mit Sorgfalt einzusetzen. Die heutige Gründerlandschaft steht an einem Scheideweg.
Einerseits gibt es eine beispiellose Chance für unternehmerische Freiheit und kreative Entfaltung, andererseits droht die Entwicklung hin zu einer oberflächlichen Show, die den Kern des Unternehmertums aushebelt. Aufmerksamkeit darf nicht zum Selbstzweck werden. Unternehmen, die sich auf Hype und kurzfristige Sichtbarkeit konzentrieren, ohne echten Nutzen zu schaffen, riskieren nicht nur ihr eigenes Scheitern, sondern auch eine Erosion des Vertrauens in die gesamte Szene. Ein Beispiel hierfür sind sogenannte Playbooks oder Wachstumshacks von Unternehmen wie Cluely, die mehr Wert auf manipulative Aufmerksamkeit setzen, als auf echten Mehrwert. Eine nachhaltige Gegenstrategie gegen Startup Slop ist einfach, aber herausfordernd: tiefe Intention, aufrichtige Beziehungsarbeit und die Anerkennung, dass Erfolge nicht vorbestimmt sind.
Aufmerksamkeit ist ein Werkzeug, kein Selbstzweck. Gründer müssen lernen, bewusst und mit Verantwortungsbewusstsein zu kommunizieren, um diejenigen zu erreichen und zu unterstützen, die wirklich bauen und gestalten wollen. Diese Herangehensweise entspringt echter Fürsorge – einem aufrichtigen Interesse an den Bedürfnissen und Herausforderungen der eigenen Community. Dies erfordert Selbstreflexion und Kontinuität. Die Arbeit im Internet muss von einem inneren Kompass, einem sogenannten „Vektor“, geleitet sein, der kontinuierlich hinterfragt und angepasst wird.
Nicht jede Sichtbarkeit führt zu Wertschöpfung, und nicht jede Aktion sollte auf maximale Reichweite abzielen. Stattdessen ist es die Qualität der Beziehungen, die ein Gründer pflegt, und die Substanz seiner Projekte, die auf lange Sicht den Unterschied machen. Wer sich als Gründer bezeichnet, sollte sich diesen Standard zu Herzen nehmen. Das bedeutet, Werte zu schaffen, Ideen zu teilen, die wirklich anderen helfen, und die lauteste Stimme nicht dem Ego, sondern der Fürsorge zu überlassen. Es ist wertvoller zu schweigen und zu reflektieren, als sich nur zu Wort zu melden, um gehört zu werden.
Die Bereitschaft, Verantwortung zu übernehmen, seismographisch auf echte Bedürfnisse zu reagieren und langfristig an wahren Lösungen zu arbeiten, macht den Unterschied. Startup Slop ist also mehr als nur eine nervige Erscheinung in den sozialen Medien – es ist ein symptomatisches Zeichen für eine Kulturverschiebung, die Gründer, Investoren und die Gesellschaft als Ganzes betrifft. Wenn wir das Potenzial von Unternehmertum wirklich nutzen wollen, brauchen wir wieder mehr Fokus auf Substanz, Tiefe und sinnvolle Verbindungen anstelle von oberflächlicher Selbstdarstellung. Die Herausforderung besteht darin, die Flut an Inhalten zu filtern und bessere Standards für das Miteinander zu etablieren. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, sich nicht der Versuchung hinzugeben, mit leeren Versprechen und Show-Einlagen Aufmerksamkeit zu erheischen, sondern stattdessen den Blick auf langfristige Wirkung und echte Problemlösungen zu richten.
Das bedeutet, mutig genug zu sein, den eigenen Weg trotz Unsicherheiten und Rückschlägen kontinuierlich und bewusst zu verfolgen. Das ist eine Einladung an alle Gründerinnen und Gründer, nicht dem „Startup Slop“ zu verfallen, sondern echte Gründer:innen zu werden – durch authentische Arbeit, echte Fürsorge und eine klare Intention, die Welt besser zu machen.