Zimt ist ein seit langem geschätztes Gewürz, das nicht nur in der Küche Verwendung findet, sondern auch für seine potenziellen gesundheitlichen Vorteile bekannt ist. In zahlreichen Kulturen wurde Zimt traditionell zur Behandlung verschiedenster Beschwerden genutzt – von Entzündungen über Verdauungsprobleme bis hin zur Linderung von Allergien. Heute wird Zimt häufig in Form von Nahrungsergänzungsmitteln angeboten, die zur Unterstützung bei Erkrankungen wie Diabetes, Übergewicht oder allergischem Schnupfen beworben werden. Doch wie sicher ist der Konsum von Zimt und insbesondere von Zimtpräparaten? Neue wissenschaftliche Untersuchungen haben ergeben, dass Zimt mit bestimmten verschreibungspflichtigen Medikamenten interagieren kann, was potenziell gesundheitliche Risiken birgt. Dieser Beitrag beleuchtet die wichtigsten Erkenntnisse, die Wirkstoffe im Zimt, mögliche Gefahren und gibt Empfehlungen für einen verantwortungsvollen Umgang mit diesem beliebten Gewürz.
Zimt stammt vom getrockneten Rindenmaterial verschiedener Bäume der Gattung Cinnamomum. Die am weitesten verbreiteten Sorten in Europa und Nordamerika sind Cassia-Zimt, gewonnen aus der Cinnamomum aromaticum Pflanze, und Ceylon-Zimt, auch als echter Zimt bekannt, welcher von Cinnamomum verum stammt. Cassia-Zimt enthält vergleichsweise höhere Konzentrationen eines natürlichen Wirkstoffs namens Cumarin, der als Blutverdünner wirkt und bei übermäßigem Verzehr gesundheitliche Risiken bergen kann. Cumarin steht im Verdacht, in größeren Mengen Leberschäden zu verursachen, insbesondere bei Menschen mit bereits vorhandenen Lebererkrankungen. Im Gegensatz dazu enthält Ceylon-Zimt lediglich Spuren dieses Stoffes und gilt daher als weniger gesundheitlich bedenklich.
Die neueste Studie, veröffentlicht im Fachjournal Food Chemistry: Molecular Sciences, rückt den Wirkstoff Zimtaldehyd in den Fokus. Zimtaldehyd ist der chemische Hauptbestandteil des ätherischen Zimtöls, dem zahlreiche gesundheitliche Wirkungen zugeschrieben werden. Die Forschung zeigt, dass Zimtaldehyd beim oralen Verzehr im Magen-Darm-Trakt zu nahezu 100 Prozent bioverfügbar ist, das heißt, der Körper nimmt ihn sehr effizient auf – egal, ob jemand nüchtern oder nach einer Mahlzeit zu sich nimmt. Nach der Aufnahme wird Zimtaldehyd jedoch zügig in Cinnaminsäure umgewandelt. Interessant ist die Fähigkeit dieses Wirkstoffs, verschiedene körpereigene Rezeptoren zu aktivieren, die wiederum die Enzyme der Medikamentenverstoffwechselung beeinflussen können.
Diese Erkenntnis wirft wichtige Fragen hinsichtlich möglicher Wechselwirkungen zwischen Zimtpräparaten und bestimmten verschreibungspflichtigen Arzneimitteln auf. Vor allem bei chronischen Erkrankungen wie Bluthochdruck, Diabetes, Krebs, Arthritis, Asthma, Adipositas, HIV/AIDS oder Depressionen sollten Betroffene vorsichtig sein. Auch Menschen, die Blutgerinnungshemmer einnehmen oder Medikamente, die über die Leber abgebaut werden, müssen besondere Vorsicht walten lassen. Übermäßiger Konsum von Zimt kann beispielsweise die Wirkung von Blutverdünnern verstärken und somit das Risiko für unerwünschte Blutungen erhöhen. Weiterhin bestehen theoretische Bedenken hinsichtlich Wechselwirkungen mit einigen Krebsmedikamenten oder Nikotin, was noch weiterer wissenschaftlicher Untersuchungen bedarf.
Die Forscher empfehlen daher, bei längerfristiger Einnahme höher dosierter Zimtpräparate stets Rücksprache mit einem Arzt zu halten, um unerwünschte Effekte zu vermeiden. Würziger Zimt in geringen Mengen, etwa als Gewürz auf Kuchen, in Kaffee oder in der Küche generell, gilt auch laut Experten als unbedenklich und führt in der Regel nicht zu Problemen. Die größten Risiken ergeben sich erst durch eine übermäßige Einnahme über Nahrungsergänzungsmittel in hoher Dosierung über einen längeren Zeitraum. Dieser Begriff „Überkonsum“ ist bislang wissenschaftlich nicht genau definiert, doch er beschreibt grundsätzlich die Nutzung konzentrierter Zimtextrakte oder -kapseln, die täglich eingenommen werden. Verbraucher sollten sich außerdem bewusst sein, dass Nahrungsergänzungsmittel in vielen Ländern, darunter auch in Deutschland, nicht so streng reguliert werden wie Arzneimittel.
Das bedeutet, bevor solche Produkte auf den Markt kommen, unterliegen sie keiner umfassenden Wirksamkeits- und Sicherheitsprüfung durch Behörden wie die FDA in den USA. Vielmehr erfolgt die Kontrolle häufig erst nach Inverkehrbringen durch Meldungen von Nebenwirkungen. „Natürlich“ bedeutet also keinesfalls automatisch „risikolos“. Auch Substanzen, die bei geringen Dosen sicher sind, können in höheren Mengen schädlich wirken oder mit anderen Medikamenten interferieren. Daher ist es wichtig, dem behandelnden Arzt oder Apotheker alle eingenommenen Präparate und Nahrungsergänzungen mitzuteilen.
Die Forschung zu den gesundheitlichen Effekten von Zimt ist ohnehin noch nicht abgeschlossen. Während einige Studien positive Effekte bei Diabetes oder Gewichtsreduktion nahelegen, sind diese Ergebnisse bisher nicht endgültig bewiesen und sollten mit Vorsicht betrachtet werden. Ebenso gibt es Hinweise auf einen möglichen Nutzen von Zimt in Nasensprays zur Linderung allergischer Rhinitis – allerdings fehlen noch groß angelegte und methodisch starke Studien, um diese Anwendung zu empfehlen. Das Fazit lautet demnach: Zimt ist ein traditionsreiches Gewürz mit möglichem gesundheitlichen Potenzial, das jedoch übermäßiger Vorsicht bedarf, wenn es als Nahrungsergänzung eingenommen wird. Menschen mit chronischen Erkrankungen oder unter regelmäßiger Medikation sollten vor der Einnahme von Zimtpräparaten immer ihren Arzt konsultieren.
Kleine Mengen in der täglichen Küche sind im Allgemeinen unbedenklich und können geschmacklich bereichernd sein. Die künftige Forschung wird hoffentlich weitere Klarheit bringen hinsichtlich der pharmakologischen Wirkungen, der Sicherheit und der möglichen klinischen Anwendungen von Zimt. Bis dahin gilt: Verantwortungsbewusster und bewusster Umgang mit Gewürzen und Nahrungsergänzungen ist entscheidend für die eigene Gesundheit. Wer diesen Grundsatz beachtet, kann Zimt weiterhin als schmackhafte und wertvolle Ergänzung nutzen, ohne unnötige Risiken einzugehen.